Haus der Löcher (German Edition)
fielen. «Mir hat gefallen, wie wenige Euphemismen du benutzt hast. Du hast kein einziges Mal ‹Herausforderung› gesagt.»
«Danke», sagte Dennis.
«Aber für bloß zwei Tage war es ein Haufen Geld.»
Er fragte sie, was für eine gemeinnützige Arbeit sie leiste, und sie erzählte ihm, sie mache einen Dokumentarfilm über Frauen in einer abgelegenen Region Estlands, die beim Masturbieren singen. «Wir haben tolles Material», sagte sie. «Es geht nur noch darum, es zu kürzen. Wir suchen Investoren.»
«Ah», sagte Dennis. «Wie heißt du?»
«Mindy.»
In dem Moment sagten zwei verschiedene Leute am Empfang: «Sie da, ich kann Ihnen weiterhelfen.» Dennis, der reisende Lehrer, und Mindy, die Filmemacherin, bezahlten ihre Rechnung und unterschrieben, dann waren sie fertig. Sie gingen zur Tür und blieben draußen kurz stehen; eine warme Brise wehte dort.
«Dein Seminar hat mir das Selbstbewusstsein gegeben, um das zu bitten, was ich brauche», sagte Mindy.
Sie ist auf richtig angenehme Weise smart, dachte Dennis. Und er dachte: Ich möchte dieses Hotel wirklich nicht verlassen, ohne noch mehr mit ihr zu reden. «Ich hasse dieses Gefühl», sagte er schließlich.
«Welches Gefühl?», fragte sie.
«Das Gefühl, dass ich nur einen Moment mit dir gesprochen habe und du dann gehst.»
«Würde dir ein Kaugummi guttun?», fragte Mindy. «Manchmal kann Kaugummi den Schmerz lindern.»
«Ja, doch», sagte Dennis.
Sie griff in ihre Handtasche und zog ein Päckchen Kaugummi heraus. Er wickelte einen Streifen aus und kaute ihn energisch. Sofort wirbelten gelbe und rosafarbene Sterne von den Rändern seines Blickfelds heran.
«Das ist aber ein guter Kaugummi!», sagte er.
«Es ist ein besonderer Kaugummi», sagte sie. «Bei jedem Kauen hat eine Frau in Estland einen singenden Orgasmus.»
«Mmm!» Er kaute mit geräuschvoll mahlendem Kiefer. «Absolut köstlich. Den könnte ich den ganzen Tag kauen.» Er blickte hinab. «Was hast du denn noch in deiner dunklen, merkwürdigen Handtasche da?»
«Hier drin?», sagte sie und öffnete die Klappe noch weiter, damit er in ihre Tiefen spähen konnte. «Schau doch mal rein.»
Dennis beugte sich vor und ging mit dem Kopf nahe an die in Fächer aufgeteilte Öffnung heran. Er nahm den Ledergeruch wahr, und er glaubte, noch weitere Kaugummistreifen zu riechen, und auch ihr Scheckbuch und ihren Lippenstift. Aber Geld roch er keines.
«Hast du da ein winziges Adressbuch drin?», fragte er.
«Ja.»
«Darf ich mal reinlangen und dein winzig kleines Adressbuch drücken?»
«Bitte.» Sie hielt ihm die Handtasche hin, und Dennis griff behutsam hinein. Er tastete eine Weile darin herum, kam an ihre Schlüssel, und darunter stieß er dann auf das winzige Buch.
«Ooh, ich drücke es», sagte er. «Wenn doch auch mein Name drin stünde.»
«Das ist leicht möglich», sagte sie.
«Wie?», fragte er.
«Investier in meine Filme.»
«Darüber werde ich ernsthaft nachdenken.»
Mindy öffnete ihre Handtasche noch weiter. «Komm hier rein, wo es dunkel und warm ist», sagte sie. Er beugte sich vor, und dann schrumpfte er, stürzte dabei nach vorn und war eingehüllt in Handtaschigkeit. «Komm mit, Mindy», rief er im Schrumpfen. Er roch die Dämpfe des Leders und eines Fläschchens Nagellack, dann sah er, wie Mindys Führerscheinbild ihn hinter Plastik anstarrte. Ihre Augen waren ausdrucksvoll und hübsch. Er lag ein Weilchen in dem Durcheinander ihrer Sachen, dann dachte er, wenn er nicht hinauskletterte, würde er wahrscheinlich ersticken.
Er bekam den Rand der Handtasche zu fassen und hievte sich auf den Boden eines schicken Hotelzimmers hinaus. Ein wenig benommen saß er da, bis er wieder seine normale Größe erreicht hatte. Die Handtasche stand neben ihm auf dem Fußboden. «Mindy, bist du dadrin?», rief er. Leider war sie es nicht. Er verspürte ein merkwürdiges Kitzeln oder Brennen in der Schwanzspitze und hörte ein winziges Stimmchen etwas Gedämpftes rufen. Er stand auf, zog seine Chinos aus und schaute in seine gestreiften Boxershorts. Ganz eindeutig geschah etwas in seinem Penis. Er zog die Boxershorts aus und setzte sich auf die Bettkante, wo er dann den Schwanz anhob, um ihn besser sehen zu können. Aus der Spitze ragte Mindys Kopf. Nur Kopf und Hals waren sichtbar.
«Großer Gott, ist alles in Ordnung?», sagte er.
«Ich glaube schon!», schrie Mindy mit ihrer leisen Stimme. «Willkommen im Haus der Löcher. Aus irgendwelchen Gründen stecke ich hier in deinem
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