Hauchnah
für Matthew widmen.
Doch eines Tages würde Morrison eine andere Frau finden, eine sanftere. Zärtlichere. Wie Lauren. Oder Trisha. Oder Michelle. Oder eines der anderen Mädchen, die er im Lauf der Jahre beglückt und gesegnet hatte.
Und eines nicht zu fernen Tages würde er mit dem Leben gesegnet sein, das er sich wirklich wünschte. Einem Leben ohne Shannon.
29. KAPITEL
M ac und mehrere Detectives der Polizei in Redding mussten ihre Fahrzeuge am Straßenrand abstellen und eine Meile durch dichten Wald laufen, um zu Lester Philipps’ abgelegener Anglerhütte zu gelangen. Drinnen fanden sie nichts Verfängliches. Es war sauber. Sehr wenig Mobiliar. Weiße Wände. Nicht unbedingt der Ort, den man sich als Schauplatz von Gewalttaten vorstellte.
Doch genau hier hatten Gräueltaten stattgefunden.
Mac entdeckte den Blutfleck beinahe sofort. Jemand hatte versucht, ihn mit Bleichmittel aus dem Teppich zu waschen, doch er war noch da, direkt vor dem gemauerten Kamin. Und der Größe des Flecks nach zu urteilen mussten die Verletzungen des Opfers – Lindsays Verletzungen – schwerwiegend gewesen sein.
Blitzlicht zuckte auf, als einer der Detectives den Fleck fotografierte.
Mac streifte sich Latexhandschuhe über und ging zu den säuberlich gestapelten Videokassetten neben einem altmodischen Videorekorder und einem modern aussehenden, aber staubigen DVD-Player.
Alte Filme. Casablanca. Ein paar Doris-Day-Filme. Dann stach ihm ein bestimmter Film ins Auge. Er griff nach der abgenutzten Papphülle.
Singing in the Rain.
Den Song hatte Hanes im Taxi gesummt.
Hier war er also untergeschlüpft, zumindest so lange, bis er nach Crystal Haven zurückgekehrt war.
Neben den Videokassetten lagen mehrere unbeschriftete DVDs.
Mac schob eine davon in den DVD-Player, schaltete den Fernseher ein und suchte das zuständige Programm. Es war eine Aufnahme von Lindsay, mit dunklem Haar und ähnlicher Frisur wie auf Natalies Fotos. Sie spielte eine Führung durch die Hütte.
„Hübsch, nicht wahr? Mit allem Komfort eines richtigenHeims.“ Sie verdrehte die Augen. „Nein! Aber was soll ein verliebtes Mädchen machen?“ Sie zuckte die Achseln, ging dann weiter und beschrieb jeden einzelnen Raum.
„Hey, Mac. Ich habe etwas gefunden.“
Mac ließ die DVD laufen, drehte sich um und ging in den rückwärtigen Teil des Hauses. Der junge Detective Heath Parker wies mit einer Kopfbewegung auf ein kleines Schlafzimmer. Ein Doppelbett mit einer verschlissenen Decke, ein ans Kissen gelehnter Plüschbär. Im Schrank hingen ein paar weite Kleider. Nur das weiße Kleid, das Lindsay auf dem Bauernmarkt getragen hatte, war nicht dabei. „Was hast du gefunden?“
Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er das Buch auf dem Nachttisch sah. Ein Baby kommt. Er ließ den Blick zur Zimmerecke schweifen, in der halb unter Wolldecken verborgen eine kleine Wiege stand. Er schob die Decken beiseite, um in die Wiege hineinsehen zu können. Darin lagen ein paar säuberlich gefaltete Babygarnituren. Klein. Hellblau.
„… kleiner Junge.“
Aus dem Wohnzimmer drangen Lindsays Worte vom DVD-Player herüber.
Von Grauen erfasst, trat Mac vor den Fernseher. Anscheinend waren seit Lindsays kleiner Hüttenführung mehrere Monate vergangen. Ihr Haar war noch immer schwarz, aber länger. Und auch wenn es aufgrund ihrer zierlichen Statur auf den ersten Blick leicht übersehen werden konnte, war offensichtlich, dass Lindsay schwanger war. Sie lehnte sich zurück, streckte den Bauch heraus und spannte ihr Kleid um die Wölbung. Sie lächelte, doch ihr Blick wurde ein wenig traurig, als sie erzählte, dass ihr kleiner Junge bei seinem Vater „Morris“ leben sollte, während sie das College besuchte. Eines Tages, sagte sie, würden sie zusammen eine Familie sein.
Morris. Reverend Morrison. M. Der Vater von Lindsays Kind. Ein Kind, von dem niemand gewusst hatte. War es mit ihr gestorben? Aber es war nicht mit ihr begraben worden. Sonst hätte man die zarten Knöchelchen bei ihrer Leiche gefunden.
Flüchtig fragte Mac sich, warum der Pathologe nicht erkannt hatte, dass Lindsay schwanger gewesen war. Der Mörder musste das Kind, tot oder lebendig, mitgenommen haben, bevor er Lindsay begrub. Trotzdem, müsste Lindsays Skelett nicht Hinweise geben? Müsste sie nicht durch die Geburt breiter in den Hüften gewesen sein? Doch das setzte voraus, dass Lindsay das Kind auf natürlichem Weg zur Welt gebracht hatte. Es war durchaus möglich, dass angesichts des
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