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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nun eine ordentliche Stadt. Doch mein Erstaunen vergrößerte sich noch, als ich auf die Spitze eines der höheren Berge gelangte, und das sah, was unter uns im Tal und auf den sanften Hängen der nahen Berge ausgebreitet lag.
Es war ein klarer Tag, und wir konnten weit sehen. Tief unten am Grund des Tales, wo der Boden eben war, konnte man ein großes, eingezäuntes Gebiet mit ungewöhnlich ebener Oberfläche erkennen, und selbst von hier aus konnte man die Landebahnen und Rollbahnen sehen. Das mußte der alte Raumhafen der Terraner sein, den man nun als Landeplatz für Flugzeuge und kleinere Raketen benutzte, die Waren und Botschaften aus Thendara und Port Chicago brachten. In der Nähe des Arilinn gab es einen ähnlichen Landeplatz. Jenseits des Feldes lag die Stadt, und während sich meine Eskorte hinter mir aufbaute, hörte ich die Männer murmeln.
„Ich kann mich erinnern, als ich ein kleiner Junge war, gab es hier noch keine Stadt!” „Ist wie die Stadt im Märchen, die über Nacht aus dem Boden wächst.”
Ich erzählte ihnen von dem, was mein Vater über vorgefertigte Einzelteile berichtet hatte. Derartige Städte wurden nicht für Ewigkeiten errichtet, sondern konnten schnell aus dem Boden gestampft werden. Sie runzelten skeptisch die Stirn, und einer von ihnen sagte: „Ich will ja nichts gegen den Kommandeur sagen, Sir, aber da muß er Euch ein Märchen aufgetischt haben. Nicht einmal die Terraner können so schnell bauen.”
Ich lachte. „Er hat mir auch von einem heißen Planeten erzählt wo die Eingeborenen nicht glaubten, es gäbe so etwas wie Schnee und ihn der Lüge beschuldigten, als er von den Bergen erzählte, die das ganze Jahr über mit Eis bedeckt sind.”
Ein anderer streckte die Hand aus: „Burg Aldaran?”
Nichts anderes hätte es sein können, es sei denn, wir hätten uns unglaublich verirrt: ein altes Fort, eine Festung aus rohen, verwitterten Steinen. Dies war die Festung der RenegatenDomäne, die vor Jahrhunderten von den Comyn ausgestoßen wurde - niemand heute weiß mehr, warum. Doch sie war die ehemalige Siebente Domäne der alten Clans von Hastur und Cassilda.
Bei mir vermischte sich Neugier mit Eifer und Zögern, als täte ich einen unwiderruflichen Schritt. Wieder einmal streckte das sonderbar abgehobene Zeitgefühl der Altons einen warnenden Finger aus. Was wartete auf mich in der alten Steinburg am anderen Ende des Tales von Caer Donn?
Mit einem Stirnrunzeln brachte ich mich in die Gegenwart zurück. Man benötigte keine besondere Vorahnung, um zu spüren, daß man in einem vollständig anderen Teil der Welt auf Fremde treffen konnte und einige von ihnen dauerhaften Einfluß auf das eigene Leben nehmen konnten. Wenn ich das Tal durchquerte und durch das Tor von Burg Aldaran schritt, sagte ich mir, bedeutete dies nicht eine große und unwiderrufliche Entscheidung in meinem Leben, die mich von der Vergangenheit und allem Vertrauten abschneiden würde. Ich war hier auf Bitten meines Vaters als gehorsamer Sohn, der nur in seinem Willen und seinen Gedanken illoyal war.
Ich kämpfte mich zurück. „Nun, wir sollten uns bemühen, noch im Tageslicht dort anzukommen”, sagte ich und begann die ausgezeichnete Straße hinabzureiten. Der Ritt durch Caer Donn glich auf sonderbare Weise einem Traum. Ich hatte beschlossen, einfach zu reisen, ohne die komplizierte Eskorte eines Botschafters. Ich betrachtete es als einen Familienbesuch, der es ja angeblich auch sein sollte, und erregte kein sonderliches Aufsehen. In einer Weise war die Stadt wie ich selbst, dachte ich, nach außen für Darkover typisch, doch mit kleinsten Unterschieden überall, mit etwas, was nicht recht dazugehörte. In all diesen Jahren bin ich damit zufrieden gewesen, mich selbst als Darkovaner zu akzeptieren, und als ich nun auf den alten terranischen Raumhafen blickte, in einer Art, wie ich das vertraute Gegenstück in Thendara niemals angesehen hatte, dachte ich, daß auch dies mein Erbe sei… wenn ich nur den Mut hatte, es anzutreten.
Ich befand mich in einer merkwürdigen Stimmung, ein wenig entrückt, ohne zu wissen, welche Form und Gestalt alles annehmen würde, konnte ich einen Wind spüren, der mein Schicksal mit sich trug.
Am Tor zu Aldaran standen Wachen, Gebirgler, und zum ersten Male nannte ich meinen vollen Namen, nicht den, den ich als Vaters Nedestro-Erbe trug, sondern den, den Vater und Mutter mir gegeben hatten, noch ehe jemand ahnte, daß irgend jemand meine Legitimität bezweifeln würde. „Ich

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