Hasturs Erbe
diese Welt verlassen. Ich möchte in den Raum. In das Imperium.«
Dani starrte ihn überrascht und erstaunt an. »Warum?«
Regis öffnete den Mund, um die Gründe aufzuzählen, und merkte plötzlich, wie er nach Worten suchte. Warum? Er wußte es kaum. Außer daß es eine fremde, andere Welt war, die die Aufregung des Unbekannten versprach. Eine Welt, die ihn nicht überall daran erinnerte, daß er um sein Erbe betrogen worden war, ohne Laran geboren wurde. Doch ab heute …
Dieser Gedanke verstörte ihn auf merkwürdige Art. Wenn er in Wirklichkeit Laran hatte, dann hatte er keinen Grund mehr. Doch er wollte seinen Traum noch nicht aufgeben. Er konnte es nicht in Worten ausdrücken, doch augenscheinlich erwartete Dani auch keine. Er sagte: »Du bist ein Hastur. Werden sie dich gehen lassen?«
»Ich habe das Versprechen meines Großvaters, daß er in drei Jahren nichts dagegen haben wird, wenn ich immer noch gehen will.« Er merkte mit einem schmerzhaften Stich, daß sie ihn sicher nie gehen lassen würden, wenn er doch Laran haben sollte. Die atemberaubende Aufregung des Unbekannten hielt ihn wieder im Griff; er zitterte, als er sich entschloß, es vor ihnen zu verbergen.
Danilo lächelte scheu und sagte: »Ich beneide dich fast. Wenn mein Vater nicht so alt wäre oder wenn er einen anderen Sohn hätte, der sich um ihn kümmerte, würde ich mit dir kommen wollen. Wenn wir doch zusammen gehen könnten!«
Regis lächelte ihn an. Er fand keine Worte, um die Wärme zurückzugeben, die er empfing. Doch Danilo sagte bedauernd: »Aber er braucht mich. Ich kann ihn nicht verlassen, solange er noch lebt. Außerdem …«
Er lachte ein wenig. »… Nach allem, was ich gehört habe, ist unsere Welt besser als ihre.«
»Aber es gibt bestimmt Dinge, die wir von ihnen lernen können. Kennard Alton ist nach Terra gegangen und hat viele Jahre dort zugebracht.«
»Ja«, sagte Dani gedankenvoll, »doch danach ist er auch wieder zurückgekommen.« Er blickte auf die Sonne und sagte: »Wir werden zu spät kommen. Ich will keinen Tadel bekommen. Wir müssen uns beeilen.«
Das Treppenhaus, das sie zwischen den Türmen des Schlosses hinabführte, war dämmrig, und beide sahen den hochgewachsenen Mann nicht, der ein anderes Treppenhaus hinabkam, das rechtwinklig auf ihres traf, bis sie heftig am Fuß der Treppe zusammenstießen. Der andere Mann erholte sich zuerst, streckte die Hand aus, ergriff Regis fest am Ellenbogen und drehte ihm den Arm leicht herum. Es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können, doch Regis fühlte durch die Berührung die Gedanken und die Präsenz von Lew Alton. Diese Erfahrung war für ihn so neu und ein solcher Schock, daß er mit den Augen zwinkerte und sich einen Moment lang nicht rühren konnte.
Lew sagte freundlich: »Wenn wir nun in der Wache wären, würde ich dich zu Boden werfen, um dir beizubringen, was zu tun ist, wenn man im Dunkeln überrascht wird. Regis, du weißt doch, daß du auch auf dem Sprung sein mußt, wenn ihr frei habt, oder?«
Regis war immer noch zu erschüttert und überrascht, um reden zu können. Lew ließ seinen Arm los und sagte in plötzlicher Verärgerung: »Regis, habe ich dir weh getan?«
»Nein … es ist nur …« Er konnte in seiner Aufregung kaum sprechen. Er hatte Lew nicht gesehen. Er hatte auch seine Stimme nicht gehört. Er hatte ihn einfach berührt im Dunkeln, und das war deutlicher als sehen und hören. Aus irgendeinem Grund erfüllte es ihn mit einer unerträglichen Angst, die er nicht begreifen konnte.
Lew spürte offensichtlich seine Verzweiflung. Er ließ ihn los und wandte sich Danilo zu, dem er freundlich sagte: »Nun, Dani, wirst du nun lernen, ein Auge offenzuhalten, damit ihr nicht überrascht und von hinten angegriffen werdet?«
»Ich bin immer auf der Hut«, antwortete Danilo lachend. »Gabriel – Kapitän Lanart Hastur – fing mich gestern ab. Dieses Mal ist es mir aber gelungen, ihn aufzuhalten, so daß er mich nicht umwerfen konnte. Er hat mir nur den Griff gezeigt, den er anwandte.«
Lew kicherte. »Gabriel ist der beste Ringer der Wache«, sagte er. »Ich mußte den schweren Weg gehen. Jeder der Offiziere wußte, daß ich am leichtesten umzuwerfen war. Nachdem mein Arm durch … durch einen Unfall ausgerenkt wurde«, sagte er, doch Regis spürte, daß er etwas anderes hatte sagen wollen, »tat ich Gabriel schließlich leid, und er hat mir ein paar von seinen Geheimnissen verraten. Doch meistenteils verließ ich mich darauf, mich von den
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