Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)
in so einer Situation zu tun ist!
Karsten
Paul, ich bin ZAHNARZT!
DIENSTAG
Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich vorvorletzte Nacht Sex mit einer Frau
.
Dabei gehört es eigentlich zu einer meiner bewundernswertesten Fähigkeiten, mich auf jeder noch so schwulen Party sofort, zielsicher und unsterblich in den einzigen anwesenden heterosexuellen Mann zu verlieben
.
Von der einzigen anwesenden heterosexuellen Frau abgeschleppt zu werden, ist selbst für meine Verhältnisse ein wenig neu
.
Die gute Michaela, die im Folgenden aus Datenschutzgründen Petra genannt werden soll, hatte kein leichtes Spiel mit mir, wusste aber sehr wohl mit meinem Autismus in sexuellen Angelegenheiten umzugehen. Im Nachhinein betrachtet, würde ich den sexuellen Akt als sehr gemütlich beschreiben. Petra allerdings empfand die Aussage »gemütlich« als beleidigend. Sie erschien mir ohnehin als äußerst aufbrausendes Gemüt. Zweimal schrie sie mich an, weil ich aus Versehen »Michael« zu ihr gesagt habe
.
LEONIE 3. ODER:
DAS SEXUALVERHALTEN DER
GATTUNG MENSCH
Der Mensch ist eine wunderliche Kreatur. Kaum eine Spezies hat während unserer weitreichenden Forschungen ein so ausgeprägtes Sexualverhalten an den Tag gelegt wie der
homo sapiens sapiens
. Eine Vielzahl sonderbar anmutender Rituale und Verhaltensweisen bestimmt seinen ohnehin schon mehr als aufwändigen Prozess der Fortpflanzung. Ein Akt, der sich so umständlich und komplex gestaltet, dass sich heranwachsende Vertreter dieser Spezies als auch sozial isolierte Einzelgänger ständig und immer wieder durch den intensiven Gebrauch spezifischer Lehrfilme auf ihre erste sexuelle Begegnung vorbereiten.
Besonders die Männchen der Gattung Mensch scheinen viel Zeit und Energie auf diese Form der Vorbereitung zu verwenden. Mehrmals täglich prüfen sie die einwandfreie Funktionsfähigkeit ihrer Geschlechtsorgane, oft unter Zuhilfenahme der entsprechenden Lehrmittel. Lehrmittel, die es uns sehr erleichtert haben, das Sexualverhalten der menschlichen Spezies zu verstehen.
Die Gattung Mensch teilt sich demnach in drei Geschlechter: Männchen, Weibchen und Sekundärweibchen. Während Weibchen und Sekundärweibchen nahezu identisch sind, unterscheidet sich das Männchen in seiner anatomischen Ausprägung. Sowohl Weibchen als auch Sekundärweibchen verfügen über jeweils drei größere Körperöffnungen unterschiedlicher Funktion, Männchen dagegen nur über zwei. Zum Ausgleich tragen sie stattdessen eine kanülenartige Ausstülpung im Lendenbereich, die von Exemplar zu Exemplar aber stark variieren kann. Im Laufe der Paarung wird das Männchen versuchen, seine Kanüle in möglichst viele der drei Körperöffnungen des Weibchens, aber mindestens eine, einzuführen.
Zum Zwecke der Fortpflanzung müssen also mindestens ein Männchen und ein Weibchen zusammenkommen. Die Rolle des Sekundärweibchens ist dabei zuerst ein wenig rätselhaft. Denn es kommt nur gelegentlich hinzu, oft zu einem späteren Zeitpunkt. Dabei tut es meistens überrascht. Auffällig häufig ist das Sekundärweibchen sogar mit dem Primärweibchen verwandt. Es wird sich zwar aktiv am Geschehen beteiligen, aber lange Zeit in einer untergeordneten Rolle verharren.
Das Weibchen empfängt das Männchen meistens in seiner eigenen Behausung oder wahlweise im öffentlichen Fernverkehr. Dabei scheint es besonderen Wert auf die soziale Stellung des Männchens zu legen. Je niedriger die berufliche Tätigkeit, desto stärker scheint das Weibchen interessiert. Männchen aus dem Dienstleistungssektor beispielsweise werden auffällig oft bevorzugt behandelt. Zudem scheint es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Interesse des Weibchens und einer verminderten Intelligenz des Männchens zu geben.
Die Männchen dagegen scheinen bei der Wahl ihrer Sexualpartnerin völlig wahllos zu sein.
Das eigentliche Paarungsspiel beginnt mit der Übergabe einer rituellen Gabe, einem Paarungsgeschenk: flüssige Rauschmittel beispielsweise, süße Nahrung oder ein Werkzeugkasten. Das Weibchen ist zu diesem Zeitpunkt bereits nackt. Anscheinend ist es den weiblichen Exemplaren der Spezies Mensch nicht gestattet, Kleidung zu tragen.
Ein Vorspiel scheint im Paarungsverhalten des Menschen gänzlich unbekannt zu sein. Mit kurzen unvollständigen Sätzen, oft ohne Subjekt oder Prädikat, macht das Weibchen seine Paarungsbereitschaft deutlich. Es wird dazu auf einem Nachtlager, einem Küchentisch oder einem größeren Haushaltsgerät Platz nehmen.
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