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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ich hatte Linnell einen Tanz versprochen. Und was ich Hastur gesagt hatte, stimmte. Linnell war für mich keine Frau, und sie würde mich emotional in keiner Weise aufregen. Aber Callina war allein und beobachtete eine Gruppe klassischer Tänzer, die einen rhythmischen Tanz aufführten, der Blätter in einem Frühlingssturm darstellte. Ihre Gewänder, blaugrün, gelbgrün und graugrün, zuckten und flössen wie Sonnenlicht ineinander. Callina hatte ihre Kapuze zurückgeworfen und sah in ihrer konzentrierten Haltung ziemlich verloren, sehr klein und zerbrechlich und ernst aus. Ich stellte mich neben sie. Nach einem Moment sagte sie: „Du hast Linnell noch einen Tanz versprochen, nicht wahr? Du kannst dir die Mühe sparen, Vetter, sie ist zusammen mit diesem Storn-Lanart-Mädchen auf dem Balkon, und die beiden sehen zu und plaudern über Kleider und Frisuren.” Sie lächelte, ein kleines, ironisches Lächeln, das einen Augenblick lang ihr Gesicht erhellte. „Es ist albern, kleine Mädchen dieses Alters auf offizielle Bälle zu bringen. Sie wären ebenso glücklich in der Tanzstunde.” Ich sagte mit meiner angestauten Bitterkeit: „Oh, sie sind alt genug, um an den Höchstbietenden versteigert zu werden. So machen wir Comyn unsere feinen Ehen. Stehst du auch zum Verkauf, Damisela? Sie lächelte flüchtig. „Ich glaube nicht, daß du mir ein Angebot machen würdest. Zumindest in diesem Jahr stehe ich nicht zum Verkauf an. Ich bin Bewahrerin im Neskaya-Turm, und du weißt, was das bedeutet.”
Ich wußte es natürlich. Die Bewahrerinnen brauchen nicht mehr in klösterlicher Jungfräulichkeit zu leben, denen kein Mann auch nur einen Blick zuwerfen darf. Aber solange sie im Zentrum der Energonstrahlen arbeiten, müssen sie aufgrund bitterer Notwendigkeit absolut keusch leben. Sie haben gelernt, nicht jene Begierden zu erwecken, die sie nicht erfüllen dürfen. Wahrscheinlich haben sie auch gelernt, sie nicht zu spüren, was ein guter Trick ist, wenn er gelingt. Ich wünschte, mir wäre es möglich.
Ich entspannte mich. Gegenüber Callina, die im Turm ausgebildet und als Bewahrerin dort arbeitete, brauchte ich nicht auf der Hut zu sein. Wir waren enger verwandt als durch Blutsbande, nämlich durch das starke Band der Telepathen untereinander.
Ich war auch lange genug Matrixtechniker, um zu wissen, daß diese Arbeit so viel an physischer und psychischer Energie aufzehrt, daß für Sexualität kaum etwas übrigbleibt. Der Wille dazu ist vielleicht da, aber nicht die Energie. Man erwartet von den Bewahrern, damit sie emotional und physisch sicher sind, daß sie allein leben. Die anderen im Turm Techniker, Mechaniker und Psi-Monteure - sind normalerweise großzügig und sensibel, wenn sie die kleinen Reste befriedigen. In jedem Fall steht man sich zu nahe, um die Spiele von Flirt und Sich zurückziehen zu spielen, die Männer und Frauen anderswo gern betreiben. Und Callina verstand dies alles, ohne daß es gesagt werden mußte, weil sie dazugehörte. Sie war auch sensibel genug, um meine Stimmung zu erkennen. Mit einem leisen Anflug von Boshaftigkeit sagte sie: „Ich habe gehört, man wird Linnea im nächsten Jahr zum Arilinn schicken, falls ihr beide nicht heiraten solltet. Soll ich sie bitten, daß man sie dort nicht zur Bewahrerin macht, falls du deinen Entschluß ändern solltest?”
Ich fühlte mich völlig erstaunt. Das war etwas absolut Ungewöhnliches. Aber was mich von einem Außenstehenden aufgeregt hätte, versetzte mich bei ihr nicht in Wut. Innerhalb des Turmkreises wäre ich nicht verlegen geworden, wenn ich mich auch nicht zu einer Antwort gezwungen gefühlt hätte. Sie behandelte mich einfach wie ihresgleichen. Wir waren aller Bedürfnisse und Triebe des anderen so sehr bewußt, daß wir sorgfältig darauf achteten, beim anderen nicht Frustration oder Wut hervorzurufen.
Aber nun war mein Kreis zerstreut, andere dienten an meiner Stelle, und ich mußte mit einer Welt voller ausgefeilter Spiele und komplexer Beziehungen fertig werden. Ich sagte, wie ich es zu einer Schwester gesagt hätte: „Sie drängen mich zu heiraten, Callina. Was soll ich tun? Es ist zu plötzlich. Ich bin noch …” Ich winkte ab und konnte es nicht in Worte fassen. Sie nickte ernsthaft. „Vielleicht solltest du Linnea doch nehmen. Es würde bedeuten, sie könnten dich nicht drängen, ein Mädchen zu nehmen, das weniger zu dir paßt.” Sie befaßte sich ernsthaft mit meinem Problem und widmete ihm ihre volle Aufmerksamkeit. „Ich

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