Hasturs Erbe - 15
Herren, meine Dame, Ihr seid gnädig zu uns. Erlaubt mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Donnell Ramsay. Ich bin privilegiert, dem Imperium als Legat der Erde zu dienen. Es ist mir ein Vergnügen, Euch willkommen zu heißen. Dies hier…” - er deutete auf die anderen Männer am Tisch - „… sind meine persönlichen Assistenten: Laurens Meredith, Reade Andrusson. Wenn einige unter Euch, meine Herren, kein Cahuenga sprechen, wird unser Verbindungsmann, Daniel Lawton, sich geehrt fühlen, es für Euch in Casta zu übersetzen. Wenn wir Euch anderweitig behilflich sein können, bitten wir Euch, es zu sagen. Und wenn Ihr wünscht, Lord Hastur”, fügte er mit einer Verbeugung hinzu, „daß diese Versammlung nach dem offiziellen Protokoll in Casta abgehalten werden soll, werden wir dem gern nachkommen.”
Ich war froh, daß er über die Grundkenntnisse der Höflichkeit verfügte. Hastur sagte: „Wenn Ihr erlaubt, Sir, werden wir ohne den Übersetzer auskommen, es sei denn, es entsteht ein Mißverständnis, welches er bereinigen könnte. Er ist jedoch gern willkommen zu bleiben.” Der junge Lawton verbeugte sich. Er hatte flammend rotes Haar und sah irgendwie aus wie ein Comyn. Ich erinnerte mich, gehört zu haben, daß seine Mutter aus dem Ardais-Clan stammte. Ich fragte mich, ob Dyan seinen Verwandten erkannte und was er davon hielt. Ein komischer Gedanke, daß der junge Lawton ebensogut hier unter der Ehrenwache hätte stehen können. Meine Gedanken schweiften ab. Ich brachte sie wieder zurück, als Hastur zu reden begann.
„Ich bin zu Euch gekommen, Legat, um Eure Aufmerksamkeit auf einen ernsthaften Bruch des Abkommens mit Darkover zu lenken. Es ist mir zu Ohren gekommen, daß in den Bergen in der Nähe von Aldran eine Anzahl von Schmuggelwaffen offen angeboten und verkauft werden. Nicht nur innerhalb der Handelsstadt, dort, wo es unser Abkommen mit Euch gestattet, daß Eure Bürger Waffen tragen, wie sie wollen, sondern auch in der alten Stadt Caer Donn, wo die Terraner wie sie wollen herumlaufen und Pistolen und Sprengkörper und Neutronenzerstörer mit sich führen. Man hat mir ebenfalls mitgeteilt, daß man diese Waffen in der Stadt kaufen kann und daß sie bei Gelegenheit auch an Darkovaner verkauft wurden. Mein Informant hat ohne Schwierigkeiten eine erworben. Es ist wohl nicht notwendig, Euch zu erinnern, daß dies einen ernsten Bruch des Abkommens bedeutet.”
Es bedurfte aller Selbstkontrolle, mein ausdrucksloses Gesicht beizubehalten, wie es sich für einen Angehörigen der Ehrengarde gehörte, dessen perfektes Modell ein Zinnsoldat ist, der weder hört noch sieht. Würden die Terraner es wagen, das Abkommen zu brechen? Jetzt wußte ich, warum mein Vater darauf bestand, daß nichts hiervon an die Außenwelt gelangte. Seit dem Zeitalter des Chaos hatte das Abkommen von Darkover alle Waffen geächtet, die außerhalb der Hand eines Menschen Wirkungen zeitigten. Dies war ein grundlegendes Gesetz: Der Mann, der tötet, mußte selbst in Todesgefahr stehen. Die Information, das Abkommen sei verletzt worden, würde Darkover an den Wurzeln erschüttern, öffentlichen Aufruhr und Mißtrauen schaffen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Führung untergraben.
Das Gesicht des Legaten zeigte keinerlei Regung; ein fast unmerkliches Zucken um die Augen und Mundwinkel verriet jedoch, daß das Gesagte keine Neuigkeit für ihn bedeutete. „Es ist nicht unsere Angelegenheit, Darkover den Vertrag aufzuzwingen, Lord Hastur. Die Politik des Imperiums lautet, hinsichtlich regionaler Auseinandersetzungen vollständig neutral zu bleiben. Unsere Geschäfte in Caer Donn und der Handelsstadt dort beziehen sich auf Lord Kermiac von Aldaran. Hat man mich falsch informiert? Fällt das Territorium von Aldaran unter die Gesetze der Comyn, Lord Hastur?”
Hastur sagte mit Nachdruck: „Aldran ist seit Jahren keine Domäne der Comyn mehr, Mr. Ramsay. Dennoch kann man das Abkommen wohl kaum eine regionale Entscheidung nennen. Aldaran befindet sich zwar nicht unter unserer Gesetzeshoheit…”
„Das ist auch meine Meinung”, sagte der Legat, „und daher…”
„Verzeiht, Mr. Ramsay, aber ich war noch nicht fertig.” Hastur war wütend. Ich versuchte, abgeschirmt zu bleiben, wie es wohl jeder Telepath in einer Menschengruppe dieser Größe tun würde, doch alles konnte ich nicht fernhalten. Hasturs ruhiges, ernstes Gesicht veränderte sich nicht im geringsten, doch seine Wut war wie die ferne Glut eines Waldbrandes am
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