Hauch der Verdammnis
Typen mit deiner Hautfarbe um. Sie versuchen sie nur ein bißchen zu ändern, in Grün und Blau statt Weiß.«
»Du machst Witze«, hatte Michael entgegnet, obwohl er ziemlich sicher war, dass Josh durchaus keinen Witz gemacht hatte.
Josh hatte mit der Schulter gezuckt. »He, ihr seid hergekommen und habt alles gestohlen und zweihundert Jahre lang alles so gemacht, wie es euch in den Kram gepaßt hat. Die Zeiten haben sich geändert.«
Trotzdem hatte Michael noch immer gehofft, dass Josh Witze gemacht hatte.
Jetzt wusste er, dass dem nicht so war.
Als er durch den Mittelgang ging, kam er sich plötzlich wieder vor wie in New York, wo Slotzky nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um einen Streit anzufangen. Nur, dass es hier ein halbes Dutzend Slotzkys gab, allein in diesem Bus. Wie viele mochten in der Schule auf ihn warten?
Sollte er ihnen direkt in die Augen sehen?
In New York war es das Schlimmste, was man machen konnte. Wenn einen jemand ansah, musste man den Blick abwenden und jeden direkten Augenkontakt vermeiden.
Jemandem ins Gesicht zu sehen, kam einer Herausforderung gleich.
Es schien sicherer, davon auszugehen, dass es hier genauso war. Er heftete seinen Blick auf den Boden und ging weiter, bis er den ersten unbesetzten Platz erreicht hatte. Dann schob er sich auf den Sitz und machte sich so klein wie möglich.
Der Bus fuhr den Hügel hinunter und hielt noch dreimal an. Michael spürte, dass ihn alle ansahen, aber keiner sagte ein Wort.
Es würde alles genauso schlimm werden, wie er befürchtet hatte.
Schließlich hielt der Bus auf dem Schulparkplatz, und während die ersten Schüler ausstiegen, seufzte Michael erleichtert auf. Bis jetzt war nichts passiert, und vielleicht würden sich Joshs düstere Voraussagen als übertrieben erweisen.
Vielleicht begnügten sie sich damit, ihn zu ignorieren.
Er stand auf und wollte durch den Gang zur Ausgangstür gehen, als er zwei Jungen sah - beide größer als er -, die so taten, als versuchten sie, eine eingeklemmte Tasche unter einem Sitz hervorzuziehen.
Für wie blöd hielten sie ihn?
Und warum war Josh Malani nicht auch mit dem Bus gekommen?
Als ihm klar wurde, dass die Jungen nicht eher gehen würden als er, gab er sich einen Ruck und ging weiter. Als er an ihrem Sitzen vorbeikam, trat einer der beiden in den Gang. Einen Augenblick lang dachte Michael, dass er sich ihm in den Weg stellen wollte.
Statt dessen ging der Junge zum Ausgang.
Michael zögerte. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er sich vor den beiden fürchtete. Selbst wenn sie einen Kopf größer waren als er und zehn Kilo schwerer, den Gefallen wollte er ihnen nicht tun.
Michael ging weiter. Der zweite Junge folgte ihm.
Er ging so dicht hinter ihm, dass er den Atem des anderen in seinem Nacken spürte.
»Wieso bleibt ihr Angeber nicht da, wo ihr hingehört?« zischte der Junge hinter ihm, leise genug, dass es der Busfahrer nicht mitbekam. Plötzlich blieb der Junge vor ihnen stehen.
Der andere schubste Michael.
»Was, zum Teufel, machst du da, Arschloch?« sagte der vordere und drehte sich mit düsterem Blick zu ihm um. »Ihr haoles glaubt wohl, euch gehört alles. Aber weißt du was? Da scheiß' ich drauf.«
Michael wusste, dass nichts, was er jetzt sagen konnte, seine Lage verbessern würde. Er bereitete sich schon auf die Faust vor, die in seiner Magengrube landen würde, als eine Männerstimme ertönte.
»Aber nicht in meinem Bus!« sagte der Fahrer. Er war aufgestanden und sah Michaels Gegner streng an.
Der Junge vor Michael zögerte kurz. Dann drehte er sich um und stieg wortlos aus. Da der zweite Junge hinter ihm drängte, hatte Michael keine andere Wahl, als ebenfalls auszusteigen. Er fürchtete, dass die Auseinandersetzung nun draußen weitergehen würde. Wenn doch nur Josh Malani auftauchen würde. Auch wenn Josh wahrscheinlich nicht besser gegen zwei Typen kämpfen konnte, die doppelt so schwer waren wie er, konnte er diese Gorillas vielleicht durch Worte davon abhalten, ihn grün und blau zu schlagen.
Aber als er aus dem Bus stieg, hatte sich die Lage zumindest etwas verändert. Plötzlich waren sie von einem Dutzend anderer Schüler umgeben, und was immer Michaels Quälgeister sich ausgedacht hatten, mussten sie zumindest kurzfristig aufschieben. Der größere bedachte ihn noch mit dem gleichen, nichts Gutes versprechenden Blick, den er von Slotzky kannte, von dem Tag, als er Michael den Arm aufgeschnitten und ein blaues Auge verpaßt hatte. »Nach
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