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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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meinen Augen gesehen, und er kam gleichmütig herein und störte die Appellzeremonie und die Disziplin. „Nimm deinen Platz ein, Kadett”, sagte ich scharf und schickte die Diener fort. Er hätte dem Jungen, der letzte Nacht an meinem Feuer eine heiße Brühe gegessen und mir das Herz in Bitterkeit ausgeschüttet hatte, nicht unähnlicher sein können. Er trug die vollen Comyn-Abzeichen, Orden, Bänder, hohe Stiefel und eine himmelblaue Tunika von auserlesenem Schnitt. Er ging zu seinem Platz unter den Kadetten und hielt den Kopf steif emporgereckt. Ich spürte seine Furcht und Scheu, doch ich wußte, die anderen Kadetten würden es für die typische Comyn-Arroganz halten, und dafür würde er büßen müssen. Hinter seiner Fassade arroganter Kontrolle sah er müde aus, fast krank. Was war ihm letzte Nacht zugestoßen? Verdammt, erinnerte ich mich plötzlich, was ging mich der Erbe der Hasturs eigentlich an? Er hatte sich schließlich um mich auch keine Sorgen gemacht, ebensowenig um die Tatsache, daß ich die Schwierigkeiten bekommen hätte, wäre ihm etwas Schlimmes zugestoßen.
Ich beendete das Defilee der Loyalitätsschwüre. Dyan beugte sich zu mir herüber und sagte: „Ich war letzte Nacht mit dem Rat in der Stadt. Hastur hat mich gebeten, der Garde die Lage zu erklären. Habe ich Eure Erlaubnis, das Wort zu ergreifen, Kapitän Montray-Alton?” Dyan hatte mich noch niemals mit meinem eigentlichen Titel angeredet, weder in noch außerhalb der Wachhalle. Ich sagte mir wütend, das letzte, was ich mir wünschte, sei seine Anerkennung. Ich nickte, und er ging zur Mitte des Podiums. Er sieht ebensowenig wie ein typischer Comyn-Lord aus wie ich. Sein Haar ist dunkel, hat nicht das traditionelle Rot der Comyns, und er ist groß und schlank. Er besitzt die sechsfingrige Hand, die bei den Ardais und Aillard-Clans häufig auftaucht. Man sagt, es sei nichtmenschliches Blut bei den Ardais. Dyan sieht so aus.
„Stadtwache von Thendara”, bellte er. „Euer Komandeur, Lord Alton, hat mich gebeten, euch die Situation zu erläutern.” Sein verächtlicher Blick sagte nur zu deutlich, daß ich ja den Kommandeur spielen könne, während er derjenige war, der erklären konnte, was sich abspielte.
In der Stadt schien sich, wie ich ungefähr aus Dyans Worten entnehmen konnte, eine Spannung aufzubauen, hauptsächlich zwischen der terranischen Raumtruppe und der Stadtgarde. Er bat jeden Wachsoldaten, Zwischenfälle zu vermeiden und die Sperrstunde einzuhalten, daran zu denken, daß das Gebiet um die Handelsstadt durch einen diplomatischen Vertrag zum Imperium gehörte. Er erinnerte uns an unsere Pflicht, uns der Gesetzesbrecher von Darkover anzunehmen und die Terraner sogleich den Behörden des Imperiums zu unterstellen. Nun, das war wohl so recht. Zwei Polizeikräfte in einer Stadt mußten irgendwelche Vereinbarungen treffen und Kompromisse schließen, wenn sie friedlich nebeneinander existieren wollten.
Ich mußte zugestehen, Dyan war ein guter Redner. Es gelang ihm jedoch, den Eindruck zu vermitteln, daß die Terraner uns natürlicherweise unterlegen seien und weder das Abkommen noch die Regeln des persönlichen Anstandes einhielten, so daß wir für sie die Verantwortung übernehmen müßten, wie es alle Überlegenen tun, daß, während wir natürlicherweise dazu neigten, sie mit Verachtung zu behandeln, wir jedoch Lord Hastur einen persönlichen Gefallen täten, wenn wir Frieden hielten, selbst wenn wir anderer Meinung wären. Ich hatte meine Zweifel, ob diese kleine Rede wirklich die Reibungen zwischen Terranern und Wache vermindern würde.
Ich fragte mich, ob unsere Pendants in der Handelsstadt, der Legat und seine Stellvertreter, an diesem Morgen ebenfalls der Raumtruppe die Gesetze darlegten. Irgendwie glaubte ich nicht daran.
Dyan kehrte an seinen Platz zurück, und ich rief die Kadetten auf, nach vorn zu treten. Ich rief das Dutzend Kadetten des dritten Jahrgangs der Reihe nach auf, dann die elf aus dem zweiten Jahr und fragte mich, was der Rat wohl unternehmen würde, um Octaviens leeren Platz auszufüllen. Dann wandte ich mich den Neulingen zu und rief sie in die Mitte des Raumes. Ich beschloß, die gewöhnliche Rede über die stolze, alte Organisation, in die wir das Vergnügen hatten, sie willkommen zu heißen, fortzulassen. Ich bin nicht ein so guter Redner wie Dyan und wollte nicht mit ihm konkurrieren. Vater könnte sie ihnen halten, wenn es ihm wieder besser ginge, oder der Kadettenmeister, wer immer es sein

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