Hauptsache Hochzeit
toll, nicht?«, sagte sie schwärmerisch.
»Schwul?«, fragte meine Mutter.
Caroline nickte traurig. »Sind die besten doch immer.«
Ich räusperte mich vernehmlich.
»Von Max abgesehen natürlich«, sagte meine Mutter rasch und warf Caroline einen bedeutsamen Blick zu, worauf die ihr hastig beipflichtete.
»Nein«, sagte ich, »deshalb habe ich mich nicht geräuspert. Wirklich schön, dich zu sehen, Mam, aber ich muss mich jetzt schleunigst an die Arbeit machen.«
»Natürlich, nur zu«, sagte sie und zog sich einen Stuhl heran. »Ich werd dich gar nicht stören. Tu einfach so, als sei ich nicht hier.«
Ich setzte mich an meinen Computer, aber das war natürlich sinnlos. Worauf ich mich wieder meiner Mutter zuwandte. »Die Sache ist nur die: Du bist eben hier«, sagte ich.
»Aber hier sind doch ganz viele Leute, die stören dich auch nicht.«
Das war nicht ganz von der Hand zu weisen.
»Na gut«, sagte ich so gelassen wie möglich. »Okay.«
»Und du findest den Lippenstift also gut?«, fragte Caroline.
Ich sah sie gereizt an und seufzte. Caroline kannte ja meine Vergangenheit nicht und wusste nicht, dass ich meine Mutter erst vor zwei Tagen kennen gelernt hatte. Ich zwang mich, ihren Lippen einen Moment Aufmerksamkeit zu schenken. »Ja, sieht gut aus«, sagte ich knapp. »Du wirkst damit …« Ich suchte nach einer passenden Formulierung. »Wie eine Frau, die Lippenstift trägt« würde vermutlich nicht ausreichen. »Elegant. Sehr elegant.«
»Genau!« Caroline lächelte strahlend. »Das hat deine Mutter auch gesagt. Ich wirke damit erwachsener, oder? Und kultivierter.«
»Auf jeden Fall«, mischte meine Mutter sich ein. »Sie sehen damit aus wie eine Frau, mit der man rechnen muss.«
Caroline errötete glücklich.
»So«, sagte ich und klatschte in die Hände, »wichtige Sitzung heute. Die Akte zum Projekt Handtasche muss auf den neusten Stand gebracht werden, und ich brauche die ausführliche Terminliste. Haben wir schon Zahlen für den Launch Event? Und ich brauche die Budgetdaten.«
»Natürlich«, erwiderte Caroline und notierte sich alles. »Gar kein Problem. Mach ich sofort.«
»Danke.« Ich schaltete meinen Computer ein.
»Das war großartig.« Ich zuckte zusammen – meine Mutter war mit dem Bürostuhl direkt hinter mich gerollt und schaute mir nun über die Schulter.
»Äm, danke«, sagte ich und rückte von ihr ab. »Aber ich hab noch gar nichts gemacht.«
»Doch, hast du gerade. Du bist eine Respektsperson. Das ist so imposant. Mein kleines Mädchen ist eine leitende Angestellte.«
Sie versuchte mich zu umarmen, was ich extrem peinlich fand. »Ich bin kein kleines Mädchen«, stellte ich klar. »Ich bin Etatdirektorin hier, und ich habe in etwas über einer Stunde eine Sitzung. Und zwar eine wichtige.«
»Eine Sitzung!« Das klang, als hätte ich ihr erzählt, dass es mir gelungen war, aus Play-Doh ein Häuschen zu bauen; sie hatte diesen gerührten Gesichtsausdruck, den Mütter von Kindern an den Tag legen, wenn ihren Kleinen etwas geglückt ist.
»Ja, eine Sitzung«, sagte ich ruhig. »Du wirst dich also anderswo aufhalten müssen.«
Sie warf mir diesen Rehaugen-Blick zu und zuckte dann die Achseln. »Wenn du meinst. Ist das hier Max’ Büro?« Sie stand auf und machte Anstalten, sich dorthin zu begeben. Ich sprang rasch auf und packte sie am Arm.
»Du kannst da nicht einfach reingehen«, sagte ich. »Er hat alle Hände voll zu tun. Er ist der Geschäftsführer.«
»Das weiß ich doch, Liebling.« Sie lächelte mich an und schüttelte meine Hand ab. »Und ich bin sicher, dass es ihm nichts ausmacht. Ich bin schließlich seine künftige Schwiegermutter. Er muss sich bei mir beliebt machen!«
Sie lachte und warf dabei ihre Haare zurück.
»Trotzdem«, erwiderte ich steif. »Es wäre besser, du würdest dir einen Termin geben lassen.«
»Termin? Wofür?« In diesem Moment ging Max’ Tür auf, und er selbst trat in Erscheinung und blickte fragend
in die Runde. Dann grinste er. »Esther! Was für eine schöne Überraschung!«
Sie schwebte zu ihm und nahm seine Hände. »Oh, Max, ich habe gerade deine Firma bewundert. Wirklich großartig!«
Max zuckte verlegen die Achseln. »Danke«, sagte er. »Ich meine, ich verdanke das allen Mitarbeitern …« Er bemerkte meinen Blick. »Und was führt dich hierher, Esther? Wolltest du Jess sehen?«
»Jess, dich und das hier«, antwortete sie dramatisch und wies mit einer Armbewegung in die Runde. »Ich muss noch so viel lernen und
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