Hasturs Erbe - 15
gesetzt hat, würde ein Krieg unvermeidlich werden. Wir haben seit vielen Jahren keinen Krieg mehr gehabt. Sicher, es gab kleinere Auseinandersetzungen. Aber die Durchsetzung des Abkommens hat solche Konfrontationen in vernünftigen Grenzen gehalten. Wollt Ihr die Verantwortung für eine andere Art von Krieg übernehmen?”
„Natürlich nicht”, sagte Ramsay. Er war kein Telepath, und seine Gefühle waren verschwommen, doch ich merkte, daß er bekümmert war. Dieser Kummer ließ mich ihn ein wenig mehr mögen. „Wer würde das schon?”
„Und dennoch würdet Ihr Euch hinter Euren Gesetzen und Befehlen und Vorgesetzten verstecken und Eure Welt wieder in einen Krieg werfen? Wir kennen die Zeitalter des Chaos, Ramsay, und das Abkommen hat sie beendet. Bedeutet Euch das gar nichts?” Der Terraner blickte Hastur geradeheraus an. Ich verspürte eine merkwürdige geistige Vorstellung, einen Blitz, den ich von irgend jemandem im Raum aufgefangen hatte, daß sie wie zwei massive Türme waren, die sich gegenüberstanden, wie Schloß Comyn und das Hauptquartier der Terraner sich im Tal gegenüberstanden, gigantische Gestalten in Rüstung für einen Zweikampf. Das Bild wurde verschwommen und löste sich auf, und zurück blieben zwei alte Männer, beide mächtig, beide von hartnäckiger Integrität erfüllt, jeder sein Bestes für seine Seite wollend. Ramsay sagte: „Es bedeutet mir sehr viel, Lord Hastur. Ich will offen mit Euch sein. Wenn es hier einen größeren Krieg gäbe, bedeutete dies, die Handelsstädte zu schließen, um sicherzugehen, unsere Gesetze gegen Einmischungen von außen zu bewahren. Ich möchte nicht, daß der Raumhafen nach Caer Donn verlegt wird. Er wurde hier vor nun mehr vielen Jahren errichtet. Als uns die Comyn diesen besseren Ort anboten, hier in der Ebene von Thendara, waren wir nur zu froh, die Arbeiten in Caer Donn aufgeben zu können, außer für den Handel und bestimmte Transportgüter. Thendara war für beide Seiten von Vorteil. Wenn wir gezwungen würden, zurück nach Caer Donn zu gehen, müßten wir sämtlichen Verkehr neu regeln und unser Hauptquartier in den Bergen errichten, wo das Klima für Terraner schwerer auszuhalten ist, und uns vor allem auf unzureichende Straßen und eine unfreundliche Landschaft einlassen. Ich will dies nicht, und wir werden alles tun, was machbar ist, es zu vermeiden.”
Dyan sagte: „Mr. Ramsay, seid Ihr nicht Vorgesetzter aller Terraner auf Darkover?” „Das trifft nicht zu, Lord Dyan. Ich bin ein Legat, kein Diktator. Meine Autorität erstreckt sich vornehmlich auf das Raumhafenpersonal und darüber hinaus nur auf Angelegenheiten, die aus dem einen oder anderen Grund über die ihrer jeweiligen Abteilungen oder Verwaltungseinheiten hinausgehen. Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Ordnung in der Handelsstadt aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus besitze ich die Autorität des Verwaltungszentrums, mich mit Darkover-Bürgern durch ihre rechtmäßig konstituierten und ernannten Führer auseinanderzusetzen. Ich habe aber weder Autorität über einen individuellen Darkovaner, abgesehen von einigen Zivilbeschäftigten, die sich uns freiwillig verdingt haben, noch über irgendeinen anderen individuellen Bürger des Imperiums, der aufgrund von Geschäften hierherkommt, natürlich vorausgesetzt, die Geschäfte sind rechtmäßig für eine Welt der Klasse D. Darüber hinaus kann ich eingreifen, wenn dieses Geschäft mit dem Frieden zwischen Darkover und dem Imperium in Konflikt gerät. Doch abgesehen von den Fällen, in denen man sich an mich wendet, habe ich außerhalb der Handelsstützpunkte keinerlei Autorität.”
Es klang unglaublich kompliziert. Wie brachte es das Imperium zustande, überhaupt irgendwelche Geschäfte zu betreiben? Mein Vater hatte bislang noch nichts gesagt. Jetzt hob er den Kopf und sagte frei heraus: „Nun, wir wenden uns an Euch. Diese Bürger des Imperiums, die auf dem Marktplatz von Caer Donn Sprengwaffen verkaufen, betreiben kein gesetzlich erlaubtes Geschäft für eine geschlossene Welt der Klasse D, und Ihr wißt es ebensogut wie ich. Es liegt an Euch, etwas dagegen zu unternehmen, nur tut es jetzt. Und das liegt auch innerhalb Eurer Autorität.”
Der Legat sagte: „Wenn sich das Vergehen hier in Thendara abgespielt hätte, würde ich dem mit größtem Vergnügen nachkommen. In Caer Donn kann ich nichts unternehmen, es sei denn, Lord Keramiac von Aldaran wendet sich an mich.”
Mein Vater sah wütend aus und hörte sich auch so an.
Weitere Kostenlose Bücher