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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Natürlich nicht!
    » Damisela! Ich möchte mich aufrichtig bei dir entschuldigen«, sagte ich und spürte den Atem rauh in meiner Kehle. »Es ist diese Menschenmenge. Etwas spielt verrückt mit meinen … Barrieren.«
    Sie nickte und akzeptierte diese Erklärung. »Ich hasse solche Angelegenheiten. Ich versuche immer, sie zu vermeiden, es sei denn, ich muß hin. Laß uns für einen Moment an die Luft gehen, Lew.« Sie führte mich auf einen der kleinen Balkone, wo ein feiner, dünner Regen fiel. Erleichtert atmete ich die feuchte Kühle ein. Sie trug einen dünnen schwarzen Schleier, der wie Flügel hinter ihr herflatterte und in der Dunkelheit schimmerte. Ich konnte dem Impuls, sie in die Arme zu schließen, mich an sie zu drängen und meine Lippen auf ihre zu pressen, nicht widerstehen – wieder zwinkerte ich und starrte in die kühle, regenlose Nacht zu den leuchtenden Sternen, und Callina stand ruhig in ihrem leuchtenden Gewand. Plötzlich wurde mir schwach und übel, und ich klammerte mich an die Balkonbrüstung. Ich spürte, wie ich in unendliche Fernen fiel, ein wildes Nirgendwo im leeren Raum …
    Callina sagte ruhig: »Es ist nicht nur die Menschenmenge. Hast du Kirian , Lew?«
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die richtige Perspektive der Welt wiederzuerlangen. Dafür war ich zu alt, verdammt. Die meisten Telepathen lassen diese psychischen Ausbrüche mit der Pubertät hinter sich. Ich hatte keine Schwellenkrankheit mehr gehabt, seit ich zum Arilinn gekommen war. Und ich hatte keine Ahnung, warum es mich gerade jetzt überkam.
    Sanft sagte Callina: »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Lew. Du weißt, was dir fehlt, nicht wahr?« Sie berührte mich leicht wie eine Feder und ging. Ich stand in der kalten Luft auf dem Balkon und fühlte den Stachel in ihren Worten. Ja, ich wußte, was falsch war, und wollte doch nichts davon wissen, daß sie mich von jenseits der Barrikade ihrer eigenen Unverletzlichkeit daran erinnerte. Sie teilte meine Bedürfnisse und Begierden nicht; es war eine Qual, von der sie als Bewahrerin frei war. Einen Moment lang, in flammender Wut auf das Mädchen, vergaß ich die grausame Disziplin hinter ihrer schwer errungenen Immunität.
    Ja, ich wußte, was mir fehlte. Auf dem Arilinn war ich daran gewöhnt gewesen, daß Frauen sensibel auf meine Bedürfnisse reagierten, die sie ja teilten. Ich war nun eine lange Zeit schon nicht mehr dort, eine sehr lange Zeit. Mir war sogar, so wie ich war, die Art unkomplizierter Erleichterung, die der geringste meiner Kameraden auf der Wache finden konnte, verwehrt. Die wenigen Male – sehr wenige Male –, als mich Verzweiflung trieb, sie zu suchen, war mir nur übel geworden. Sensible Frauen ergreifen diesen Beruf nicht. Oder wenn sie es tun, dann habe ich nie eine von ihnen getroffen. Ich stützte den Kopf auf die Brüstung und gab mich dem Neid hin … dem bitteren Neid eines Mannes, der nicht einmal zeitweise Trost bei irgendeiner Frau mit willigem Körper finden konnte.
    Einen Moment lang dachte ich, obwohl ich genau wußte, es würde dadurch noch schlimmer, an das Mädchen Linnea. Terranisches Blut. Sensibel, eine Telepathin. Vielleicht war ich zu voreilig gewesen.
    Wieder ergriff mich Wut. Hastur und mein Vater dachten also, sie könnten mich anders nicht manipulieren, also versuchten sie es mit Sex. Sie hatten Dyan bestochen, indem sie ihm eine Baracke voll mit halberwachsenen Jungen übertrugen, die zumindest sein Selbstbewußtsein durch ihre Bewunderung aufpolieren würden und ihm schmeichelten. Und wie unauffällig auch immer, er fühlte sich wohl dabei.
    Und sie würden bestimmt auch mich bestechen. Anders natürlich, weil meine Bedürfnisse anders waren, aber es blieb doch eine Bestechung. Sie würden mich unter Kontrolle halten, handhabbar, indem sie mir ein junges, schönes, sexuell attraktives Mädchen vor die Nase setzten. Das war alles ein halb ausgesprochenes Arrangement.
    Und meine eigenen Bedürfnisse, die mein telepathischer Vater nur zu gut kannte, würden den Rest erledigen. Mir wurde übel bei dem Gedanken, wie nahe ich daran gewesen war, in ihre Falle hineinzutappen.
    Das Fest im Ballsaal löste sich langsam auf. Die Kadetten waren schon vor längerer Zeit zurück in die Kaserne gegangen. Ein paar Nachzügler tranken noch am Büffet, doch die Diener gingen schon umher und begannen aufzuräumen. Ich schritt durch die Hallen auf die Räume der Altons zu und bebte immer noch vor Wut.
    Der mittlere Saal war verlassen,

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