Hasturs Erbe
vor dem Rat der Comyn, die sie zu meiner Frau machte. Überall im Gebirge, wo es wenige Zeremonien gibt und wenige Gäste, bedeutete das bewußte Teilen von Bett, Mahlzeit und Feuer den legalen Status der Ehe, und ich wußte, warum Marjorie es riskiert hatte, sich im Schnee zu verlaufen, um uns ein Feuer anzuzünden und eine Suppe zu kochen. Nach den einfachen Gesetzen der Berge galten wir als verheiratet, nicht nur in unseren Augen, sondern auch durch eine Zeremonie, die dem Urteil aller Menschen standhalten würde.
Ich war froh, daß sie meiner so sicher gewesen war, es zu tun, ohne mich zu fragen. Doch irgendetwas bereitete mir Sorgen. Ich sagte: »Regis und Danilo sind näher an Thendara als wir dem Arilinn. Doch beide sind keine fähigen Telepathen, und ich bezweifle, ob schon eine Nachricht durchgedrungen ist. Ich sollte entweder meinem Vater oder Arilinn eine Botschaft senden. Das hätte ich eigentlich schon früher tun müssen.«
Sie umfing meine Hand, als ich die Matrix aus ihrem Beutel nahm. »Lew, ist es auch sicher?«
»Ich muß, Liebste, ob es sicher ist oder nicht. Ich hätte es im gleichen Augenblick tun müssen, als ich die Matrix zurückbekam. Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß sie es noch einmal versuchen. Beltran wird seine Ziele nicht so schnell aufgeben, und ich fürchte, Kadarin ist skrupellos.« Ich scheute mich, den Namen Sharras auszusprechen, doch er stand zwischen uns, und wir beide wußten es. Und wenn sie es noch einmal versuchten, ohne meine Kenntnis und Kontrolle, ohne Marjorie als Bewahrerin, was dann? Mit einem Waldbrand zu spielen, wäre dagegen ein Kinderspiel, abgesehen von dem Risiko, das Ding ohne eine ausgebildete Bewahrerin zu erwecken! Ich mußte die Türme warnen.
Zögernd sagte sie: »Wir stehen noch immer miteinander in Kontakt. Wenn du … deine Matrix benutzt … können sie uns dann fühlen, uns vielleicht sogar aufspüren?«
Das war eine Möglichkeit, doch was immer auch mit uns geschah, die Sharra mußte unter Kontrolle gebracht und zurückgehalten werden, sonst würde keiner von uns jemals wieder sicher sein. Und in allen diesen Tagen hatte ich keine Berührung gespürt, keine suchenden Fühler.
Ich zog die Matrix hervor und wickelte sie aus. Zu meinem Entsetzen spürte ich ein schwaches, bohrendes Gefühl von Übelkeit, als ich in die blaue Tiefe starrte. Das war ein gefährliches Zeichen. Vielleicht war in den Tagen der Trennung die Übereinstimmung aufgehoben worden. Ich konzentrierte mich und beruhigte meine Gedanken für die komplizierte Aufgabe, mich wieder in den Sternenstein zu versenken. Wieder und wieder war ich gezwungen, vor Schmerz die Augen abzuwenden, weil mir die Sicht schwand.
»Laß es sein, Lew, laß es. Du bist zu müde.«
»Ich kann nicht.« Wenn ich es hinauszögerte, würde ich die Herrschaft über die Matrix verlieren und gezwungen sein, mit einem anderen Stein neu zu beginnen. Ich kämpfte fast eine Stunde lang mit der Matrix, rang gegen meine Unfähigkeit, mich zu konzentrieren. Mitleidig sah mich Marjorie an, wohl wissend, daß ich meine Kräfte in diesem telepathischen Kampf verausgabte. Ich verfluchte mein Schicksal als Telepath und Matrixmechaniker, doch es kam mir auch nicht in den Sinn, diesen Kampf vorzeitig aufzugeben.
Wenn dies auf dem Arilinn geschehen wäre – unvorstellbar! –, hätte man mir Kirian oder eine andere Droge gegeben, die Psi aktivierte, und mir mit einem Psi-Monitor und meiner Bewahrerin geholfen. Ich selber hatte es für Marjorie gefährlich, ja unmöglich gemacht, mir zu helfen.
Endlich gelang es mir unter rasenden Kopfschmerzen, die Lichter in dem Stein zu zentrieren. Rasch, solange ich noch Kraft hatte, ließ ich meine Gedanken in jene graue, formlose Masse hineingleiten, die wir die Überwelt nennen, und suchte nach dem Lichtzeichen, das den Relaiszirkel auf Arilinn darstellte.
Einen Moment lang hatte ich es gefunden. Dann tauchte in dem Stein eine wild züngelnde Flamme auf, eine Welle ungezügelten Bewußtseins, ein allzu vertrautes Aufwallen heftiger Gewalt … Flammen, die riesige Feuergestalt, die die Gedanken auslöscht … eine Frau, dunkel und kräftig, die eine lebende Flamme trug, ein großer Kreis von Gesichtern, aus denen rohe Emotion strahlte …
Ich hörte Marjorie nach Luft ringen und versuchte, den Kontakt abzubrechen. Sharra! Sharra! Wir waren ihr verschworen. Wir wurden gefangen und in die Flammen der Zerstörung gezwungen …
»Nein! Nein!« schrie Marjorie, und ich
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