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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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meinte Dani. »Du bist, wie du bist. Aber wenn Beltran nicht so anders ist, wie kannst du ihm dann vertrauen?«
    »Er ist mein Verwandter«, antwortete ich hilflos. »Was erwartest du von mir für eine Antwort? Ich denke, sein Eifer ist mit ihm durchgegangen. Er hat dir nicht weh getan, oder?«
    Dani wurde wütend. »Du redest genauso, wie dein Vater wohl über Dyan geredet hat.«
    Es war nicht das gleiche. Ich wußte es, konnte aber von Dani nicht erwarten, daß er es verstand. Schließlich sagte ich: »Kannst du hier nicht mal von der Persönlichkeit absehen, Dani? Beltran hatte unrecht, aber was wir vorhaben, ist so ungeheuer, daß es die Leute vielleicht gegenüber kleineren Zielen blind macht. Oder wartest du darauf …« – und ich sprach zögernd, boshaft, um ihm zu zeigen, wie zynisch es klang – »… daß die Comyn dir das bessere Angebot machen?«
    Er errötete heftig und zeigte sich tief getroffen. Ich hatte weder seine Intelligenz noch seine Sensitivität überschätzt. Er war noch ein Kind, aber der Mann würde eine wertvolle Person mit ausgeprägter Integrität und starkem Ehrgefühl sein. Ich hoffte von ganzem Herzen, er würde unser Verbündeter.
    »Danilo«, sagte ich, »wir brauchen dich. Die Comyn haben dich unverdientermaßen entehrt. Wieviel Loyalität schuldest du ihnen?«
    »Den Comyn schulde ich nichts«, sagte er ruhig. »Aber ich bin versprochen und habe meinen Dienst geschworen. Selbst wenn ich tun wollte, um was du mich bittest, Lew – und dessen bin ich nicht sicher – wäre ich nicht frei, es zu tun.«
    »Was meinst du?«
    Danilos Gesicht sah ungerührt aus, doch ich spürte das Gefühl hinter seinen Worten. »Regis Hastur hat mich auf Syrtis besucht«, begann er. »Er wußte nicht, wie oder warum, aber er wußte, daß mir Unrecht geschehen war. Er hat geschworen, es wiedergutzumachen.«
    »Wir sind dabei, vieles wiedergutzumachen, Dani. Nicht nur dein Unrecht.«
    »Vielleicht«, sagte er. »Aber wir haben beide einen Eid geschworen, und ich habe ihm mein Schwert und meinen Dienst angetragen. Ich bin sein Waffenbruder, Lew. Wenn du also meine Hilfe willst, mußt du um seine Zustimmung nachsuchen. Wenn mein Lord mir die Erlaubnis gibt, stehe ich euch zur Verfügung. Andernfalls bin ich sein Mann. Ich habe es geschworen.«
    Ich blickte in das ernste junge Gesicht und wußte, daß ich darauf nichts entgegnen konnte. Ich verspürte eine unbegründete Wut gegenüber Regis, weil er mich hier so aus dem Spiel gebracht hatte. Einen Moment lang kämpfte ich gegen eine starke Versuchung. Ich könnte ihn zwingen, meinen Gesichtspunkt einzunehmen …
    Mit Entsetzen und Scham über meine Gedanken zuckte ich zusammen. Der erste Schwur auf dem Arilinn war gewesen: Zwinge niemals, niemals deinen Willen oder dein Bewußtsein einem anderen auf, nicht einmal zu seinem eigenen Besten. Ich konnte versuchen zu überzeugen. Ich konnte bitten. Ich konnte Argumente anführen, Emotionen, Logik, Rhetorik anwenden. Ich konnte auch Regis aufsuchen und ihn um seine Zustimmung bitten. Auch er hatte Gründe, Abscheu gegen die Korruption der Comyn zu empfinden und sich abzuwenden. Aber weiter konnte ich nicht gehen. Ich konnte es nicht. Mir wurde übel, weil ich überhaupt daran gedacht hatte.
    »Ich könnte wirklich Regis um deine Hilfe bitten, Dani«, sagte ich ruhig. »Er ist ebenfalls mein Freund. Aber ich werde dich niemals zwingen. Ich bin nicht Dyan Ardais!«
    Das lockte ein kleines Lächeln aus ihm heraus. »Dafür habe ich dich auch nie gehalten, Lew. Und wenn es mein Herr mir erlaubt, werde ich ihm und dir vertrauen. Doch bis zu diesem Zeitpunkt, Dom Lewis« – er redete mich sehr förmlich mit meinem Titel an, obwohl wir auch zuvor den vertrauteren Familiennamen und das Du benutzt hatten – »erlaubt mir, zu meinem Vater zurückzukehren.«
    Ich machte eine Handbewegung zu den Fenstern, vor denen der Schneesturm peitschte, der kleine Hagelstückchen den Kamin hinabschickte. »In diesem Wetter, Junge? Laß mich dir wenigstens die Gastfreundschaft meiner Verwandten anbieten, bis das Wetter besser ist. Dann wird man dir eine angemessene Eskorte und Begleitung geben, die dich aus diesen Bergen hinausführt. Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich dich mitten im Winter und in der Nacht in die Berge schicke, wo du dich wahrscheinlich im Sturm verirren würdest.« Ich rief den Diener wieder herein und wies ihn an, in der Nähe meiner Zimmer eine angemessene Unterkunft für meinen Gast vorzubereiten. Bevor

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