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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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seine Finger mit ihren, und Hand in Hand schlenderten sie weiter.
    Die Laternenkette war etwa auf der Hälfte des Weges zum Teich zu Ende; sie hatten sich absichtlich dagegen entschieden, die Lichtung zu beleuchten, damit niemand verleitet wurde, dem tiefen, dunklen Wasser nachts zu nahezukommen. Sie erreichten die Schatten, sahen sich an und gingen dann weiter.
    Die Nacht schloss sich um sie. Ihre Augen gewöhnten sich an das silbrige Mondlicht. Der Mond war nicht voll, aber groß genug, um die Landschaft mit einem Silberschimmer zu überziehen. Als sie auf die Lichtung kamen, war der Teich nur als dunkle, glatte Fläche zu erkennen; das entfernte Plätschern des Baches war das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach.
    Die hohen Bäume am Rand der Lichtung, die Büsche und das Gestrüpp darunter schufen die Illusion eines Zimmers in der Nacht, eines, das ihnen allein gehörte, in dem sie ungestört waren.
    Jacqueline ging zu der Steinbank. Gerrard wartete, bis sie Platz genommen hatte. Er traute sich nicht, sich neben sie zu setzen. Nachdenklich sah sie zum Teich; er betrachtete ihr Gesicht, dann steckte er sich die Hände in die Taschen und blieb, wo er war, wobei er wie sie den Blick auf die schwarze, glatte Wasseroberfläche gerichtet hatte.
    Der kalte Stein der Bank und die milde Nachtluft hatten eine besänftigende Wirkung auf Jacqueline, beruhigten ihre wirren Gedanken. Sie war nervös gewesen, als sie heute Abend das erste Mal den Ballsaal betreten hatte; seitdem waren ihre Gefühle zunächst von wachsender Zuversicht wegen ihres Auftretens und dessen Wirkung auf andere geprägt gewesen; dann war die Begegnung mit den Entwhistles gekommen, der Augenblick des gemeinsamen Kummers und dessen Überwindung. Lady Entwhistles Ermutigung, nach vorne zu blicken und zu leben, ging ihr durch den Kopf. Und danach ...
    Sie hatte das Tanzen mehr genossen als je zuvor. Die beiden Walzer mit Gerrard waren wirklich die Höhepunkte gewesen, die Gipfel dessen, was an Gefühlen und Empfindungen heute unter der Oberfläche vor sich gegangen war.
    Jordans Bemerkung, die gewiss hilfreich gemeint gewesen war, hatte die angenehme und erfreuliche Entwicklung jäh unterbrochen, sie wieder zurückgeworfen in die Unsicherheit von früher. Und Eleanors Verhalten gegenüber Gerrard sowie seine Reaktion hatten ihre Besessenheit von ihm wieder mit ihr durchgehen lassen.
    Was Sir Vincent anging ...
    Sie seufzte leise, atmete scharf ein, freute sich über die süße, nach Phlox duftende Nachtluft. Ob Gerrard und Barnaby recht hatten? War Sir Vincent finsterer, als er schien?
    Sie kannte ihn den größten Teil ihres Lebens lang, und sie konnte sich ihn ernsthaft nicht als Mörder von Thomas oder gar ihrer Mutter vorstellen - allerdings hatte sie ihn auch nicht als möglichen Verehrer gesehen. Und es war nicht abzustreiten, dass der Mörder jemand war, den sie kannte.
    Sie hielt inne, spürte, wie ihre Gedanken zur Ruhe kamen, nachdem sie wie Blätter von einem Windstoß aufgewirbelt worden waren. Trotz der Ablenkung gab es ein Thema, das sie am meisten beschäftigte, das sie einfach nicht losließ.
    Gerrard.
    Nur ein paar Minuten waren vergangen, seit sie sich gesetzt hatte, doch alles andere war in den Hintergrund getreten, war unwichtig im Vergleich zu dem Umstand, dass er neben ihr stand.
    Dass sie nun also ihre Entscheidung treffen musste, die er abverlangte.
    Bruchstücke des Abends tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, gleichsam von Überlegungen aufgewirbelt. Als Sir Vincent sie in seine Arme gerissen hatte, als er leidenschaftliche Küsse auf ihre Finger gedrückt hatte, hatte sie nichts empfunden als milden Abscheu. Und Gerrard musste ihr nur tief in die Augen sehen und ... und schon reagierte sie voller Hingabe und Leidenschaft.
    Die Erleichterung, die sie erfasst hatte, als sie seine Stimme hörte und wusste, dass er da war, breitete sich wieder in ihr aus. Wie kam es, dass er für sie in nur einer Woche zum Sinnbild von Sicherheit, ja mehr noch, von Schutz geworden war?
    War das ein Zeichen, nach dem sie Ausschau hielt?
    Und was war mit dem Umstand, dass er sich von Eleanor abgewandt hatte? Ihre Freundin war fraglos wesentlicher schöner als sie und gewiss auch erfahrener, ihre Anziehung auf Männer ins Spiel zu bringen. Dennoch hatte er nicht das geringste Interesse an Eleanors Angebot bekundet, sogar als sie immer eindeutiger wurde.
    Noch ein Zeichen? Vielleicht.
    Gerrard beobachtete sie, ihr Mienenspiel. Manche ihrer

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