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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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würde. Nur nicht Dyan. Nur über meine Leiche.
Ich beschränkte mich darauf, ihnen Grundfakten mitzuteilen. Von heute an würde es jeden Morgen nach dem Frühstück eine vollständige Versammlung und einen Appell geben. Man würde die Kadetten abgetrennt in ihren eigenen Kasernen halten, wo man sie unterwies und ihnen eine Grundausbildung im harten Drill zuteil werden ließ, bis sie forsch genug waren, ihren Platz in Formationen und im Dienst zu versehen. Die Schloßwache war Tag und Nacht besetzt, und sie würden sie der Reihe nach, vom Ältesten bis zum Jüngsten, in dem Bewußtsein ableisten, daß die Bewachung des Schlosses nicht lediglich eine niedere Pflicht, sondern ein Privileg sei, das die Edlen seit Urzeiten für sich beanspruchten, um die Söhne Hasturs zu bewachen. Und so weiter.
Die letzte Formalität - und ich war froh, so weit gekommen zu sein, denn der Raum wurde nun stickig, und die Kadetten begannen unruhig hin und her zu rutschen - war der offizielle Aufruf der Kadetten des ersten Jahrgangs. Persönlich kannte ich nur Regis und Vaters jungen Protege Danilo, doch einige darunter waren die Söhne von Männern, die ich von der Wache kannte. Der letzte Name, den ich aufrief, war Regis-Rafael, Kadett Hastur.
Es herrschte verwirrte Stille, etwas zu lang. Dann machte ein kleiner Stups seinen Weg durch die Reihe der Kadetten, und man hörte es flüstern: „Das bist du, Dummkopf!” Regis erstaunte Stimme sagte: „Oh …” Eine weitere Pause: „Hier.”
Verdammt, Regis. Ich hatte zu hoffen begonnen, daß wir in diesem Jahr beim Aufruf ohne jenes besonders demütigende Spiel davonkämen. Irgendein Kadett, nicht immer ein Neuling, vergaß jedes Mal, auf den Aufruf zu antworten. Für solche Vorkommnisse gab es eine bestimmte Prozedur, die möglicherweise bereits seit drei Generationen existierte. Aus der Art und Weise, wie die anderen Wachsoldaten, von den Veteranen bis zu den älteren Kadetten, warteten, wie erwartungsvolle Seufzer ausgestoßen wurden, erkannte ich, daß sie alle - ja, verdammt, alle - auf den rituellen Anpfiff gewartet hatten.
Wenn es auf mich allein angekommen wäre, hätte ich brüsk gesagt: „Beim nächsten Mal, Kadett, antworte bitte auf den Aufruf deines Namens!” Später hätte ich dann allein mit ihm geredet. Doch wenn ich sie hier alle um ihren Spaß brächte, würde es Regis sowieso später zu spüren bekommen. Er hatte sich ohnehin schon durch sein Zuspätkommen und seinen Aufzug wie ein Prinz auffällig benommen. Ich konnte es also ruhig durchziehen. Regis würde sich in den nächsten Wochen an schlimmere Dinge gewöhnen müssen.
„Kadett Hastur”, sagte ich mit einem Seufzer, „ich schlage vor, du trittst vor, damit wir dich alle ansehen können. Und wenn du dann deinen Namen wieder vergißt, erkennen wir dich auch so.”
Regis trat nach vom und starrte leer vor sich hin. „Du kennst doch meinen Namen.” Gelächter antwortete ihm. Zandrus Hölle, war er so verwirrt, alles noch schlimmer zu machen? Ich ließ meine Stimme kalt und gleichgültig klingen. „Es ist meine Pflicht, ihn zu kennen, Kadett, und die deine ist es, jede Frage zu beantworten, die dir ein Offizier stellt. Wie ist dein Name, Kadett?”
Rasch und aufgebracht sagte er: „Regis-Rafael Felix Alar Hastur-y-Elhalyn!” „Nun, Regis-Rafael Gottweißwie. Dein Name in der Wache lautet Kadett Hastur, und ich schlage vor, du lernst ihn auswendig, ebenso wie die angemessene Antwort auf einen Aufruf, es sei denn, du möchtest lieber als ,Das bist du, Dummkopf angeredet werden.” Danilo kicherte. Ich blickte ihn an, und er verstummte. „Kadett Hastur, niemand wird dich hier Lord Regis nennen. Wie alt bist du, Kadett Hastur?”
„Fünfzehn”, sagte Regis. Innerlich fluchte ich wieder. Wenn er dieses Mal richtig geantwortet hätte - aber wie konnte er es, niemand hatte ihn gewarnt -, hätte ich ihn entlassen können. Jetzt mußte ich diese Farce bis zum Ende durchspielen. Die belustigte Erwartung auf den Gesichtern um mich her machte mich wütend. Doch dahinter lagen zweihundert Jahre Tradition. „Fünfzehn was, Kadett?”
„Fünfzehn Jahre”, sagte Regis und schnappte unvorsichtig den alten Köder. Ich seufzte. Nun, die anderen Kadetten hatten ein Recht auf ihren Spaß. Generationen hatten sie so konditioniert, ihn zu fordern, und ich ließ ihnen ihren Willen. „Männer, vielleicht sagt Ihr alle dem Kadetten Hastur, wie alt er ist?”
„Fünfzehn, Sir !” riefen alle zusammen so laut sie konnten. Der

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