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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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fürchterlichen Streit, und … ich wollte es ihm nicht sagen, aber ich war so wütend auf ihn, dass …«
    »Dass was?«, fragte ich mit pochendem Herzen.
    »Ich habe ihm gesagt, dass er nicht dein Vater ist«, flüsterte sie. »Das war superdumm von mir. Er war außer sich vor Wut.«
    »Kannst du ihm das übelnehmen?«, fragte ich streng. »Niemand wird gerne angelogen. Das verstehst du wohl nicht, oder?«
    Meine Mutter warf mir einen ärgerlichen Blick zu. »Ich verzeihe ihm aber nicht, dass er uns aus der Wohnung geworfen hat«, sagte sie pikiert. »Einfach so, ohne sich darum zu scheren, wo wir unterkommen. Ich war völlig verzweifelt. Ich hatte Schulden, und zwar ziemlich hohe.«
    »Ich dachte, du hattest dir das ganze Geld von ihm geliehen? Von dem reichen Typen, meine ich.«
    »Einen Teil, aber das reichte nicht, und ich wusste, wenn ich es ihm zurückzahlen wollte, brauchte ich mehr und musste höhere Risiken eingehen, aber es lief alles schief für mich … Ich habe es beinahe geschafft, aber … aber …«
    »Von wem hattest du dir denn noch Geld geliehen?«
    »Von anderen Leuten«, sagte meine Mutter zögernd. »Die nicht sehr nett waren. Deshalb habe ich dich ja auch zu deiner Großmutter gebracht. Ich wusste, dass du dort in Sicherheit warst.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Der Autounfall war ihre Idee«, antwortete sie. »Eine Chance für einen Neuanfang. Sie meinte, ich sei für sie sowieso gestorben, und auf diese Weise würden meine Gläubiger mich nicht mehr verfolgen, und du könntest normal aufwachsen.«

    Ich starrte sie mit offenem Mund an. »Du hast deinen eigenen Tod vorgetäuscht?«
    Sie nickte. »Ich hab nur getan, was ich tun musste, Liebling.«
    »Und mich hast du weggegeben? Wegen ein paar Geldschulden?«
    »Es waren ziemlich hohe Schulden«, sagte meine Mutter etwas beleidigt. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Aber natürlich hattest du eine Wahl.« Ich stand auf; ich zitterte vor Wut und Empörung. »Du bist meine Mutter. Es war deine Aufgabe, für mich zu sorgen. Und was hast du stattdessen getan? Du hast dich auf Glücksspiele eingelassen und mich dann aufgegeben, damit du dein altes Leben weiterführen konntest! Und was war mit mir? Hast du dir jemals Gedanken um mich gemacht? Du hättest mich wenigstens besuchen können. Aber du hast dich nicht ein einziges Mal blicken lassen.«
    »Ich habe sehr wohl an dich gedacht«, erwiderte meine Mutter vorwurfsvoll. »Ständig sogar. Aber ich konnte dich doch nicht einfach besuchen. Dann hättest du vielleicht jemandem erzählt, dass ich noch am Leben war. Außerdem hat deine Großmutter gesagt, dass ich nicht kommen solle, weil dich das verwirren würde.«
    »Verwirren. Na, das wäre ja fürchterlich gewesen«, sagte ich aufgebracht. »Aber mir einfach weiszumachen, dass meine Mutter tot sei – das war wohl prima für mich, was?«
    Meine Mutter schniefte. »Du erinnerst mich an sie, weißt du. An deine Großmutter. Sie hat ihre Meinung auch immer im Brustton der Überzeugung gesagt. Aber ich bin nicht wie du, Jessica. Ich bin nicht stark und unabhängig und selbstsicher. Nicht jedem Menschen wurde
der Mut in die Wiege gelegt, Liebling. Da hast du wirklich Glück.«
    »Glück? Das nennst du Glück? Ich bin ohne Mutter aufgewachsen, mit einer Großmutter, die mich nicht leiden konnte, und habe keine Ahnung, wer mein Vater ist.« Ich unterbrach mich. »Habe ich überhaupt einen Vater? Wer ist er, und lebt er noch? Und wenn ja, was macht er?«
    Meine Mutter blickte auf ihre Füße. »Ich weiß es nicht, Liebling. Er ist in die Staaten gezogen, um dort als Arzt zu arbeiten. Es wäre natürlich möglich, dass er …«
    »Tot ist? Es wundert mich ja, dass du mir nicht einfach das erzählt hast. Da du es offenbar für besser hältst, Leute vorgetäuscht sterben zu lassen als Verantwortung zu übernehmen.«
    »Das ist jetzt grausam von dir, Jessica«, sagte meine Mutter, und Tränen traten ihr in die Augen. »Ich bin hergekommen, um dich um Verzeihung zu bitten. Und ich hatte natürlich gehofft, dass du das auch tatsächlich tun würdest.«
    Ich trat ans Fenster und schaute auf die Straße hinunter. Eine Frau schob einen Kinderwagen die Straße entlang. Sie sah glücklich aus. Oder bildete ich mir das ein? Fühlte sie sich womöglich auch überfordert? Würde sie ihr Kind genauso bei ihrer Mutter abgeben, wenn sich die Gelegenheit dazu bot?
    »Und warum jetzt ?«, fragte ich und drehte mich zu meiner Mutter um. »Wieso bist du gerade jetzt

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