Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)
darf das. Ich habe ihn gerochen, den Wedding, und wer ihn nicht gerochen hat, der hat ihn nicht erlebt, der hat ihn nicht begriffen, der weiß nicht, was es heißt, ein Weddinger zu sein.«
DONNERSTAG
Es bleibt noch zu erwähnen, dass der Sex mit Petra deutlich länger gedauert hat, als ich es gewohnt bin. Die Gründe dafür mögen darin zu finden sein, dass ich a) äußerst betrunken war und mir b) während der Penetration gelegentlich die Frage stellen musste, was wohl mein Onkel dazu sagen würde.
WENN DER VATER
MIT DEM SOHNE SKYPT
Vater
Hallo?
Sohn
Hallo.
Vater
Hallo?
Sohn
Hallo!
Vater
Hallo?
Sohn
Ja.
Vater
Ja?
Sohn
Ja. Hallo.
Vater
Hörst du mich?
Sohn
Ja. Hallo.
Vater
Hallo?
Sohn
Ja. Ich hör dich. Hallo.
Vater
Hallo?
Sohn
Ja! Hallo.
Vater
Stör ich?
Sohn
Ja.
Vater
Hallo?
Sohn
Was ist denn?
Vater
Hast du kurz Zeit?
Sohn
Ja.
Vater
Nur kurz.
Sohn
Ja. Kurz.
Vater
Ich will nicht stören.
Sohn
Schon gut.
Vater
Nur kurz.
Sohn
Wenn’s wichtig ist.
Vater
Aber nur, wenn du Zeit hast!
Sohn
Wenn du so weitermachst, nicht mehr viel.
Vater
Hast du mein schwarzes Polohemd gesehen?
Sohn
Was?
Vater
Mein Polohemd. Das schwarze.
Sohn
Dir ist schon klar, dass ich vor zehn Jahren ausgezogen bin?
Vater
Aber du warst doch letztens erst hier.
Sohn
Ja. Vor acht Monaten!
Vater
Was? Du bist doch erst im Juni erst hier gewesen.
Sohn
Juni war vor acht Monaten.
Vater
Und?
Sohn
Was »und«?
Vater
Na, hast du’s jetzt gesehen oder nicht?
Sohn
Was?
Vater
Na, mein schwarzes Polohemd.
Sohn
Im Juni?
Vater
Ja.
Sohn
Nee.
Vater
Sicher?
Sohn
Ja.
Vater
Vielleicht hast du es eingepackt und mitgenommen?
Sohn
Warum sollte ich denn dein Polohemd einpacken?
Vater
Na, aus Versehen.
Sohn
Nö.
Vater
Bist du sicher?
Sohn
Hast du keine anderen Polohemden?
Vater
Warum?
Sohn
Weil du oben ohne vorm Computer sitzt. Im Januar.
Vater
Ich sitze nicht oben ohne vorm Computer.
Sohn
Vater, das ist Skype. Ich seh dich.
Vater
Nein.
Sohn
Doch. Glaub mir. Ich seh dich.
Vater
Aber ich seh dich doch gar nicht.
Sohn
Ich hab auch keine Kamera an meinem PC.
Vater
Aber wie kannst du mich denn sehen, wenn du keine Kamera an deinem PC hast?
Sohn
Dir ist schon klar, was für eine dumme Frage das ist?
Vater
Meine Mutter hat immer gesagt, es gibt keine dummen Fragen.
Sohn
Schade, dass Großmutter das nicht mehr miterleben kann.
Vater
Warum?
Sohn
Weil ich glaube, dass wir gerade eine gefunden haben.
Vater
Gut. Welche Farbe hat das Glas in meiner Hand?
Sohn
Das ist eine Tasse. Kein Glas.
Vater
Musst du nicht arbeiten?
Sohn
Ja. Müsste ich.
Vater
Dann stör ich.
Sohn
Nee, schon gut. Es ging nur um das Polohemd?
Vater
Ja. Ist aber nicht so wichtig. Ich hab ja noch andere. Was machst du denn?
Sohn
Ich muss ein Interview schreiben. Aber mir fällt nichts ein.
Vater
Du kannst doch mich interviewen.
Sohn
Dich? Worüber denn?
Vater
Na, mein Leben.
Sohn
Welches Leben?
Vater
Oder Mama.
Sohn
Ich soll Mutter interviewen?
Vater
Wen?
Sohn
Na, Mama.
Vater
Worüber?
Sohn
Na, über ihr Leben.
Vater
Welches Leben?
Sohn
So ein Interview muss schon ein bisschen mitreißend sein.
Vater
Was?
Sohn
Mitreißend.
Vater
Was?
Sohn
Na, spannend!
Vater
Du findest uns nicht spannend?
Sohn
Wir haben noch eine dumme Frage gefunden.
Vater
Ich muss los. Wie macht man das wieder aus?
Sohn
Was?
Vater
Na, Skype.
Sohn
Auf den roten Knopf.
Vater
Hier ist kein roter Knopf.
Sohn
Nicht auf der Tastatur.
Vater
Ich guck nicht auf die Tastatur.
Sohn
Doch.
Vater
Nein.
Sohn
Doch.
Vater
Ach hier. Mit der Maus.
Sohn
Ja.
Vater
Hallo?
Sohn
Ja. Ich bin noch da.
Vater
Hallo?
Sohn
Ja. Hallo.
Vater
Soll ich Mutter grüßen?
Sohn
Wen?
Vater
Na, Mama.
Sohn
Ja. Mach mal. Und frag sie mal, ob sie meine schwarze Mütze gesehen hat.
Vater
Welche Mütze?
Sohn
War nur ein Scherz.
…
Hallo?
…
Hallo!?
FREITAG
Seit dem Frühstück frage ich mich, wem meiner schwulen Freunde die Information zuzumuten ist, dass ich Sex mit einer Frau hatte. Immerhin will ich mich nicht brüsten. Ach was!
Natürlich
will ich mich brüsten. Seit sechs Tagen widerstehe ich dem innerlichen Drang, die ganze Geschichte bei Facebook zu posten, und ärgere mich fürchterlich, dass ich kein passendes Bildmaterial mitliefern kann
.
DIE KINDER ZUM HOF
Das Leben der Kinder in meinem Hinterhof wird überschattet von einem beherrschenden und allgegenwärtigen Problem: Notorischer Langeweile. Wenn ich aus meinem Wohnzimmerfenster hinunterschaue, auf die winzigen wuselnden Köpfchen, und nach wenigen Sekunden jeden Zählversuch enttäuscht aufgeben muss, scheint es mir fast
Weitere Kostenlose Bücher