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Haus der Löcher (German Edition)

Haus der Löcher (German Edition)

Titel: Haus der Löcher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholson Baker
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Noch Fragen?»
    «Eine Frage hätte ich – was ist ein Muschiboard?», sagte Henriette und zeigte auf das Schild.
    Krock schwenkte den Arm in den Dunst. «Das ist, wenn deine Muschi zu einem Surfboard wird. Du gleitest in die Richtung da auf einem Kabel in einem Geschirr für gespreizte Muschis hinab, und dann landest du in einem See mit weißem Verjüngungsöl. Du gleitest auf deinen Muschilippen sanft über den See und machst weiche kleine Wellen.»
    «Oh», sagte Henriette.
    «Das soll ganz herrlich sein, habe ich gehört, und es heilt Taubheit. In dem See lebt zwar ein Wassertier, aber das ist so eine Art Langschläfer.»
    «Das Ungeheuer von Cock Ness», sagte Ned. «Davon habe ich im Führer gelesen.»
    «Ja, Und es gibt auch ein Restaurant, wo die Leute auf dem Balkon stehen und den Muschiboarderinnen zusehen, wie sie eine nach der anderen über den See sausen. Anschließend stellen sich Männer, überwiegend Deprivos, in einer Reihe auf, falls du das möchtest. Dieser Teil ist natürlich freiwillig. Deine Entscheidung. Manche Frauen fühlen sich von dem See so erfrischt, dass sie sofort Sex wollen.»
    «Aha», sagte Henriette.
    Sie sah Ned an und Ned sie, und sie zuckten die Achseln – und wenn schon? Dann kam eine kleine Seilbahngondel und schwang schlenkernd auf einer Metallschiene herum. Die straffen Kabel machten sanfte Doinggeräusche, und die Türen zischten auf. Sie stiegen ein und winkten Krock zu. Die Gondel schaukelte ein wenig, als die Türen zugingen, dann hob es sie lautlos zu einem sehr hohen, schroffen Turm hinauf.
    Ned und Henriette lächelten einander verlegen zu. «Ich finde, das bringt Spaß», sagte Ned.
    «Es ist still», sagte Henriette.
    «Sehr still», sagte Ned.
    «Oh, sieh nur, die kleine Herde Bergzebras! Die sind aber elegant.»
    Ned hielt nach ihnen Ausschau, konnte sie aber nicht sehen. Sie stiegen auf auf auf, bis die Bäume dünner wurden und die Berge die Farbe veränderten und sich türkis und orange und rot färbten, und dann wechselten sie an einem hohen Turm, wo es plötzlich bimmte und sie einen deutlichen Beschleunigungsschub spürten, die Richtung und fuhren noch weiter hinauf, durch einen unglaublichen Dunst und schließlich wieder hinaus in sehr helles, tiefblaues Tageslicht. Als sie langsamer wurden, gähnte Henriette, um ihre Ohren an die Höhe zu gewöhnen. Die Türen der Gondel öffneten sich, und sie traten auf die flache, glatte Plattform einer Felsenspitze hinaus.
    Dort standen zwei Stühle und ein Tisch mit einem Tischtuch aus Leinen, und vor jedem Stuhl stand ein schimmerndes Beobachtungsteleskop aus Chrom mit zwei Okularen. Es war sonnig und zum Glück nicht allzu windig. Hier war die merkwürdige wuschende Stille noch tiefer.
    «Wir sind richtig hoch», sagte Ned.
    Der Tisch war mit Obst, Trauben, Kräckern, einer Flasche rotem Hauswein und zwei Gläsern gedeckt. Henriette schaute, eine Traube kauend, in die Runde, damit sich ihre Augen anpassten. Sie waren offenbar anderthalb Kilometer hoch auf einem spröden, vom Wind erodierten Obelisken mit flacher Spitze und niedrigem Geländer. Weitere fünfzig solcher Säulen oder Speere ragten aus den Wolken um sie herum auf – eine jede sah aus wie die chemischen Berge, die in Spielzeugaquarien wuchsen. Der nächste Berg war ungefähr einen halben Kilometer entfernt. Henriette machte darauf ein Paar an einem ähnlich gedeckten Tisch aus. Sie winkte. Das Paar winkte zurück.
    «Hast du einen Vierteldollar?», fragte Henriette.
    «Glaub schon», sagte Ned und kramte in seinen Taschen.
    Sie steckten Münzen in die Schlitze der Aussichtsfernrohre. Henriette schaute stirnrunzelnd durch den verchromten Sucher. Erst hatte sie einige Probleme damit, weil das Bild herumhüpfte, aber dann lernte sie, es langsam zu bewegen, und sie konnte sehr weit in den Dunst hineinschauen. Auf einer Spitze stand ein rotes Mustang-Coupé, darauf lag eine sonnenbadende Frau in einer roten Bikinihose ohne Top. Auf einer grünen Spitze hatte ein nackter Mann auf eine Reklametafel mit großen Lettern «Zeig’s mir» geschrieben.
    «In der Richtung da ist ein Paar», sagte Ned. «Anscheinend machen die Sachen.»
    Henriette schwenkte ihr Fernglas herum. «Ach ja?»
    «Ja, der Mann hat seinen Johnnystock draußen, glaube ich. Ja, die Frau wichst ihn. Wow, ganz schnell. Jetzt bläst sie ihn. Der hat seinen Spaß.»
    «Wo, Mist, ich find sie nicht», sagte Henriette.
    «Ganz da drüben. Ich würde sagen, gleich knackt er die Auster.»
    Endlich

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