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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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daß er sie auf seine Art und Weise verschlüsselt hatte.
„Kannst du sie kontrollieren?” Wir verfügten nicht über die üblichen Testmaterialien. Ich mußte improvisieren. Ich versuchte einen kurzen Kontakt. „Das Feuer. Laß das Feuer zweimal aufflammen und dann niederbrennen.”
Der Stein warf einen blauen Schimmer auf die kindlichen Züge, als er sich bückte, wobei er vor angestrengter Konzentration die Stim runzelte. Das Licht wurde stärker, das Feuer flammte hoch auf, versank, flammte noch einmal auf und wurde kleiner und kleiner „Vorsichtig”, sagte ich. „Laß es nicht ausgehen. Es ist kalt hier.” Immerhin konnte er meine Gedanken empfangen; und wenn der Test auch elementar war, so hatte er sich doch damit für den Zirkel qualifiziert. Er blickte entzückt über sich selber auf und lächelte.
Marjories Blick traf meinen. Schnell sah ich beiseite. Verdammt, es ist immer schwierig, mit einer Frau in Kontakt zu treten, von der man sich angezogen fühlt. Ich hatte auf Arilinn gelernt, es für selbstverständlich zu halten, denn Psi verbrauchte sämtliche zur Verfügung stehenden physikalischen und nervlichen Energien. Doch Marjorie hatte das nicht gelernt, und ich war schüchtern. Der Gedanke, ich müßte versuchen, es ihr zu erklären, ließ mich zurückweichen. In der sicheren Ruhe auf Arilinn, beschützt von neun oder zehn Jahrhunderten an Tradition, war es leicht, sich kühl und klinisch verbunden zu fühlen. Hier mußten wir andere Möglichkeiten finden, uns voreinander zu schützen.
Thyras Augen blickten kühl und belustigt. Nun, sie wußte es.
Wenn sie und Kadarin zusammen gearbeitet hatten, hatten sie es ohne Zweifel herausgefunden. Ich mochte sie nicht, und ich spürte, daß dies auf Gegenseitigkeit beruhte, doch immerhin konnten wir leicht miteinander in Kontakt treten. Ihre körperliche Anwesenheit war mir nicht peinlich. Wo hatte sie, wenn sie allein gearbeitet hatte, die kalte, scharfe Präzision entwickelt? War ich froh oder besorgt, daß Marjorie nichts davon zeigte? „Beltran”, fragte ich, „was kannst du?”
„Kindertricks”, antwortete er, „wenig Talent, noch weniger Ausbildung. Rafes Trick mit dem Feuer.” Er wiederholte es noch einmal langsamer, aber mit besserer Kontrolle. Er nahm einen unbenutzten Fidibus von einem kleinen Tischchen und beugte sich mit ungeheurer Konzentration darüber. Ein kleines Flämmchen sprang vom Feuer auf die Spitze des Fidibus, wo es in eine helle Flamme ausbrach.
Ein Kindertrick, sicher, eine der simpelsten Übungen auf Arilinn. „Kannst du auch mit der Matrix Feuer beeinflussen?” fragte ich.
„Ich versuche es nicht”, sagte er. „In diesem Gebiet ist die Waldbrandgefahr zu groß. Ich lerne lieber, wie man Feuer löscht. Können das eure Turmtelepathen in dem Waldbrandgebiet?
„Nein, aber wir rufen manchmal Wolken herbei und verursachen Regen. Feuer ist ein zu gefährliches Element, außer für solche Kindertricks. Kannst du das Überlicht rufen?” Er schüttelte den Kopf und verstand nicht, was ich meinte. Ich streckte die Hand aus und konzentrierte mich auf die Matrix. Eine kleine grünliche Flamme zuckte in meiner Handfläche auf und stieg höher. Marjorie holte tief Luft. Thyra streckte ihre Hand aus. Kaltes weißes Licht beschien bleich ihre Fingerspitzen, erhellte den Raum und zuckte wie ein Blitz. „Sehr gut”, sagte ich. „Aber du mußt es unter Kontrolle halten. Das hellste Licht ist nicht immer das beste. Marjorie?”
Sie beugte sich über ihre blauschimmernde Matrix. Vor ihrem Gesicht erschien in der Luft ein kleiner blauweißer Feuerball, der allmählich größer wurde und zu jedem einzelnen von uns hinschwebte. Rafe konnte nur Lichtblitze hervorrufen; als er versuchte, sie zu bewegen oder zu gestalten, flammten sie auf und verschwanden. Beltran gelang überhaupt kein Licht. Ich hatte es auch nicht erwartet. Feuer, das Element, das man am leichtesten herbeirufen kann, ist auch gleichzeitig am schwersten zu kontrollieren.
„Versuch das hier.” Der Raum war sehr feucht. Ich kondensierte die feuchte Luft in einen kleinen Strahl aus Wassertropfen, die sirrend ins Feuer zischten. Beide Frauen konnten es leicht nachmachen. Rafe gelang es mit einigen Mühen. Er brauchte Übung, doch er hatte ein ausgezeichnetes Potential.
Beltran zog eine Grimasse. „Ich sagte ja, ich habe wenig Talent und wenig Übung.” „Nun, einiges kann ich dir auch ohne jegliches Talent beibringen, Vetter”, sagte ich. „Nicht alle Mechaniker sind

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