Hauch der Verfuehrung
hätte?
Ohne Zweifel, im Nichtstun lag das weitaus größere Risiko.
Sie hob ihren Ellbogen von der Fensterbank und setzte sich anders hin, sodass sie ihn ansah. Sein Blick senkte sich auf ihren vollen Busen, der sich unter dem Morgenrock abzeichnete; die Falte vertiefte sich. Seine Verwirrung war offenkundig.
»Was ist los?«, wollte sie wissen.
Die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst hob er den Blick und sah ihr ins Gesicht. »Ich frage mich gerade, ob dies das zu erwartende Ergebnis ist, wenn man eine junge Dame wie dich bis zum reifen Alter von dreiundzwanzig Jahren versteckt.«
Sie lachte.
Obwohl er dadurch ernsthaft abgelenkt war, fuhr er fort: »Wenn ... dann kann ich mir jedenfalls vorstellen, dass das bald der letzte Schrei wird.«
Seine Augen ließ er unverhohlen über ihren Körper wandern, dann wieder zurück zu ihren Augen. In seinem Blick brannte Verlangen, aber er rührte sich nicht. Und er schien daran auch nichts ändern zu wollen.
Sie stellte ihre Füße auf den Boden und erhob sich langsam. Sie wartete, bis ihr Morgenrock und das Nachthemd um ihre Knöchel schwangen, dann machte sie ein paar Schritte und stand vor ihm. Forsch griff sie nach seinem Block; seine Finger hielten ihn einen Augenblick fest, ließen dann jedoch los.
Sie drehte ihn um und betrachtete seine Zeichnung.
Es war kein Schock, was sie bei dem Anblick empfand, sondern eher überraschte Befriedigung, die sie durchpulste - war das wirklich sie? In ihrem Gesicht war Sinnlichkeit zu sehen, ihr Blick wirkte sirenenhaft. In jeder Linie ihres Körpers lag eine Einladung - eines Körpers, den sie erkannte, aber nie zuvor für so offen sinnlich gehalten hatte.
Jetzt sah sie ihn durch seine Augen, verstand und war angenehm überrascht.
Sie blickte ihn an, sah, dass er ihr Mienenspiel verfolgt hatte. »Diese Skizze ist sehr gut.«
Sie reichte ihm den Block zurück. Er nahm ihn, doch sein Blick wich nicht von ihrem Gesicht. »Und treffend auch?«
In seinen Augen stand etwas, das sie warnte, dass sie dicht an einem Abgrund stand. Sie holte tief Luft; die Kehle wurde ihr eng, nicht aus Angst, sondern in Vorfreude. »Ja.«
Er ließ den Block fallen; der Stift rollte über den Boden.
Er griff nach ihr und zog sie auf seinen Schoß, in seine Arme - in einen Kuss, der innerhalb einer Minute Feuerzungen durch sie sandte.
Er hob eine Hand, umfing ihren Kopf und drückte ihre Lippen weit auf, dann vertiefte er den Kuss und nahm alles, was sie ihm bot, ihm freiwillig schenkte. Sie klammerte sich mit ihren Händen an das zarte Leinen seines Hemdes, ballte sie zu Fäusten, dann merkte sie es ... und spreizte die Finger.
Zärtlich fuhr sie ihm über die Brust. Unter ihren Schenkeln fühlten sich seine Muskeln hart wie Stein an, fest und unnachgiebig. Seine Arme um sie waren wie Eisenbänder, er drückte nicht zu fest zu, aber er hielt sie dennoch wirksam gefangen. Seine Brust war wie sonnenwarmer, moosgepolsterter Felsen - hart, aber doch auch angenehm weich. Sie strich darüber und presste sich an ihn, von seiner Hitze unwiderstehlich angezogen.
Dem Drang, ihm noch näher zu sein. Sie legte ihre Arme um seine Schultern und drückte ihren seltsam schweren, leicht schmerzenden Busen gegen ihn - und spürte, wie sein Puls einen Satz machte. Sie spürte, wie er die Luft anhielt, dann seine Finger auf ihrem Gesicht, der Druck seiner Lippen verstärkte sich - und aus ihm floss Feuer und geschmolzene Hitze, flutete über ihre vereinten Lippen in sie.
In Gerrards Kopf drehte sich alles. Wieder. Einfach nur ihr nahe zu sein, wenn sie unzüchtigen Gedanken nachhing, war genug, um ihn zu erregen. Schmerzlich zu erregen.
Sie zu küssen war reine Folter.
Er konnte einfach nicht aufhören.
Doch ein Teil seines Verstandes wusste genau, was er tat, wohin es führen würde. Dass er so eine Seite besaß, war eine neue Erkenntnis für ihn; rücksichtsloser, primitiver und leidenschaftlicher, besitzergreifend und beschützend bis zum Äußersten, getrieben von uralten Instinkten und zufrieden damit - diese Art Männlichkeit hatte er früher immer eher Devil und Vane zugeschrieben und den anderen Cynster-Männern, die er kannte. Aber nicht sich selbst.
Bis er sie getroffen hatte, hatte er diese Seite von sich nicht gekannt. Jetzt tat er es.
Jetzt fühlte es sich richtig an, und er nahm ihre Existenz hin. Er hatte keine andere Wahl.
Er zog an der Schleife ihres Morgenrockes, schob die Hände unter den Satin und fand warme Haut unter einer
Weitere Kostenlose Bücher