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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewöhnen sich daran, sich mit Dingen konfrontiert zu sehen - man muß es, um einigermaßen bei Verstand zu bleiben -, aber man lernt nicht, wie man diese Dinge auch leicht in Worte kleidet. An einem Ort wie Arilinn gewöhnt man sich daran, daß jeder in einem solchen Kreis alle Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse der anderen kennt. Es gibt dort keine Zurückhaltung, nichts von Ausweichmöglichkeiten und Höflichkeiten, die Außenseiter in Gesprächen über intimere Dinge einsetzen. Aber Hastur konnte meine Gedanken nicht lesen, und ich rang um Worte, die keinen von uns beiden in Verlegenheit versetzen würden.
„Hauptsächlich deshalb, weil ich noch keine Frau getroffen habe, mit der ich mein Leben verbringen möchte… und weil ich Telepath bin… will ich auch nicht… mich auf die Wahl eines anderen verlassen.” Nein, ich war nicht vollständig aufrichtig. Auf Linnea hätte ich mich gern einlassen können, wenn ich nicht gemerkt hätte, daß man mich manipulierte und als hilfloses Pfand einsetzte. Wieder glimmte meine Wut auf. „Hastur, wenn ich einfach aus dem Grund heiraten soll, um eine Gabe zu vererben, um einen Sohn für die Domäne zu zeugen, hättet Ihr mich verheiraten sollen, bevor ich erwachsen wurde, bevor ich alt genug war, Gefühle für Frauen zu entwickeln, und sie einfach hätte haben wollen, weil sie eine Frau war und zur Verfügung stand. Jetzt ist das anders.” Ich verstummte.
Wie konnte ich Hastur sagen, der alt genug war, mein Großvater zu sein und kein Telepath, daß, wenn ich eine Frau nähme, all ihre Gedanken und Gefühle offen vor mir lägen und auch meine für sie, daß es mich rasch impotent machen würde, wenn wir nicht vollständig aufeinander eingestellt wären. Nur wenige Frauen konnten das aushalten. Und wie konnte ich ihm das lähmende Gefühl des Versagens mitteilen, wenn diese Sympathie fehlte? Glaubte er wirklich, ich könnte mit einer Frau zusammenleben, deren einziges Interesse an mir darin bestünde, daß ich mit ihr einen Sohn mit Laran zeugte? Ich kenne ein paar Männer in der Comyn-Sippe, denen dies gelingt. Ich glaube, daß zwei Menschen mit gesunden Körpern sich im Bett fast immer irgend etwas geben können. Aber nicht im Turm ausgebildete Telepathen, die an diese völlige Offenheit gewöhnt sind … Ich sagte, und meine Stimme zitterte unkontrollierbar dabei: „Selbst einem Gott kann man nicht zumuten, auf Befehl zu lieben.” Hastur blickte mich mitfühlend an. Auch das verletzte mich. Es wäre schwierig genug gewesen, mich vor einem Mann meines Alters so bloßzustellen. Schließlich sagte er sanft: „Es war nie von Zwang die Rede, Lew. Aber versprich mir, darüber nachzudenken. Das Storn-Lanart-Mädchen hat sich beim Neskaya-Turm beworben. Wir brauchen Bewahrerinnen und Psi-Techniker. Aber wir brauchen auch sensible Frauen, Telepathen, die in unsere Familien einheiraten. Wenn du an einer anderen Gefallen finden solltest, wäre es uns willkommen.”
Ich sagte mit einem tiefen Atemzug: „Ich werde darüber nachdenken.” Linnea war Telepath. Das würde reichen. Aber ehrlich gesagt, ich hatte Angst. Hastur bedeutete einem Diener, seinen leeren Teller sowie meinen fast unberührten fortzunehmen.
„Wein?”
„Danke, Sir, aber ich habe bereits mehr getrunken, als ich normalerweise in einer Woche zu mir nehme. Und ich habe meiner Pflegeschwester noch einen Tanz versprochen.” So freundlich er auch gewesen war, so war ich doch froh, mich entfernen zu können. Diese Unterhaltung hatte mich aufgerüttelt und Gedanken hervorgerufen, die tief vergraben zu halten ich mich immer bemüht hatte.
Liebe - oder genauer gesagt: Sex - ist für einen Telepathen niemals einfach. Nicht einmal, wenn man sehr jung ist und noch kindlich herumspielt, seine Bedürfnisse und Begierden entdeckt und seinen eigenen Körper und dessen Triebe kennenlernt.
Ich denke, nach dem, was die anderen Männer so reden – und geredet wird bei den Kadetten und anderen Wachsoldaten viel -, reicht für die meisten Leute, zumindest für eine Zeit, jeder des richtigen Geschlechts, der zur Verfügung steht und nicht allzu ekelerregend ist. Aber selbst während dieser frühen Experimentierphase war ich mir der Motive und Reaktionen des anderen immer zu bewußt, und sie hielten kaum jemals einer so eindringlichen Überprüfung stand. Und nachdem ich in den Arilinn gegangen war und mich auf intensives Teilhaben und Nähe eingelassen hatte, war es von bloßem Schwierigsein zur Unmöglichkeit geworden. Nun,

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