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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das Tier des alten Mannes und führte es den Pfad hinab in den gepflasterten Hof. Rasch saß er ab, half Dom Felix hinunter und leitete seine unsicheren Schritte. Er führte ihn in die Halle und sagte zu dem alten, halberblindeten Diener: »Euer Herr ist krank. Holt ihm Wein.«
    Als man ihn brachte und Dom Felix mühsam einen kleinen Schluck getrunken hatte, setzte sich Regis neben ihn an das erkaltete Feuer.
    »Lord Regis, verzeiht …«
    »Nicht nötig. Man hat Euch übel mitgespielt, Sir.«
    »Rafael …«
    »Sir, so wie mein Vater Euren älteren Sohn wert schätzte, so sind mir Danilos Sicherheit und Ehre ebenso teuer wie die meine.« Er blickte auf, als eine Wache die Halle betrat. »Etwas Neues, Gabriel?«
    »Wir haben uns die Stelle angesehen, wo man ihn entführt hat. Der Boden ist zertrampelt, und er hat wohl mit seinem Dolch um sich geschlagen.«
    »Auf Falkenjagd hatte er keine andere Waffe dabei.«
    »Sie haben die Schneide abgehauen.« Gabriel gab Dom Felix die Waffe. Der Alte hielt sie ein wenig von sich ab und erblickte das Wappen der Hasturs darauf. Dann sagte er: »Dom Regis …«
    »Wir haben einen Eid geschworen«, sagte Regis und zog Danilos Dolch aus seiner Scheide, »und als Zeichen dafür die Klingen getauscht.« Er nahm den Dolch mit dem Zeichen des Hasturs und sagte: »Ich werde ihn tragen, um ihn ihm zurückzugeben. Hast du sonst noch etwas gesehen, Gabriel?«
    Einer der Wachleute sagte: »Ich habe das hier auf dem Boden gefunden. Es ist wohl beim Kampf abgerissen worden. Er muß für einen jungen Burschen ganz allein sehr mutig gekämpft haben.« Er breitete einen langen, schweren, wollenen, farblosen Umhang mit Lederschnallen und -riemen aus. Er war arg zerfetzt und beschädigt. Dom Felix richtete sich ein wenig auf und sagte: »Seit ich lebe, hat man so etwas in den Domänen nie gesehen. Ich glaube, man trägt sie noch in den Hellers. Und er ist mit Marderpelz abgesetzt. Wahrscheinlich stammt er von jenseits des Flusses. Banditen in den Bergen tragen solche Umhänge. Aber warum Dani? Wir sind nicht reich genug, um Lösegeld zahlen zu können, und auch nicht so wichtig, als daß er eine Geisel für irgend etwas sein könnte.«
    Regis dachte wütend, daß Dyans Leute aus den Hellers stammten. Laut sagte er lediglich: »Die Leute aus dem Gebirge arbeiten für jeden, der sie gut bezahlt. Habt Ihr Feinde, Dom Felix?«
    »Nein. Seit fünfzehn Jahren lebe ich in Frieden und bestelle mein Land.« Der alte Mann war wie gelähmt. Er sah Regis an und sagte: »Mein Lord, wenn Ihr krank seid …«
    »Nicht wichtig«, sagte Regis. »Dom Felix, ich verspreche Euch bei dem Eid, den kein Hastur brechen darf, daß ich herausfinden werde, wer Euch dies angetan hat, und daß ich Euch Dani zurückbringen werde. Andernfalls werde ich mit meinem Leben dafür einstehen.« Er legte einen Augenblick lang die Hand über die des alten Mannes. Dann richtete er sich auf und sagte: »Eine der Wachen soll hierbleiben und sich in der Abwesenheit Eures Sohnes um das Land kümmern. Gabriel, reite mit der Eskorte nach Thendara zurück und berichte Kennard Alton hiervon. Und zeige Kennard den Umhang. Er weiß vielleicht, wo in den Hellers er gewebt wurde.«
    »Regis, ich habe Befehl, dich nach Neskaya zu bringen.«
    »Zur rechten Zeit. Dies hier ist wichtiger«, sagte Regis. »Du bist ein Hastur, Gabriel, wenn auch nur durch Einheirat, und deine Söhne sind Erben der Hastur. Die Ehre des Stammes ist auch die deine, und Danilo ist mein Blutsbruder.«
    Sein Schwager blickte ihn sichtlich erschüttert an. Erbe einer Domäne zu sein, hatte auch sein Gutes, fand Regis, denn man gehorchte seinen Befehlen ohne Frage. Ungeduldig sagte er: »Ich bleibe hier, um dem Vater meines Freundes Gesellschaft zu leisten, oder ich warte auf Edelweiß.«
    »Du kannst nicht ohne Wache hierbleiben«, sagte Gabriel schließlich, »im Gegensatz zu Dani bist du reich und wichtig genug für eine Geiselnahme.« Er stand den Comyn nahe genug, um unentschieden zu sein. »Ich könnte dich mit einer Wache nach Edelweiß schicken«, sagte er. Regis protestierte wütend. »Ich bin kein Kind! Brauche ich ein Kindermädchen, um mich am Schürzenband drei Meilen weit ziehen zu lassen?«
    Gabriels eigene Söhne begannen auch schon, sich gegen die Bewachung Tag und Nacht zu wehren. Schließlich sagte er: »Regis, sieh mich an. Du stehst unter meiner Obhut. Versprich mir bei deiner Ehre, auf direktem Weg, ohne von der Straße abzuweichen, nach Edelweiß zu reiten,

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