Hauch der Verdammnis
startete einen Gegenangriff nach dem anderen, indem er riesige Wassermassen gegen die Felsen schleuderte.
Die Gischt spritzte hoch wie Geschoßhülsen, die aus Maschinengewehren geschleudert wurden.
An der Frontlinie der Schlacht stiegen riesige Dampfwolken in die Luft, dort, wo der Ozean das Feuer des Berges erstickte. Hinter den Linien, am Fuß des Berges, stiegen Rauchsäulen auf.
Der Hubschrauber überquerte die Küste und flog die Bergflanke hinauf. Der Boden unter ihnen bestand aus nichts als nackter Lava. Nur an wenigen Stellen hatten sich ein paar struppige Büsche festklammern können. Wohin Michael auch blickte, überall stieg Rauch oder Dampf aus den Eingeweiden des Berges auf. Die Luft roch ätzend nach Schwefel.
Er sog ihn tief in seine Lunge ein und spürte die Wärme, die seinen Körper erfüllte, als er die Gase umwandelte. »Wohin fliegen wir?« rief er.
»Der Pilot sagt, dass es hier irgendwo eine Lichtung gibt, wo er landen kann«, antwortete Rob. »Du sollst so nah wie möglich an diese Eruptionskanäle heran.«
In der Ferne schossen Flammen wie ein Leuchtfeuer aus einem Krater. Als der Pilot höher ging und über den Krater flog, sahen sie zum erstenmal dessen höllischen Inhalt. Lava brodelte mit teuflischer Wut, Flammen hüpften über die Felsen, böse Fontänen aus geschmolzenem Stein schossen in die Höhe. Einige von ihnen zerbrachen in der Luft und stürzten in den Krater zurück, andere explodierten in einem Feuerregen, der im Wind trieb, bis er so weit abgekühlt war, dass der feurige Glanz erstarb.
Die Hitze stieg in Wellen auf, und die Luft über dem weit aufgerissenen Höllenmaul, in das Michael starrte, schimmerte und tanzte. Die Flammen wirkten nahezu hypnotisch und bezauberten Michael, der das Spektakel wie in Trance betrachtete.
Erst als der Hubschrauber wieder tiefer ging und der Kraterkessel aus seinem Blick verschwand, dachte Michael wieder an ihren Zielort. Eine Minute später landete der Pilot auf einer Lichtung, die Michael in dieser Wüste aus Feuer und Lava wie eine Oase vorkam. Aus irgendeinem Grund hatte der Lavastrom ein kleines Areal verschont, auf der ein Wäldchen aus struppigen Kiawe-Bäumen stand. Wie durch ein Wunder bedeckte sogar dünnes Gras den Boden.
In der Mitte der Lichtung befand sich eine Feuerstelle, ein Steinkreis ähnlich dem Ort, wo seine Mutter das Skelett ausgegraben hatte.
Dahinter sah man die Ruine einer Hütte mit Wänden aus Lava. Das Dach war schon lange eingestürzt.
Der Hubschrauber landete, und der Pilot schaltete den Motor aus. Als das Brüllen erstarb und die großen Rotoren langsam zum Stillstand kamen, senkte sich eine unheimliche Stille über die Menschen in der Kabine.
»Was ist das hier?« fragte Michael.
»Eine Art Lager«, antwortete der Pilot. »Das ist alles, was davon übrig geblieben ist. Es ist ungefähr der einzige Ort, an dem man hier landen kann. Ansonsten weißt du nie, was unter dir ist.«
Katharine sah ihren Sohn unsicher an. Die plötzliche Stille hatte sie irritiert, als hinge die Fähigkeit ihres Sohnes zu atmen irgendwie von dem Motor des Hubschraubers ab. »Nun?« fragte sie.
Michael stieß die Tür auf und sprang auf den Boden. Nach einer Weile drehte er sich um und sah seine Mutter strahlend an. »Es funktioniert! Ich kann atmen!« Doch ebenso schnell, wie es gekommen war, erlosch sein Strahlen wieder. Zweifelnd wanderte sein Blick über die düstere Landschaft, durch die Dunkelheit, in der glühendes Feuer leuchtete und Rauch und Dämpfe wirbelten. »Wird es ab jetzt so bleiben?« fragte er. Seine Stimme zitterte, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. »Werde ich hier den Rest meines Lebens verbringen müssen?«
Katharine sah ihrem Sohn in die Augen. Er tat ihr unendlich leid.
Aber sie konnte ihm keine Antwort geben.
KAPITEL 34
Katharine und Rob saßen dicht nebeneinander nahe einem Lagerfeuer, das der Hubschrauberpilot angezündet hatte. Der Mann hockte vor ihnen und stocherte mit einem Ast in den Flammen. Er war groß, sehnig und dünn. Sein Name war Arnold Berman - »aber alle nennen mich Puna« -, und Katharine schätzte ihn auf Mitte Zwanzig.
Der Wind hatte gedreht, so dass die Dämpfe nicht mehr so intensiv über die Lichtung wehten. Sofort hatte Michael wieder Schmerzen verspürt und sich auf die Suche nach einer Fumarole gemacht. Dort drangen der Rauch und die Gase aus der Tiefe der Erdkruste ungehindert in seine Lunge und gaben ihm die Kraft, die Sauerstoff ihm nicht mehr geben
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