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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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mich aufrichtete, stand meine Mutter vor mir, und ich lief rot an. »Äm, ja. Ja, ich … hab nur grade einen Anruf bekommen.«
    »Gut. Dein entzückender Max wartet auf dich. Den solltest du wirklich nicht unnötig alleine lassen, weißt du. Er ist ein echter Traumtyp.« Sie trat zu den Waschbecken, holte einen Lippenstift aus ihrer Handtasche und trug ihn sorgfältig auf. Er war leuchtend rot, eine Farbe, die ich niemals benutzte und von der meine Großmutter immer gesagt hatte, dass man sie nur bei Schlampen und Flittchen sähe.
    »Hast du diese Farbe immer schon getragen?«, fragte ich.
    Meine Mutter sah mich im Spiegel an und lächelte. »Ja, hab ich. Willst du mal probieren? Könnte dir stehen, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob er zu deinem Farbtyp passt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber es gibt ja noch andere Rottöne«, fuhr sie fort, presste kurz die Lippen zusammen und lächelte ihrem Spiegelbild zu. »Wie wär’s, wir könnten doch heute Nachmittag einen Lippenstift für dich kaufen gehen? Du könntest so hübsch aussehen mit ein bisschen Farbe im Gesicht …«
    Sie streckte die Hand aus, um mein Gesicht zu berühren, aber ich wich unwillkürlich zurück. Meine Mutter ließ die Hand sofort sinken. »Tut mir leid, ich dachte nur …«
    »Wofür brauchst du das Geld?«, fragte ich, und dabei wurde mir bewusst, dass ich ihr genau diese Frage schon
die ganze Zeit hatte stellen wollen. Vor allem auf diese Frage brauchte ich eine Antwort.
    »Das Geld?« Sie wandte sich wieder ihrem Spiegelbild zu, betrachtete ihr Gesicht und trug Puder auf.
    »Das Geld von Max. Wofür brauchst du es?«
    Sie warf mir im Spiegel einen raschen Blick zu und widmete sich dann erneut ihrem Make-up. »Um mir etwas aufzubauen«, sagte sie leise.
    Ich nickte und biss mir leicht auf die Unterlippe. »Du hast keine Geldschulden mehr? Und du spielst auch nicht mehr?«
    »Natürlich nicht.« Ihr Blick flackerte leicht, und sie schloss mit einem Klacken ihre Puderdose. »Max ist sehr großzügig, Liebling. Aber du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut. Ich habe seit Jahren nicht mehr gespielt.«
    »Gut«, sagte ich und warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Freut mich zu hören.«

Kapitel 11
    Bis zum Montagmorgen war es mir gelungen, sämtliche Erinnerungen an die Nacht mit Hugh so weit in die hintersten Ecken meines Geistes zu verbannen, dass ich sie beinahe für einen Traum hielt. Meine Mutter dagegen war nicht so leicht zu vergessen; sie hatte sich das gesamte Wochenende bei uns eingenistet und war uns auf Schritt und Tritt gefolgt. Mehr als einmal hatte ich mir auf die Zunge beißen müssen, weil sie ständig irgendwelche Kommentare äußerte und mir Ratschläge gab, um die ich nicht gebeten hatte. Und zwar zu allem – von der Einrichtung der Wohnung bis zu meinem Frühstück. Ich war mir nicht ganz im Klaren darüber, wie und warum das geschehen war, aber meine Mutter hatte den bockigen Teenager in mir zum Vorschein gebracht, und der wollte nun einfach nicht mehr weichen. Max hatte mir jedes Mal, wenn ich meine Mutter wieder einmal wütend anfunkelte, »Ist doch alles okay«-Blicke zugeworfen, die ich wiederum mit einem breiten »Alles bestens«-Lächeln erwidert hatte. Wegen der Hugh-Geschichte gelang es mir einfach nicht, ausführlich mit ihm zu reden. Außerdem ging es mir ja gut. Einigermaßen jedenfalls.
    »Du leidest unter Post-Betrugs-Stresssyndrom«, erklärte Helen, als ich sie am Montagmorgen anrief, um ihr den aktuellen Stand der Dinge zu berichten und sie endlich
genauer über die Vorkommnisse der Freitagnacht aufzuklären. »Das passiert dann als Erstes.«
    »Post was?«
    »Die Schuldgefühle«, seufzte sie. »Der Selbsthass. Du hast Max betrogen, und nun hasst du dich dafür. Und lässt diese Gefühle an deiner Mutter aus, weil sie grade zur Stelle ist. Verstehst du?«
    »Ich glaub schon«, antwortete ich kleinlaut. »Und was für Gründe gibt es sonst noch?«
    »Du hattest vermutlich einen Kater. Jedenfalls hast du am Samstagmorgen ziemlich fertig ausgesehen. Und wenn man verkatert ist, geht einem jeder auf die Nerven, oder?«
    »Mhm, stimmt schon«, sagte ich zweifelnd. »Aber normalerweise steht mir trotzdem nicht der Sinn danach, jemandem den Lippenstift aus der Hand zu reißen und ihn ins Klo zu werfen.«
    »Tja«, äußerte Helen. »Das klingt wirklich nicht gut.«
    Ich nickte heftig. »Sie ist meine Mutter, Hel. Ich müsste sie eigentlich lieben.«
    Darauf reagierte Helen in

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