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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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ersten Klingeln. „Was gibt’s, Natalie?“
    Er klang distanziert. Barsch. Beinahe bereute sie, ihn angerufen zu haben, doch sie zwang sich, zu sprechen. „Mir ist etwas eingefallen, Mac. Etwas, das Lindsay betrifft. Ich … ich glaube, sie war schwanger.“
    Ein seltsames, angespanntes Schweigen kam über die Leitung, bevor Mac schließlich redete. „Wie kommst du darauf?“
    Sie berichtete ihm von Pete. Dass sie ihn aufgesucht hatte. Was er gesagt hatte.
    Sie wartete darauf, dass seine Stimme weicher klang. Dass Mac etwas wie Dankbarkeit zum Ausdruck brachte.
    „Du hast dir für nichts und wieder nichts so große Mühe gegeben, Natalie. Ich weiß, dass Lindsay schwanger war.“
    „Was … Wann …“
    „Das ist nicht wichtig“, fuhr Mac sie an. „Und du kannst dir dein Staunen sparen. Es ist mein Job, solche Dinge herauszufinden. Ich habe dich gebeten, die Ermittlungen den Profis zu überlassen, aber das kannst du einfach nicht, wie? Bist du noch in der Wohnwagensiedlung?“
    Sein Tonfall, seine Missachtung, sein Ärger waren wie ein Schlag ins Gesicht und holten Natalie so unvermittelt in die Wirklichkeit – ihre Wirklichkeit – zurück, dass sie buchstäblich ins Stolpern geriet. Sie schüttelte den Kopf. Mit ein wenig Verspätung wurde ihr bewusst, dass Mac sie gar nicht sah. „Ich … Es tut mir leid. Ich werde dich nicht wieder belästigen.“
    „Natalie, warte …“
    Mac fluchte, als er das Klicken in der Leitung hörte. Einige seiner Kollegen, die noch immer die Anglerhütte auf Spuren untersuchten, sahen ihn neugierig an.
    Verdammt! Was hatte er sich dabei gedacht?
    Er hatte seine Worte bereut, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
    Natalie hatte ihm nur helfen wollen, aber er verzweifelte fast bei der Vorstellung, dass sie irgendeinen Fremden in einer abgelegenenWohnwagensiedlung aufgesucht hatte. Dabei wusste sie nur zu gut, in welcher Gefahr sie noch immer schwebte. Und das alles nur, weil sie ihre Blindheit nicht akzeptieren konnte, genauso wenig wie die Tatsache, dass sie dadurch noch verletzlicher war, ob ihr das nun passte oder nicht.
    Es war richtig gewesen, ihre Hilfe abzuweisen. Blind oder nicht, sie war kein Profi, und es bestand keinerlei Anlass für sie, Kriminelle ausfindig zu machen.
    Trotzdem hätte er die Lage besser bewältigen müssen. Er kannte doch all ihre Probleme nur zu gut. Etwas mehr Geduld wäre sicher angebracht gewesen. Mehr Verständnis. Stattdessen hatte er sie verscheucht, obwohl es das Letzte war, was er wollte.
    So. Er hatte es sich selbst eingestanden.
    Sosehr er auch ein Zusammensein mit Natalie ablehnte, konnte er sich doch eine Zukunft ohne sie nicht vorstellen und wollte es nicht einmal.
    Möglicherweise war ja auch er selbst ein bisschen zu sehr auf ihre Blindheit fixiert gewesen. Natürlich durfte sie sich nicht irgendwelchen Risiken aussetzen, einige dieser Risiken waren aber vielleicht der Mühe wert. Immerhin hatte sie tatsächlich eine wesentliche Information über Lindsay herausgefunden, etwas, das er selbst gerade erst entdeckt hatte.
    Ja, sie war bedürftig. Oder vielmehr: Sie hatte Bedürfnisse. Bedürfnisse, die er vielleicht erfüllen konnte. Was, wenn es ihm nicht gelang? Aber wollte er sich wirklich von ihr abwenden, ohne es wenigstens versucht zu haben? Nein, und dadurch unterschied sie sich von Nancy.
    Mit Nancy hatte er es nicht versuchen wollen. Nicht ernsthaft.
    Mit Natalie wollte er es versuchen.
    Blieb die Frage, ob sie überhaupt wollte, dass er es tat.
    „Clemmons …“
    Mac hob ruckartig den Kopf, als aus dem Fernseher die Männerstimme von der DVD ertönte, die immer noch lief.
    Die Person, die das Video aufnahm, hatte die Kamera umgedreht, sodass sein Gesicht auf dem Bildschirm erschien. Es warAlex Hanes. „… ist ein großartiger Vater. Er hat selbst Zwillingsjungen. Er sagt, dein kleiner Junge wird mit ihnen aufwachsen. In der Kirchenfamilie. Sie werden seine Brüder sein, und du brauchst dir keine Sorgen um ihn zu machen. Brüder geben aufeinander acht. Brüder haben eine ganz besondere Bindung …“
    Verdammt. Das war’s. Alles, was sie brauchten, auf DVD. Morrison. Hanes. Clemmons. Sie hatten von Lindsays Kind gewusst. Das hieß, Morrison und Clemmons wussten wahrscheinlich, wo das Kind war. Mac schob seine reuevollen Gedanken an Natalie beiseite und rief Jase an.
    „Sie war schwanger, Jase.“
    „Mac …“
    „Sie hatte ein Kind. Einen kleinen Jungen. Der Reverend ist der Vater.“
    „Mac, ich weiß.“
    „Wie

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