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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Terraner die Wurzel allen Übels seien und ihnen Widerstand entgegengesetzt werden müsse. Doch gegen meinen Willen hatte ich gemerkt, daß vieles von dem, was Ramsay sagte, klug war. Starke Gesetze und niemals zuviel Macht in den Händen einzelner schien mir ein starkes Gegengewicht gegen die Art von Korruption zu sein, der wir uns gegenübersahen. Und ein grundsätzliches Gesetz, auf das man zurückgreifen konnte, wenn man den Menschen nicht traute. Menschen, wie ich herausgefunden hatte, als man Dyan zum Kadettenmeister machte, waren allzuoft fehlerbehaftet und handelten aus nützlichen Erwägungen anstatt aus jener Ehre, die sie so oft im Munde führten. Ramsay mochte zögern, ohne einen Befehl zu handeln, doch immerhin handelte er aufgrund der Verantwortlichkeit von Menschen und Gesetzen, von denen er mit Sicherheit annehmen konnte, daß sie klüger als er seien. Und auch seine Macht wurde kontrolliert, denn er wußte, wenn er auf eigene Verantwortlichkeit handelte, würde man ihn entfemen, ehe er größeren Schaden anrichten konnte. Doch wer würde Dyans Macht kontrollieren? Oder die meines Vaters? Sie hatten die Macht zum Handeln und daher auch das Recht, es zu tun.
Und wer würde nach ihren Motiven fragen oder ihrem Handeln Einhalt gebieten?
    7
    Der Tag blieb klar und wolkenlos. Bei Sonnenuntergang stand Regis auf dem hohen Balkon, von dem aus man über die Stadt zum Raumhafen blicken konnte. Das schwächer werdende Sonnenlicht verwandelte die Stadt zu seinen Füßen in ein leuchtendes Bild aus roten Mauern und blendenden Fenstern. Danilo sagte: „Es sieht aus wie die Zauberstadt im Märchen.” „Es ist nichts Zauberisches daran”, antwortete Regis. „Das haben wir heute morgen bei der Ehrengarde gelernt. Sieh mal, da ist das Schiff, das jeden Abend um diese Zeit startet. Ich möchte gern wissen, wohin es geht.”
„Nach Port Chicago vielleicht oder nach Caer Donn. Es muß merkwürdig sein, anderen Menschen geschriebene Botschaften zu senden, anstatt verbundene Gedanken zu benutzen, wie wir es durch die Türme machen”, sagte Danilo. „Und es muß sehr, sehr merkwürdig sein, niemals zu wissen, was andere Menschen denken.”
Natürlich, dachte Regis, Dani war ein Telepath. Plötzlich merkte er, daß er wieder mit ihm in Kontakt war, und es war ihnen so normal erschienen, daß keiner von beiden es als Telepathie erkannt hatte. Heute beim Rat war es anders gewesen, schrecklich anders. Er mußte wohl doch über Laran verfügen - doch wie war das möglich und seit wann, nachdem es Lew nicht gelungen war, ihn zu erreichen?
Und dann kehrten die Zweifel und Fragen zurück. Es gab so viele Telepathen, die überall ihr Laran ausbreiteten, daß selbst ein Nicht-telepath es auffangen konnte. Es hatte nicht notwendigerweise etwas zu bedeuten. Er fühlte sich zermürbt und hoffte fast verzweifelt, daß er nicht wieder abgeschnitten würde, und halb hatte er auch Angst davor.
Er blickte wieder auf die Stadt unter ihnen. Es war ihre freie Stunde, in der die Kadetten, falls sie nicht irgendeine entehrende und strafende Maßnahme entgegenzunehmen hatten, tun und lassen konnten, was sie wollten. Den Morgen und frühen Nachmittag verbrachten sie mit Übungen, Schwertkampf und unbewaffnetem Kampf, den verschiedenen militärischen Drills und Kommandos, die sie später als Wachen in der Stadt und auf dem Felde benötigen würden. Später am Nachmittag wurde jedem Kadetten eine Sonderaufgabe zugeteilt. Danilo, der unter seinen Kollegen die beste Handschrift hatte, wurde dem Versorgungsoffizier zugeteilt. Regis hatte die relativ gewöhnliche Aufgabe, zusammen mit einem oder zwei Veteranen in der Stadt Streife zu gehen, in den Sraßen für Ordnung zu sorgen, Schlägereien zu verhindern, Taschendiebe und Straßenräuber zu entmutigen. Er merkte, daß er es gern tat und den Gedanken mochte, in der Stadt der Comyn für Ordnung zu sorgen.
Das Leben im Kadettenkorps war nicht so unerträglich, wie er befürchtet hatte. Ihn störten die harten Betten, das einfache Essen und die ständige Einteilung seiner Zeit nicht. In Nevarsin hatte man ihn noch rigoroser begrenzt, und im Vergleich dazu war das Leben in der Kaserne einfach. Was ihn am meisten störte, war, daß er ständig von anderen umgeben und dennoch allein war, isoliert von den anderen durch einen Abgrund, den er nicht überbrücken konnte. Vom ersten Tag an hatten sich Danilo und er zusammengetan, zunächst zufallsbedingt, weil ihre Betten nebeneinanderstanden und

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