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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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geworfen, der dieses Wesen tötete, dann würde es anders liegen.«
    »Den Speer hat jemand herausgezogen?«
    Katharine nickte. »Und irgend jemand hat die Leiche in diese Position gelegt. Sieh dir die Arme an. Sie liegen nicht einfach an den Seiten.« Mit dem Zeigefinger fuhr sie den rechten Oberarm entlang, der parallel zur Wirbelsäule lag. Am Ellenbogen knickte der Arm ab, und seine untere Hälfte ragte in Richtung Becken. Die Knochen der linken Hand lagen spiegelverkehrt zu denen der rechten, und die kleinen Knochen, aus denen Hand und Finger bestanden, lagen aufeinanderge-häuft, als wäre die eine Hand auf die andere gelegt worden.
    »Als wäre es begraben worden«, meinte Rob.
    »Genau.«
    »Sieht aus, als hätten wir es mit einem Mordfall zu tun«, sagte Rob und legte den Schädel vorsichtig in genau die Position, in der er geruht hatte. »Jemand hat diesen Burschen getötet, und dann hat ihn seine Familie hierher gebracht und bestattet.«
    Katharine schüttelte den Kopf. »Leider ergibt das keinen Sinn. Zunächst einmal wurde er nicht begraben. Alles, was ich von dem Skelett entfernt habe, waren natürliche Überreste, die sich im Regenwald in Windeseile ansammeln. Ich finde nicht ein einziges Anzeichen für eine Bestattung. Hingelegt und liegengelassen - das sieht den Hawaiianern doch keineswegs ähnlich, oder?«
    »Auf keinen Fall. Sie haben großen Respekt vor ihren Toten. Die Grabstätten sind heilig, egal, wie alt sie sind. Und jede Leiche ist beerdigt worden.«
    »Was ist dann hier passiert?«
    »Derjenige, der ihn getötet hat, hat diesen Kerl so hingelegt und ist weggegangen.«
    »Vielleicht.« Katharine richtete sich auf, hielt den Blick jedoch auf das Skelett gerichtet. »Aber das ist nicht mein größtes Problem.« Rob sah zu ihr hoch. »Mein Problem ist, dass ich nicht einmal weiß, worum es sich handelt.«
    »Aber es ist doch ein Mensch, oder?« fragte Rob.
    »Nicht nach dem, was ich von Menschen weiß«, entgegnete Katharine. »Es ist kaum einen Meter zwanzig groß, und das ist ein bißchen wenig für einen erwachsenen Homo sapiens.«
    »Vielleicht ist es ein Kind?«
    »Der Schädel sieht nicht aus wie der eines Kindes, er ist voll entwickelt.« Sie kniete sich wieder hin und fuhr mit dem Finger über die Grenzen zwischen Schläfenbein und Hinterhauptbein. »Siehst du? Die Knochen sind vollkommen zusammengewachsen, es ist also der Kopf eines Erwachsenen. Aber das Skelett ist nicht größer als das eines Sechsjährigen. Und sieh dir die Stirn an - viel zu gewölbt für einen Homo sapiens. Mit dem Unterkiefer stimmt auch irgendwas nicht.«
    »Dann ist es vielleicht doch ein Primat?« schlug Rob vor.
    Katharine sah ihn mitleidig an. »Es gibt keine Primaten auf diesen Inseln, und es hat auch nie welche gegeben, außer im Zoo in Honolulu. Und wer würde schon einem Schimpansen oder Gorilla die Hände falten?«
    Rob kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Wenn es ein Haustier war ...«
    »Ich bitte dich!« Katharines Ungeduld mit sich selbst schloß langsam auch Rob ein. »Ich habe selbst das in Erwägung gezogen, aber das ist Unsinn.«
    »Was ist es dann?« Rob zog es vor, ihre schlechte Laune zu ignorieren. »Komm schon, du hast doch bestimmt irgendeine Idee.«
    Katharine atmete kräftig aus. »Also gut«, sagte sie. »Da wir unter uns sind, will ich es dir verraten. Aber du musst mir versprechen, nicht zu lachen.« Rob zog die Brauen hoch, versprach aber nichts, und Katharine gab sich damit zufrieden. »Es sieht nach etwas aus, das unmöglich ist. Du wirst sowenig daran glauben können wie ich.«
    »Teste mich«, sagte Rob.
    »Es ist ein Urmensch«, sagte Katharine.
    Rob schüttelte den Kopf. »Du hast recht. Das ist unmöglich. Abgesehen von der Tatsache, dass es hier so etwas wie den Urmenschen nie gegeben hat - diese Inseln existierten noch nicht einmal, als der Urmensch auf dem Planeten herumlief. Selbst wenn es Maui gegeben haben sollte - was ich stark bezweifle -, dann gewiß nicht diesen Teil davon. Dies ist eine vulkanische Insel, Kath, sie besteht aus mehreren Lavaschichten. Ich wette, dass die Schicht, auf der wir stehen, nicht älter als zweitausend Jahre ist, eher viel jünger.«
    »Ich habe ja gesagt, dass ich selbst nicht dran glaube«, sagte Katharine. »Und ich kann noch ein halbes Dutzend anderer Gründe hinzufügen, warum es unmöglich ist, angefangen damit, dass jede Spezies des Urmenschen, die ich bislang gesehen habe - und ich meine wirklich jede -, ein Fossil war. Und

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