Haus der Lügen - 8
bestehen sollen, selbst wenn wir es irgendwie schaffen sollten, dass Jahras uns während dieser Schlacht nicht in den Rücken fällt.«
»Nur neunzig Feindgaleonen sind bewaffnet«, gab Lock Island zurück. Rock Point schnaubte daraufhin lautstark.
»Also gut, wie sollen siebenundzwanzig unserer Galeonen gegen neunzig gegnerische bestehen? Gut, sagen wir, eine von unseren ist so viel wert wie zwei von deren, vielleicht sogar zweieinhalb. Ach verdammt, sagen wir doch gleich: drei! Bestenfalls gelingt es uns also, die Nord-Einheiten abzuwehren – wobei es uns übel erwischen wird, Bryahn! Das wissen Sie so gut wie ich! Also, was geschieht, wenn die eine Streitmacht uns schon empfindliche Schäden zugefügt hat und sich dann eine zweite auf uns stürzt?«
»Dann erwischt es uns ganz übel«, antwortete Lock Island grimmig. »Aber wir werden dafür sorgen, dass es die noch viel übler erwischt!«
»Die haben nicht noch einhundert Transporter dabei, vollgestopft mit Soldaten«, betonte Sharleyan. »Selbst wenn der Gegner es nach Desnairia schafft, hat er also keine Armee, die dort an Land gehen könnte.«
»Denkst du, wir könnten es schaffen, den Kampf zu vermeiden? Zeit zu schinden?«, fragte Cayleb.
»So in etwa«, erwiderte sie. »Die können doch nichts anderes tun, als hin und her zu kreuzen. Sie können unmöglich in das Alte Charis oder in Emerald einmarschieren – dazu sind die neuen Garnisonen zu gut mit neuen Gewehren und neuer Artillerie ausgestattet!«
»Das Problem ist: Wir können es uns unmöglich leisten, dass diese beiden Einheiten sich tatsächlich zusammenschließen«, warf Cayleb ein. »Dann hätte der Gegner über zweihundert Galeonen im Golf von Mathyas. Wenn dann noch Thirsk und seine Dohlaraner losgeschickt werden, Howard zu umrunden, kommen sie auf dreihundert.« Cayleb schüttelte den Kopf. »Wir müssen verhindern, dass sie sich zusammenzuschließen!«
»Wir sollten Tarot nicht vergessen!« Rock Points Stimme war tonlos. »Richtig, der Gegner dürfte nicht genug Truppen haben, um im Alten Charis oder in Emerald an Land zu gehen, Euer Majestäten. Aber seine Kampfstärke reicht, um ein paar Stippangriffe vorzunehmen. Die fallen dann mindestens so schlimm aus wie die, die wir seinerzeit in Corisande vorgenommen haben. Und in jedem Fall sind sie kampfstark genug, um in Ta r o t einzumarschieren. Gorjah hat noch keine der neuen Waffen, und auch wenn ich nicht glaube, dass es in Tarot so viele Tempelgetreue gibt, wie die ›Vierer-Gruppe‹ meint, sind es doch genug, um bei der Aussicht, die Kirche wolle in Tarot einmarschieren, für einen echten Bürgerkrieg zu sorgen. Wenn Clyntahn und Trynair ein paar Hundert Galeonen in die Thol Bay schaffen, ist Tarot verloren.«
»Na, wunderbar!«, seufzte Cayleb.
»Wie sehen Ihre jüngsten Zahlen zur Granaten-Produktion aus, Ehdwyrd?«, erkundigte sich Lock Island.
»Ungefähr so wie gestern – als Sie mich das letzte Mal danach gefragt haben«, antwortete Ehdwyrd Howsmyn von seinem Schlafgemach aus. Seine ansonsten so freundliche Stimme klang ungewohnt beißend. »Mit anderen Worten: Es gibt noch praktisch nichts, was ich vorweisen könnte. Wir sind immer noch damit beschäftigt, die Fertigungsstraße aufzubauen, Bryahn. Das wissen Sie doch auch und ...«
»Das sollte doch auch keine Kritik sein!«, fiel ihm Lock Island rasch ins Wort. »Aber wenn wir nur zwanzig Galeonen haben, brauchen wir irgendeinen anderen Vorteil, um diese Mistkerle aufzuhalten!«
»Na ja, es wird noch mindestens zwei Fünftage dauern, bis die Fertigungsstraße einsatzbereit ist.« Es war Howsmyns Tonfall anzumerken, dass es ihn wurmte, wie viel Zeit er noch brauchte. Aber angesichts der Wetterumstände, mit denen er sich hatte herumschlagen müssen ...
»Na, Ihnen bleiben noch mindestens acht Fünftage, bevor der Gegner im Golf von Tarot ist«, gab Rock Point zurück. »Das sind fast anderthalb Monate, Ehdwyrd!«
»Ja, das stimmt«, meinte Howsmyn nachdenklich. »Ich könnte schon damit anfangen, die Zünder herzustellen«, fuhr er dann fort. »Wenn die Hochöfen erst einmal stehen und die Gussformen einsatzbereit sind, dann kann ich wahrscheinlich hundert oder hundertfünfzig Dreißig-Pfund-Granaten pro Tag fertigen lassen. Vielleicht kann ich das sogar noch ein bisschen beschleunigen, wenn ich die Innenseiten der Granaten noch nicht behandele. Noch ein paar Fünftage später habe ich dann vielleicht zwei weitere Hochöfen im Einsatz, und damit komme ich dann auf
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