Hasturs Erbe
wird …«
Das war mein Teil an dieser schmutzigen Arbeit. Ich haßte es, ging nach vorn und band sein Schwert los. Es war ein einfaches Schwert der Wache, und ich segnete den Alten für diese Gnade. Außerdem, dachte ich bitter, waren diese alten Erbstücke von Schwertern so fein gearbeitet, daß man eine Schmiede und Sharras Feuer brauchte, um ihnen auch nur ein Zeichen aufzudrücken!
Ich mußte Danilo am Arm berühren. Ich versuchte, ihm einen freundlichen, aufmunternden Gedanken zuzusenden, ihm zu sagen, daß dies nicht das Ende der Welt bedeutete, doch ich merkte, daß ich nicht zu ihm durchdringen konnte. Er wich vor meiner behandschuhten Hand zurück, als sei sie aus rotglühendem Eisen. Dies hier war eine furchterregende Zeremonie für jeden Jungen, der nicht absolut dumpf war – für einen mit Laran , womöglich einen Katalysatortelepathen, war es eine Folter. Konnte er es ohne einen Zusammenbruch überhaupt durchstehen? Er stand reglos da und starrte vor sich hin. Seine Augen waren halb geschlossen, doch er blinzelte, als müsse er einen Tränenausbruch vermeiden.
Ich nahm Danilos Schwert und ging zurück auf das Podium. Ich ergriff es fest mit der behandschuhten Hand und bog es über das Knie. Es war schwer zu biegen, viel schwerer, als ich gedacht hatte, und ich hatte Zeit, mich zu fragen, was ich tun würde, wenn das verdammte Ding nicht brechen würde oder ich es nicht halten konnte und es durch den Raum fliegen würde. Hinten im Raum erklang nervöses Husten. Ich arbeitete an der Klinge und dachte: Zerbrich, verdammtes Ding, laß uns dieses miese Geschäft hinter uns bringen, bevor wir alle zu schreien beginnen!
Es zerbrach mit einem aufstörenden Ton, als würde Glas zerspringen. Wenn ich etwas erwartet hatte, dann einen metallischen Klang. Eine Hälfte fiel auf den Boden. Ich ließ sie dort liegen.
Ich richtete mich auf und sah, daß in Regis Augen Tränen standen. Ich blickte zu Dyan …
Dyan …
Einen Moment lang waren die Barrieren verschwunden. Er sah nicht mich oder das Schwert an. Er starrte Danilo mit einem haßerfüllten, spöttischen, befriedigten Blick an. Ein Blick entsetzlicher, befriedigter Lust. Es gab einfach kein anderes Wort dafür.
Und plötzlich wußte ich – ich hätte es sofort wissen müssen –, wie und warum Danilo verfolgt worden war, bis er in einem Moment hilfloser Verzweiflung dazu gezwungen wurde, sein Schwert gegen den Verfolger zu ziehen … oder möglicherweise gegen sich selbst.
Wie auch immer, in dem Moment, in dem die Klinge aus der Scheide war, hatte ihn Dyan genau dort, wo er ihn haben wollte. Als zweitbeste Lösung.
Ich weiß, daß ich niemals erfahren werde, wie ich den Rest der Zeremonie überstanden habe. In meinem Kopf blieben nur zitternde Bruchstücke übrig: Danilos Gesicht so weiß wie das Hemd, nachdem man ihm den Galaumhang abgeschnitten hatte. Wie schäbig er aussah. Und wie jung! Dyan nahm mir das Schwert aus der Hand und grinste. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Gedanken wieder klar. Ich war aus der Wachhalle herausgestürmt und befand mich auf der Treppe zu den Zimmern der Altons.
Mein Vater zog sich müde und erschöpft die Uniform aus. Er sah verhärmt und erledigt aus. Er war wirklich krank, dachte ich. Kein Wunder. Das hier würde jeden krank machen. Er blickte auf und sagte müde: »Dein Geleitschutz steht bereit. Du kannst noch vor Mittag abreisen. Auch die Eskorte steht bereit mit Packtieren. Es sei denn, du hältst den Schnee bis zum Einbruch der Dunkelheit für zu heftig.«
Er überreichte mir einen Stapel gefalteter Dokumente. Es sah sehr offiziell aus, mit Siegeln und allem, was dazugehörte. Eine Sekunde lang wußte ich überhaupt nicht, wovon er redete. Die Reise nach Aldaran schien in weiter Ferne zu liegen. Ich steckte die Papiere in die Tasche, ohne sie näher anzusehen.
»Vater«, sagte ich, »das kannst du doch nicht machen. Du kannst doch nicht noch einmal das Leben eines Jungen wegen Dyans Boshaftigkeit zerstören.«
»Ich habe versucht, es ihm auszureden, Lew. Er hätte es unter den Teppich kehren oder insgeheim aushandeln können. Aber da er den offiziellen Weg gegangen ist, blieb mir keine Wahl. Selbst wenn du es gewesen wärest oder der Hastur-Junge.«
»Und was ist mit Dyan? Ist es soldatenhaft, ein Kind zu provozieren?«
»Laß Dyan aus dem Spiel, Sohn. Ein Kadett muß lernen, sich unter allen Umständen zu kontrollieren. Eines Tages wird er Leben und Tod von Dutzenden, ja Hunderten von Männern in der Hand
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