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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht ihrem Urteil unter Belastung. Wenn ich mit ihr arbeiten soll, muß ich ihr unbedingt vertrauen. Und das kann ich nicht. Nicht als Bewahrerin. Ich glaube, Marjorie könnte es übernehmen – wenn sie will.«
    Kadarin blickte Marjorie mit einem komischen, verzerrten Lächeln an. Er sagte: »Du rationalisierst das doch. Glaubst du etwa, ich wüßte nicht, daß du in sie verliebt bist und willst, daß sie diesen Ehrenposten erhält?«
    »Du bist wahnsinnig«, sagte ich. »Verdammt, ja. Ich bin in sie verliebt! Aber mir wird klar, daß du von Matrixzirkeln keine Ahnung hast. Glaubst du etwa, ich will, daß sie in diesem Zirkel Bewahrerin wird? Weißt du denn nicht, daß es mir damit unmöglich gemacht wird, sie zu berühren? Solange sie Bewahrerin ist, darf niemand von uns sie anfassen – und ich am allerwenigsten, weil ich sie liebe und begehre. Wußtest du das nicht?« Langsam löste ich meine Hand aus Marjories Fingern. Sie fühlten sich kalt und verlassen an.
    »Aberglaube der Comyn«, sagte Beltran verächtlich. »Absoluter Blödsinn über Jungfrauen und Keuschheit! Glaubst du diesen Unsinn etwa wirklich?«
    »Verdammt, das ist keine Sache des Glaubens«, gab ich zurück, »außerdem müssen Bewahrerinnen heutzutage keine Jungfrauen mehr sein. Aber solange sie in den Zirkeln arbeiten, sollten sie absolut keusch leben. Das ist eine physikalische Tatsache. Es hängt mit den Nervenströmungen zusammen. Es ist ebensowenig ein Aberglaube wie die Erkenntnis von Hebammen, daß eine schwangere Frau nicht zu schnell oder zu lange reiten und sich nicht zu eng schnüren darf. Und selbst dann ist es noch gefährlich. Glaube mir, entsetzlich gefährlich. Wenn du denkst, ich will, daß Marjorie unsere Bewahrerin wird, dann bist du ein größerer Ignorant, als ich dachte.«
    Kadarin blickte mich eindringlich an, und ich merkte, daß er seine Worte genau abwog. »Ich glaube dir«, sagte er schließlich. »Aber glaubst du, Marjorie kann es machen?«
    Ich nickte, wünschte aber, ich könnte lügen und es so vermeiden. Das Liebesleben eines Telepathen ist immer höllisch kompliziert. Und Marjorie und ich hatten uns gerade erst gefunden. Wir hatten nur so wenig, so wenig …
    »Sie kann, wenn sie will«, sagte ich endlich, »doch sie muß einverstanden sein. Keine Frau kann man zwingen, Bewahrerin zu werden. Es ist eine zu starke Belastung, und es geht nur aus freien Stücken.«
    Kadarin blickte uns beide an und sagte: »Dann hängt also alles von Marjorie ab, oder? Wie steht es, Margie? Wirst du für uns die Bewahrerin abgeben?«
    Sie blickte mich an und biß sich auf die Lippe. Dann streckte sie mir die Hand entgegen und sagte: »Lew, ich weiß nicht …«
    Sie hatte Angst, kein Wunder. Und dann erinnerte ich mich wie in einem zwanghaften Zaubertraum an den Morgen, an dem wir zusammen durch Caer Donn gegangen waren und über unsere Träume geredet hatten. Waren sie nicht eine kleine Gefahr, ein wenig Warten auf unser Glück wert? Eine Welt, in der wir uns nicht schämen müßten, sondern stolz auf unser gemeinsames Erbe sein dürften? Darkovaner und Terraner? Ich spürte, wie auch Marjorie an den Traum dachte, und ohne ein Wort löste sie langsam ihre Hand aus der meinen, und wir nahmen Abstand voneinander. Von diesem Moment an, bis unsere Arbeit beendet und der Zirkel aufgelöst war, würde Marjorie unantastbar, abseits und allein sein. Die Bewahrerin.
    Keine weitere Abstimmung war notwendig, doch Marjorie sprach die einfachen Worte, als seien sie ein feuerbesiegelter Eid:
    »Ich stimme zu. Wenn ihr mir helft, werde ich tun, was ich kann.«
     

 
15
     
    Zehn Tage lang hatte der Sturm gewütet, war von den Hellers durch die Kilghard-Berge gerast und mit fast unverminderter Wut über Thendara hergefallen. Jetzt war das Wetter klar und schön, doch Regis ritt mit gesenktem Kopf und nahm den freundlichen Tag nicht wahr.
    Er hatte nach seiner Einschätzung versagt, hatte ein Versprechen geleistet und dann nicht getan. Nun schickte man ihn unter der Obhut Gabriels nach Neskaya, wie ein krankes Kind mit einer Armee. Doch er hob überrascht den Kopf, als sie eine scharfe Biegung hinab in das Tal ritten, in dem Syrtis lag.
    »Warum nehmen wir diesen Weg?«
    »Ich habe eine Botschaft für Dom Felix«, sagte Gabriel. »Sind die die paar Meilen Umweg zu aufwendig? Ich könnte dich mit der Wache schon nach Edelweiß schicken …«
    Gabriels Vorsicht und Besorgnis brachten ihn auf. Als spielten ein paar Meilen eine Rolle! Er sagte es mit

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