Haunted (German Edition)
Mandanten-Stuhl gegenüber von Claires Schreibtisch, öffnete ihr Lunchpaket und holte ein eingepacktes Sandwich heraus.
»Ich habe nicht einmal eine Klimaanlage wie du, nur einen alten Ventilator.«
Claire blickte zu der brummenden Anlage am Fenster hinüber, die damit kämpfte, das Büro abzukühlen. »Oh ja. Wir sind hier auf dem neusten Stand der Technik.«
»Sei dankbar für das, was du hast.«
Claire stand auf und ging zu dem viereckigen Minikühlschrank an der hinteren Wand, nahm eine der Lean-Cuisine-Packungen heraus, die sie dort aufbewahrte, und stellte sie in die Mikrowelle oben auf der Theke.
»Also«, sagte Pam und biss in ihr Sandwich, »hast du irgendwelchen interessanten Tratsch? Irgendwelche großen Scheidungen, von denen ich wissen sollte? Ehebrecherische Affären?«
»Selbst wenn ich etwas wüsste, könnte ich es dir nicht verraten.«
»Das sagst du immer.«
»Tut mir leid.«
»Ich habe was.« Pam machte eine Pause. »David.«
Claire wandte sich von der Mikrowelle ab. »David Molina?«
Die andere Frau nickte.
Claire blickte aus dem Fenster und auf die andere Straßenseite. Das Taschenbuchregal stand vorne auf dem Gehsteig, aber die Tür des Buchladens war geschlossen, wahrscheinlich um die Hitze fernzuhalten. »Was hast du gehört?«
»Es geht nicht darum, was ich gehört habe. Es geht darum, was ich gesehen habe. Oder was mir aufgefallen ist.« Pam nahm einen Schluck aus ihrer Diet-Snapple-Flasche. »Eine ziemlich attraktive, sehr vollbusige blonde Frau verbringt seit letzter Woche oder so viel Zeit im Buchladen. Sie ist mindestens jeden zweiten Tag da. Und sie kommt immer um die Mittagszeit. Sie bleibt für eine Stunde, und soweit ich weiß, hat sie noch nie ein Buch gekauft. Ich bin überrascht, dass du das nicht mitbekommen hast.«
»Ich versuche, nicht zu oft dort hinüberzuschauen«, gab Claire zu. »David scheint immer ein bisschen zu …«
»Flirt-freudig?«
» Intensiv zu sein«, fuhr Claire fort. »Alles, was über ›hallo‹ hinausgeht, wird für mich ein bisschen zu unangenehm.«
»Für mich auch.« Pam drehte sich um. »Oh, die Tür ist zu. Wahrscheinlich ist sie jetzt gerade drinnen.«
»Er ist verheiratet, oder?«
»Oh ja. Drei Kinder.«
Claire opferte ein mattes Lächeln. »Na ja, falls seine Frau jemals einen Anwalt braucht …«
Die Mikrowelle klingelte, und sie nahm ihr Mittagessen heraus, dann trug sie es an ihren Schreibtisch zurück. Für eine Mountain Dew kehrte sie zum Kühlschrank zurück, bevor sie sich in ihren Stuhl setzte.
»Also, wann ist die Einweihungsfeier?«, fragte Pam. »Es ist jetzt, was, einen Monat her? Wie lange wollt ihr noch warten?«
Alles war so hektisch gewesen, mit der Arbeit und dem Eingewöhnen und der schulfreien Zeit der Kinder, dass Claire nicht einmal daran gedacht hatte, eine Einweihungsparty zu veranstalten.
So viel musste Pam an ihrem Gesichtsausdruck abgelesen haben: »Komm schon! Ihr müsst eine machen!«, sagte sie. »Wir wollen alle euer neues Zuhause sehen.« Sie beugte sich nach vorn, wie bei einer Verschwörung. »Außerdem bekommt ihr Gratisgeschenke. Küchenzubehör und Alkohol. Es ist eine Win-win-Situation.«
Claire lachte. Eine Party klang tatsächlich nach Spaß, und in den nächsten zwanzig Minuten diskutierten sie die Möglichkeit und tauschten Ideen aus, bis Claire so begeistert war, dass sie keine andere Wahl hatte, als anzukündigen, dass sie es tun würde. Sie legte den kommenden Samstag als vorläufiges Datum für die Party fest, aber sie forderte Pam auf, noch niemandem etwas zu verraten, bis sie mit Julian gesprochen und alles endgültig festgelegt hätte.
Durch das Fenster hinter Pam sah Claire, wie sich die Tür von Davids Geschäft öffnete, und eine vollbusige Blondine, die Claire nicht als Leserin abgestempelt hätte, trat glücklich lächelnd aus dem Buchladen auf den Gehweg hinaus. Als Pam sah, wo Claire hinblickte, drehte sie sich um. »Das ist sie«, bestätigte sie. »Eine Nummer zu groß für David, oder?«
Sie sahen sich an. Und lachten.
An diesem Abend waren beide Kinder außer Haus – James war bei Robbie und Megan bei Zoe – und zum ersten Mal seit Langem hatten Claire und Julian einen Abend für sich. Sie hätten ins Kino oder Essen gehen können, aber das Familienleben hatte sie faul werden lassen, und sie beschlossen zu Hause zu bleiben, Reste zu essen und HBO zu schauen, auf dem ein großer Film lief, den sie letzten Herbst im Kino verpasst hatten.
Der Film war gut, aber
Weitere Kostenlose Bücher