Hauptsache Hochzeit
mich als junge Kontakterin frustriert hatte, dass Marcia, die Etatdirektorin, mich nie zu irgendwas mitgenommen hatte.
»Ich? O nein. Das geht nicht. Viel zu aufregend. Das macht mir Angst«, erwiderte Caroline und schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Aber danke fürs Angebot.« Sie grinste mich an, griff nach ihrem Notizbuch und schrieb los. Dann schaute sie wieder auf. »Ach so, und deine Freundin Helen hat angerufen. Sie wollte dich an den Termin wegen des Brautkleids in der Mittagspause erinnern.«
»Mittagspause?« Das war mir vollkommen entfallen.
»Soll ich deinen Termin um zwölf mit der Kreativabteilung verlegen?«
Ich nickte. »Danke dir, Caroline. Und du bist dir ganz sicher, dass du nicht bei der Sitzung dabei sein willst? Chester ist wirklich nett, wenn man ihn näher kennen lernt.«
Caroline schüttelte sich. »Nee, wirklich, danke«, sagte sie.
»Okay.« Ich sah sie an und grinste. »Möchtest du vielleicht stattdessen deine Freundin zurückrufen und ihr sagen, dass du doch Zeit zum Shoppen hast?«
»Was, jetzt?« Sie blickte mich begeistert an. »Echt?«
»Wenn du magst.« Ich lächelte. »Betrachte es als Belohnung für deinen Erfolg mit den Handtaschen-Ladys.«
»Cool«, strahlte Caroline. »Du bist der beste Boss unter der Sonne.«
Kapitel 4
»Elle MacPherson wird eine von euren Handtaschen-Ladys?« Helen starrte mich fassungslos an. Ich hatte ihr gerade die ganze Geschichte erzählt – wie Caroline mir von ihren Promi-Freundinnen berichtete, wie Chester mich verblüfft anstarrte, als ich das der Runde kundtat, wie Max mich stolz angrinste. Und dass ich nun vermutlich Elle, Beatrice und Eugenie persönlich kennen lernen, zumindest aber mit ihnen telefonieren würde.
Nicht dass Promis mich nun so fürchterlich beeindruckten. Und ich tat auch so, als empfände ich es als Qual, dass Helen so enorm beeindruckt war. »Du sollst dir das Kleid anschauen«, forderte ich sie auf. Ich stand schließlich auf einem kleinen Podest, umgeben von Spiegeln, und trug das grandioseste Hochzeitskleid der Welt. Und eine Tiara.
»Mach ich doch. Sieht zauberhaft aus. Aber Elle MacPherson? Ich dachte, es ginge bei diesem Projekt Handtasche um irgendeinen langweiligen Finanzierungsfonds. Ich wusste ja nicht, dass echte Handtaschen dabei eine Rolle spielen. Und Elle MacPherson, unfassbar!«
Ich kicherte. »Ich weiß. Cool, oder?«
»Eher ziemlich unglaublich«, bestätigte Helen. Sie betrachtete jetzt prüfend das Kleid. Ich hatte mich in dieses Kleid schon beim letzten Mal verguckt, als ich heiraten wollte, hatte mich dann aber doch für eine weniger
glamouröse Variante entschieden. Glamourös war damals nicht angesagt. Damals hatte ich das Gefühl gehabt, so etwas Schönes nicht verdient zu haben. »Ist wirklich sehr hübsch«, äußerte Helen. »Ich meine, du wirkst richtig strahlend darin.«
»Ich weiß«, sagte ich aufgeregt. »Und was meinst du zu der Tiara?«
Helen rümpfte nachdenklich die Nase und nickte dann. »Ich glaube, das passt«, sagte sie ernsthaft. »Passt wirklich gut.«
»Giles kommt gleich noch vorbei, damit er es auch sehen kann«, sagte ich entzückt, drehte mich und betrachtete mich eingehend in den Spiegeln. »Er will es als Inspiration für den ganzen Event nehmen.« Giles war ursprünglich nur mein Florist gewesen, hatte sich aber inzwischen irgendwie zum Eventmanager entwickelt, obwohl ich ihm versichert hatte, dass ich dergleichen nicht bräuchte.
»Ich frage mich, was Ivana davon halten wird«, sinnierte Helen. Ich zog eine Augenbraue hoch.
»Ivana?« Ivana war eine … eine … ich weiß nicht recht, wie ich das am dezentesten ausdrücken soll. Sie war keine echte Prostituierte. Eher so etwas wie eine … Eskorte. Ja, so könnte man das sagen. Sie war eine ziemlich Furcht erregende Russin, die mit einem erstaunlichen Mann namens Sean verheiratet war, und sie hatte mir im Alleingang sämtliche Verführungskünste beigebracht, die ich benötigte, um Anthony Milton zu einem Heiratsantrag zu bewegen, damit mir Grace’ Erbschaft zuteilwerden konnte. »Sie kommt nicht etwa hierher, oder?«
Helen lächelte strahlend. »Du magst Ivana doch. Außerdem hat sie mich angerufen, weil sie dir irgendwas
sagen wollte. Und sie macht schließlich bei der Sendung mit. Deshalb dachte ich, sie könnte herkommen.«
»Sie macht bei der Sendung mit?«, fragte ich argwöhnisch.
Helen nickte. »Sie bringt den Leuten die Kunst der Verführung bei.«
Das musste ich erst mal verdauen. Helens
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