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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durch meinen Körper rann. Sie sagte: »Bob, was hast du eigentlich mit ihm vor? Er kommt her, ist müde von einer langen Reise, ein Verwandter und Gast. Ist das die Gastfreundschaft hier in den Bergen?«
    Kadarin lachte. »Laß eine Maus einen Löwen bewachen!« sagte er. Ich spürte, wie diese bodenlosen, merkwürdigen Augen die Dunkelheit durchbohrten und sahen, wie sich unsere Hände umschlungen hielten. »Ich habe meine Gründe, Kind. Ich weiß nicht, welches Schicksal ihn hierhersandte, doch wenn ich einen Mann sehe, der mit der Lüge lebt, versuche ich, ihm die Wahrheit zu sagen, wenn ich das Gefühl habe, er ist es wert, sie zu hören. Ein Mann, der seine Wahl trifft, muß dies aufgrund von Tatsachen tun, nicht aufgrund verschwommener Loyalitäten und Halbwahrheiten und alter Lügen. Die Gezeiten des Schicksals bewegen sich …«
    Ich sagte grob: »Ist Schicksal eine von Euren Tatsachen? Ihr habt mich abergläubisch genannt!«
    Er nickte. Er sah sehr ernst aus. »Ihr seid ein Telepath, ein Alton. Ihr wißt, was Vorsehung ist.«
    Beltran sagte zögernd: »Moment, das geht mir alles zu schnell. Wir wissen nicht einmal, warum er hier ist, und er ist Erbe einer Domäne. Man hat ihn vielleicht geschickt, um die Geschichten zurück zu dem alten Graubart in Thendara und seinen Jasagern zu bringen.«
    Beltran fuhr herum und sah mich an. »Warum bist du hergekommen?« forderte er. »Nach all diesen Jahren kann Kennard doch nicht so wild darauf sein, daß du die Verwandten deiner Mutter kennenlernst, andernfalls wärest du mein Pflegebruder geworden, wie es Vater gewünscht hatte.«
    Ich dachte mit einem gewissen Bedauern daran. Diesen Verwandten hätte ich gern als Halbbruder gehabt. Statt dessen hatte ich bis heute nichts von seiner Existenz gewußt, zu unser beiderseitigem Verlust. Er fragte noch einmal: »Warum bist du hergekommen, Cousin, nach so langer Zeit?«
    »Es stimmt, daß ich nach dem Willen meines Vaters herkam«, sagte ich schließlich. »Hastur hat Berichte vernommen, daß in Caer Donn das Abkommen verletzt wird. Mein Vater war für die Reise zu krank, daher hat er mich an seiner Stelle geschickt.« Ich fühlte mich merkwürdig zerrissen. Hatte Vater mich geschickt, um bei Verwandten zu spionieren? Dieser Gedanke erfüllte mich mit Abscheu. Oder wollte er in Wirklichkeit, daß ich die Verwandten meiner Mutter kennenlernte? Ich wußte es nicht, und das Nichtwissen machte mich unsicher und verzweifelt.
    »Du siehst«, sagte die Frau Thyra von ihrem Platz im Schatten Kadarins her, »es nützt nichts, mit ihm zu reden. Er ist eine dieser Comyn-Marionetten.«
    Wut durchschoß mich. »Ich bin niemandes Marionette. Nicht die Hasturs. Nicht die meines Vaters. Und auch Eure werde ich nicht sein, Cousine. Ich kam aus freien Stücken, weil das Abkommen, das unser aller Leben berührt, gebrochen wurde. Und darüber hinaus, was immer mein Vater auch gesagt hat, wollte ich selbst erfahren, ob es stimmt, was man mir über Aldaran und Terra erzählt hat.«
    »Ehrlich gesprochen«, sagte Beltran. »Aber laß mich dies fragen, Cousin: Besteht deine Loyalität gegenüber den Comyn … oder gegenüber Darkover?«
    Wenn man mir zu jeder anderen Zeit diese Frage gestellt hätte, ich hätte ohne zu zögern geantwortet, daß gegenüber den Comyn loyal zu sein, bedeute, auch Darkover gegenüber loyal zu sein. Seit ich Thendara hinter mir gelassen hatte, war ich mir nicht mehr so sicher. Selbst jene, denen ich volles Vertrauen entgegenbrachte, hatten keine Macht und vielleicht auch nicht den Wunsch, die Korruption der anderen unter Kontrolle zu halten. Ich sagte: »Darkover. Keine Frage, Darkover!«
    »Dann solltest du einer von uns werden!« sagte er heftig. »Du wurdest uns in gerade diesem Augenblick geschickt – ich glaube, weil wir dich brauchten, weil wir ohne jemanden wie dich nicht hätten weitermachen können!«
    »Was weitermachen?« Ich wollte an keinem Komplott der Aldaraner beteiligt sein.
    »Nur dieses eine, Vetter, um Darkover seinen richtigen Platz zu geben als eine Welt, die in unsere Zeit hineingehört, nicht nur als ein barbarisches Hinterland. Wir verdienen einen Platz im Rat des Imperiums, der uns schon seit Jahrhunderten zusteht, wenn es das Imperium ehrlich mit uns gemeint hätte. Und wir werden ihn bekommen!«
    »Ein edler Traum«, sagte ich, »wenn es euch gelingt. Aber wie wollt ihr das erreichen?«
    »Es wird nicht leicht sein«, sagte Beltran. »Es gefällt sowohl dem Imperium als auch den Comyn,

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