Hasturs Erbe - 15
redete ihn mit leiser Stimme an. Der Junge errötete und blickte starr geradeaus. Mir war schon einmal aufgefallen, daß er immer noch errötete wie ein Kind, wenn man ihn anredete. Ich fragte mich, welchen Makel der Kadettenmeister an seinem Äußeren entdeckt haben mochte. Ich fand keinen, doch es ist die Aufgabe eines Kadettenmeisters, auch Kleinigkeiten festzustellen.
Als wir durch die Straßen Thendaras zogen, trafen uns überraschte Blicke. Verdammte Terraner! Es schmälerte die Würde der Comyn, daß sie uns herbaten und wir sogleich gelaufen kamen!
Dem Regenten schien kein Würdeverlust bewußt zu sein. Er bewegte sich zwischen der Garde mit der Energie eines Mannes, der gerade halb so alt war wie er. Sein Gesicht blickte ernst und beherrscht. Doch ich war trotzdem froh, als wir die Tore zum Raumhafen erreichten. Wir, die Comyn-Lords und die Ehrengarde, ließen die Eskorte draußen und wurden in ein Gebäude und dort in einen großen Raum im Erdgeschoß weitergeleitet.
Wie es der Brauch befahl, trat ich zuerst mit dem gezogenen Schwert in der Hand hinein. Es war ein kleiner Raum für eine Ratssitzung, der jedoch einen großen runden Tisch und viele Stühle enthielt. Einige Terraner saßen am anderen Ende des Tisches, die meisten in einer Art von Uniform gekleidet. Einige trugen eine große Anzahl von Medaillen, die ich für terranische Ehrenabzeichen hielt.
Einige von ihnen verrieten offensichtliches Unbehagen, als ich mit gezücktem Schwert eintrat, doch der grauhaarige Mann in ihrer Mitte - der mit den meisten Medaillen - sagte rasch: „Es ist ihr Brauch, die Ehrengarde. Ihr kommt für den Regenten der Comyn, Offizier?” Er hatte Cahuenga geredet, den Bergdialekt, der in ganz Darkover, von den Hellerbergen bis zu den Trockenstädten gebräuchlich geworden war. Ich zückte das Schwert grüßend und antwortete:
„Kapitän Montray-Alton. Zu ihren Diensten, Sir.” Da ich nirgendwo im Raum Waffen entdecken konnte, unterließ ich auch jegliche Suche und steckte das Schwert in die Scheide. Dann schob ich den Rest der Ehrengarde in den Raum, stellte sie in den Ecken auf, wies Regis an, seine Position direkt hinter dem Regenten einzunehmen und postierte Gabriel am Eingang. Dann geleitete ich die Mitglieder des Rates hinein, wobei ich einen jeden mit Namen vorstellte.
„Danvan-Valentin, Lord Hastur, Vormund der Elhalyn, Regent der Krone der Sieben Domänen.”
Der grauhaarige Mann - ich hielt ihn für den Legaten der Terraner - stand auf und verbeugte sich. Nicht tief genug, so wie ich es von einem Terraner erwartet hatte. „Wir sind geehrt, Regent.”
„Kennard-Gwynn Alton, Lord Alton, Kommandeur der Stadtgarde.” Schwerfällig humpelte er an seinen Platz.
„Lord Dyan-Gabriel, Regent von Ardais.” Wie auch immer meine persönlichen Gefühle ihm gegenüber waren, ich mußte doch zugeben, daß er eindrucksvoll aussah. „Edric, Lord Serrais. Und …” Ich zögerte einen Moment, als die Frau im grauen Umhang eintrat und merkte, daß ich ihren Namen nicht kannte. Sie lächelte kaum wahrnehmbar und murmelte verhalten: „Schade, Vetter. Erkennst du mich nicht? Ich bin Callina Aillard.”
Ich fühlte mich wie ein absoluter Dummkopf. Natürlich kannte ich sie.
„Callina, Lady Aillard …” Wieder zögerte ich einen Moment. Ich konnte mich nicht erinnern, in welchem der Türme sie als Bewahrerin füngierte. Nun, die Terraner würden es nicht merken.
Sie übermittelte es mir telepathisch mit einem belustigten Lächeln, das von der Kapuze verborgen wurde, und ich fuhr fort: „Leronis von Neskaya.”
Sie ging beherrscht und ruhig zu dem letzten Platz. Die Kapuze des Umhangs behielt sie über dem Gesicht, wie es sich für eine unverheiratete Frau vor Fremden gehörte. Mit einiger Erleichterung bemerkte ich, daß zumindest der Legat über die Höflichkeitsgebräuche unter den Darkovanern der Ebene informiert war und offenbar auch seine Männer instruiert worden waren, sie nicht direkt anzublicken. Auch ich hielt die Augen höflich abgewandt; sie war meine Verwandte, doch wir waren unter Fremden. Ich hatte lediglich gesehen, daß sie sehr schmächtig war und blasse, ernste Züge hatte.
Als jeder auf dem ihm zugewiesenen Platz saß, zog ich wieder mein Schwert, grüßte Hastur und dann den Legaten und nahm den Platz hinter meinem Vater ein. Einer der Terraner sagte: „So, das ist wohl vorbei. Kommen wir zur Sache.”
„Einen Moment, Meredith”, sagte der Legat und zügelte die offensichtliche Ungeduld. „Edle
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