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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ganze Runde gelaufen und hatte dann noch Jeff Kina im Sprint geschlagen. Was, zum Teufel, war nur los?
    Erneut, wie schon so oft an diesem Morgen, wanderten seine Gedanken zur Tauchpartie zurück.
    Aber er dachte nicht nur an das Tauchen. Er dachte auch an den langen Weg durch die Lava, wo er bei jedem Schritt fast gestolpert wäre.
    Und an den Streit mit seiner Mutter und die Stunden, die er schlaflos verbracht hatte. Was erwartete er denn? Sein Körper bestrafte ihn lediglich für letzte Nacht.
    Ihm kam ein seltsamer Gedanke: Hatte Kioki Santoya vielleicht das gleiche gehabt wie er? Wenn sie nicht tauchen gegangen wären, wenn sie wie geplant einen Film angesehen hätten und früh nach Hause gekommen wären, wäre Kioki dann noch am Leben?
    Aber dann verwarf er diese Idee. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn sie gestern abend etwas anderes unternommen hätten. Was mit Kioki passiert war ... war eben passiert.
    Was ihn selbst betraf - er war den weiten Weg zum Strand gegangen, er hatte getaucht und zuwenig geschlafen. Na schön, dafür musste er heute büßen. Aber als letzter wollte er trotzdem nicht ins Ziel kommen.
    Er nahm sich vor, die Schmerzen in Brust und Beinen zu ignorieren, und hielt während der Kurve sein Tempo. Als er in die Gegengerade einbog, tauchte einer der Jungen, die er überholt hatte, rechts neben ihm auf.
    »Ich dachte, du wärst eine ganz große Nummer«, sagte der Junge. Lachend zog er an Michael vorbei und wirbelte dabei absichtlich eine gräuliche Staubwolke auf.
    Michael wandte den Kopf ab, doch trotzdem atmete er eine Handvoll Staub ein und wappnete sich bereits gegen den sicherlich folgenden Husten. Aber dann war er durch die Wolke hindurchgelaufen und merkte, dass er schneller wurde.
    Er hatte recht gehabt! Er hatte sich nur durchbeißen müssen. Seine Beine fühlten sich etwas besser an, und das Atmen fiel ihm wieder leichter. Sofort hatte er den Jungen wieder eingeholt und verfolgte ihn. Auch wenn ihm der Staub, den der andere aufwirbelte, in die Augen stach, spürte Michael, wie sein Kräfte zurückkehrten. Als sie in die letzte Kurve bogen, zog er an dem Jungen vorbei.
    Jetzt war die Ziellinie nur noch wenige Meter entfernt. Michael lenkte all seine Energie in den letzten Sprint. Er überholte noch einen weiteren Läufer, bevor er die Ziellinie überquerte. Plötzlich spürte er wieder die Schmerzen in Brust und Beinen. Als er auslief und zu den anderen gehen wollte, sah er, dass der Sportlehrer ihn beobachtet hatte.
    »Was ist mit dir los, Sundquist?« fragte er. »Jack Peters hat mir erzählt, wie gut du gestern nachmittag gewesen wärst, aber davon sehe ich nichts. Fühlst du dich nicht wohl?«
    Michael zögerte. Sollte er dem Lehrer von dem komischen Gefühl in der Brust berichten? Oder dem Feuer in seinen Beinen? Dann würde der Sportlehrer bestimmt das gleiche machen, was alle Sportlehrer in New York auch gemacht hatten - ihn zur Krankenstation schicken.
    Damit wollte er auf keinen Fall wieder anfangen.
    »Ich bin okay«, antwortete er. »Bin gestern nur zu lange aufgeblieben, das ist alles.«
    »Laß das ja nicht Peters hören, okay?« mahnte der Lehrer. »Wenn du im Team bleiben willst, musst du auf deine Form achten, verstanden?«
    »Verstanden«, wiederholte Michael und dachte stumm über das Gesetz nach, das besagte, dass Sportlehrer Idioten waren. Er wollte sich gerade abwenden, als der Lehrer noch etwas sagte. Hatte er seine Gedanken gelesen?
    »Dann lauf noch ein paar Runden. Und dabei denkst du bitte über den Wert ausreichenden Schlafes nach.«
    Während der Rest der Klasse in zwei Baseballteams aufgeteilt wurde, begab sich Michael wieder auf die Bahn.
    Kaum hatte er angefangen zu laufen, als der Schmerz wieder in seinem Körper brannte. Er schwor sich, nicht aufzugeben, egal wie schlimm es werden würde.
    Er hatte es so weit gebracht, er war ins Laufteam aufgenommen worden, und egal, woher das komische Gefühl in seiner Brust kam, er würde es überwinden.
    Und wenn er dabei sterben sollte.

KAPITEL 11
     
    Bewundernd musterte Katharine Rob Silvers Büro auf dem Anwesen von Takeo Yoshihara. Es befand sich in einem der Pavillons, die auf dem Gelände verstreut standen. Katharine nahm an, dass es ursprünglich als Gästehaus gedient hatte. Es gab zwei große, helle Räume mit Fenstern zum Garten, die durch einen Wandschrank und das Bad getrennt waren. In dem Raum, der wahrscheinlich früher als Wohnzimmer gedient hatte, standen nun Aktenschränke und ein

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