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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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beugte sich nach vorn und legte die Hand auf Danilos nackte Schulter, eine scheue, vorsichtige Berührung. »Kann ich nicht irgend etwas …«
    Er fühlte die explodierende Wut und noch etwas anderes -Furcht? Scham? –, das durch die Finger seinen Arm emporrann wie ein elektrischer Schock. Er zog die Hand so heftig fort, als habe er sich verbrannt. Mit einer heftigen Bewegung stieß Danilo Regis von sich. Mit angestrengter Stimme flüsterte er: »Verdammter … schmutziger … Comyn. Geh zum Teufel, geh weg! Nimm deine stinkenden Hände fort, du …« Er sagte ein Wort, das Regis, der an die Grobheit der Kaserne gewöhnt war, laut nach Luft schnappen und zurückweichen ließ. Er zitterte, und ihm wurde fast übel.
    »Dani, du bist im Unrecht«, flüsterte er entsetzt, »ich habe doch nur gedacht, du wärest krank oder hättest Schwierigkeiten. Ich habe dir doch nichts getan, oder? Du machst dich doch selber krank, wenn du so weitermachst. Dani, kannst du mir nicht sagen, was geschehen ist?«
    »Es dir erzählen, Sharras Ketten! Ich würde es lieber einem Wolf zuflüstern, der seine Zähne in meine Kehle gegraben hat!« Er versetzte Regis einen heftigen Stoß und sagte laut: »Komm mir nur wieder zu nah, du schmieriger Ombredin , und ich werde dir den Hals brechen!«
    Regis stand auf und ging still in sein Bett zurück. Sein Herz pochte noch von dem heftigen Wutausbruch, den er gespürt hatte, als er Danilo berührte, und er zitterte unter der Anschuldigung. Er lauschte auf Danilos Keuchen, war einfach entsetzt, und ihm war von dem Haßausbruch fast so übel wie von seinem eigenen Versagen. Irgendwie hatte er sich vorgestellt, daß ein solches Mißverständnis nicht zwischen zwei Menschen mit Laran geschehen könnte. Er lauschte Danilos Schluchzern, hörte, wie es in leises Weinen und schließlich in einen unruhigen Schlaf überging. Aber Regis schloß in dieser Nacht kaum ein Auge.
     

 
10
     
    (Lew Altons Erzählung)
     
    Der schwere Regen nach Mitternacht ging in Schnee über. Der Tag, an dem ich nach Aldaran aufbrechen mußte, begann grau und unfreundlich. Die Sonne verbarg sich hinter schneeschweren Wolken. Ich wurde früh wach und döste noch vor mich hin, als ich aus dem Zimmer meines Vaters wütende Stimmen hörte. Zuerst dachte ich, Marius bekäme eine Strafpredigt für irgendein kleineres Vergehen, doch zu dieser frühen Stunde? Dann wurde ich wacher und hörte einen Tonfall in Vaters Stimme, den er gegenüber uns beiden noch nie angewandt hatte. Mein ganzes Leben habe ich ihn als einen rauhen, groben, ungeduldigen Menschen gekannt, doch meistens hielt er seinen Zorn im Zaume. Die volle Wut eines Altons kann töten, doch er war durch den Turm diszipliniert und konnte sich in fast jeder Silbe kontrollieren. Hastig zog ich mir etwas über und ging in die Mittelhalle.
    »Dyan, das ist deiner nicht wert. Ist es so sehr eine Sache persönlichen Stolzes?«
    Lord des Lichts! Es war wieder geschehen! Nun, immerhin bei dem Ton in seiner Stimme wußte ich, daß Dyan nicht ungestraft davonkommen würde!
    Dyans Stimme, ein tiefer Baß, wurde durch die dicken Wände gedämpft, doch keine Wand konnte den Antwortschrei meines Vaters abdämpfen. »Nein, verdammt, Dyan! Ich bin nicht für ein solches monströses …«
    Draußen in der Hallte hörte ich, wie Dyan unerbittlich wiederholte: »Es handelt sich nicht um persönlichen Stolz, sondern die Ehre der Comyn und der Garde!«
    »Ehre! Du weißt doch gar nicht, was Ehre ist …«
    »Vorsichtig, Kennard, es gibt Dinge, die auch du nicht aussprechen darfst. Was dies angeht – Zandrus Hölle, Ken, ich kann das nicht übersehen! Selbst wenn es dein eigener Sohn gewesen wäre. Oder mein armer Junge, wenn er so alt geworden wäre. Würdest du es dir ruhig ansehen, wenn ein Kadett gegenüber einem Offizier blankzieht und er ungestraft davonkommt? Wenn du nicht akzeptieren kannst, was ich von der Ehre der Wache halte, was ist dann mit der Disziplin? Hättest du ein solches Betragen auch bei deinem eigenen Bastard geduldet?«
    »Mußt du Lew in alles hineinziehen?«
    »Ich versuche, es nicht zu tun. Daher bin ich direkt zu dir damit gekommen. Von ihm erwarte ich nicht, daß er empfindlich reagiert, wenn es um Fragen der Ehre geht.«
    Mein Vater schnitt ihm wieder das Wort ab, doch redeten beide nun leiser. Dyan sprach in einem Ton unbeugsamer Endgültigkeit. »Nein, rede nicht von Zufällen. Wenn du zuläßt, daß der Respekt gegenüber den Comyn so schwindet – und das in

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