Hasturs Erbe - 15
erwartete Lachsturm brach endlich los. Ich bedeutete Regis, auf seinen Platz zurückzutreten. Der mörderische Blick, den er mir zuwarf, hätte töten können. Ich nahm es ihm nicht übel. Für die nächsten Tage, bis jemand anderes etwas ungeheuer Dummes anstellte, würde er der Narr der Kaserne sein. Ich wußte es. Ich erinnerte mich an einen Tag vor einigen Jahren, als der Name des unglücklichen Kadetten Lewis Kennard, Kadett Montray gelautet hatte, und ich hatte vielleicht eine bessere Entschuldigung, denn noch nie zuvor hatte ich meinen Namen in dieser Form gehört. Auch seitdem habe ich ihn nie mehr so gehört, weil mein Vater gefordert hatte, daß ich seinen Namen tragen dürfe, Montray-Alton. Wie immer bekam er, was er wollte. Das war zu der Zeit, als man noch um meine Legitimität stritt. Doch er führte das Argument an, es sei unziemlich für einen Kadetten, in der Wache einen terranischen Namen zu tragen, wenn auch ein Bastard rechtmäßigerweise den Namen seiner Mutter trägt.
Schließlich war die Zeremonie vorüber. Ich müßte nun die Kadetten ihrem Kadettenmeister überantworten und ihn das Kommando übernehmen lassen. Nein, verdammt, ich konnte es nicht tun. Nicht, ehe ich Vater gedrängt hatte, es sich noch einmal zu überlegen. Ich hatte das Kommando der Wache nicht übernehmen wollen, doch er hatte darauf bestanden, und nun waren, ob gut oder schlecht, alle Soldaten, von dem jüngsten Kadetten bis zum ältesten Veteranen unter meiner Obhut. Ich war verpflichtet, mein Bestes für sie zu geben, und, verdammt, mein Bestes schloß nicht Dyan Ardais als Kadettenmeister ein!
Ich wandte mich Domenic di Asturien zu. Er war ein erfahrener Offizier, absolut vertrauenswürdig und genau der richtige, um sich der Jungen anzunehmen. Er hatte sich schon vor Jahren aus dem aktiven Dienst zurückgezogen - sicher stand er schon in den Achtzigern -, doch niemand könnte sich über ihn beklagen. Seine Familie war so alt, daß die Comyn selbst für ihn Emporkömmlinge waren. Es gab einen Scherz, den man sich zuflüsterte, daß er die Hasturs einmal als „den neuen Adel” bezeichnet hatte.
„Meister, den Kommandanten hat heute morgen ein Unfall ereilt, und er hat mich noch nicht über seine Wahl informiert, wer Kadettenmeister werden soll.” Ich zerknüllte die Stabsliste, als könne der Alte Dyans Namen darauf sehen und mich der Lüge bezichtigen. „Ich bitte Euch mit allem Respekt, die Jungen zu übernehmen, bis er seinen Wunsch bekannt gibt.” Als ich auf meinen Platz zurückkehrte, sprang Dyan auf die Füße. „Du verdammter Junge, hat Kennard denn nicht…” Er sah die neugierigen Blicke auf uns gerichtet und senkte die Stimme. „Warum habt Ihr nicht allein mit mir darüber geredet?”
Verdammt. Er wußte es. Und ich erinnerte mich, daß er als starker Telepath galt, wenn man ihm auch aus unbekannten Gründen den Zugang zum Turm verwehrt hatte. Also wußte er, was ich wußte. Ich verbarrikadierte meine Gedanken gegen ihn. Es gibt nur wenige, die die Gedanken eines Alton lesen können, wenn er gewarnt ist. Es war ein ernster Bruch der Etikette und der Ethik der Comyn, daß Dyan dies uneingeladen getan hatte. Oder wollte er mir mitteilen, er glaube, ich verdiene die Comyn-Immunität nicht? Ich sagte kalt, wobei ich versuchte, höflich zu sein: „Wenn ich mich mit dem Kommandanten beraten habe, Kapitän Ardais, werde ich Euch seine Wünsche bekannt machen.”
„Verdammt, der Kommandant hat seinen Wunsch kundgetan, und Ihr wißt es!” sagte Dyan, wobei er die Lippen aufeinanderpreßte. Es war noch Zeit. Ich konnte so tun, als entdecke ich seinen Namen auf der Liste. Aber sich in den Staub werfen vor diesem schmutzigen Strichjungen von den Hellers? Ich wandte mich ab und sagte zu di Asturien: „Wenn Ihr bitte Eure Untergebenen entlassen wollt?”
„Du unverschämter Bastard! Ich werde dich dafür prügeln lassen!”
„Vielleicht bin ich ein Bastard”, sagte ich, wobei ich weiterhin leise sprach, „aber wahrscheinlich ist es kein sonderlich erhebender Anblick, wenn sich zwei Kapitäne der Wache vor den Augen der Kadetten streiten, Kapitän Ardais!”
Das schluckte er. Er war Soldat genug, um zu wissen, daß dies zutraf. Als ich die Männer entließ, dachte ich über den mächtigen Feind nach, den ich mir zugezogen hatte. Vorher hatte er mich nicht leiden können, doch er war ein Freund meines Vaters und würde alles dulden, was mit dem Freund zu tun hatte, solange es im Rahmen blieb. Jetzt war ich ein
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