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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mir!«
    »Sehr gern, Sir.«
    Respektvoll nickte Tillyer dem Grafen zu, zog sich dann zurück und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang blickte Lock Island die geschlossene Tür an. Dann trat er durch die Glasmalerei-Tür auf die Heckgalerie der Ahrmahk hinaus. Der High Admiral lehnte sich gegen die Reling und blickte zum Abendhimmel hinauf, dessen Blau sich allmählich in tiefstes Schwarzblau verfärbte. Die ersten, hellsten Sterne waren bereits zu sehen. Es würde jedoch noch ein wenig dauern, bis die Dunkelheit hereinbräche.
    »Ja, Merlin?«, sagte er dann. Wind und Wellen machten seine Stimme unhörbar für jeden, der mehr als zwei oder drei Schritt von ihm entfernt gewesen wäre.
    »Es tut mir Leid, Sie zu stören«, erklang Merlins Stimme in dem kleinen Ohrhörer. Beunruhigt verengte Lock Island die Augen zu schmalen Schlitzen, als er den grimmigen Tonfall des Seijin bemerkte. »Leider«, fuhr Merlin fort, »haben wir ein Problem. Ein großes Problem.«
    »Was meint Ihr?«, fragte Lock Island rasch und hörte den Seijin seufzen.
    »Wir sind ihnen auf den Leim gegangen«, erklärte Merlin unumwunden. »Die schicken die Flotte doch nicht zu Thirsk. Sie schicken sie nach Desnairia.«
    Zwei Stunden später saßen Merlin, Cayleb und Sharleyan zusammen auf der Heckgalerie der Royal Charis .
    »Das ist meine Schuld«, sagte Merlin.
    »Ach, Krakenscheiße!«, fauchte Cayleb. »Warum zur Hölle denn das? Oder zumindest: Warum soll das allein Eure Schuld sein? Und genau darauf wolltet Ihr doch wohl hinaus!«
    »Weil das meine SNARCs sind und ich fest davon überzeugt war, die Kirche würde die ganze Flotte zu Thirsk schicken – deswegen«, erwiderte Merlin. » Ich habe alle anderen dazu gebracht anzunehmen ...«
    »Cayleb hat Recht, Merlin – das ist Krakenscheiße!« Lock Island klang noch ungeduldiger als der Kaiser. »Ihr wart doch nicht der Einzige, der die Gorath Bay für das logischste, weil nahe liegendste Ziel gehalten hat! Und schließlich lagen uns doch auch noch Bestätigungen vor – in schriftlicher Form! Offizielle Marschbefehle! Wir alle hatten Zugriff auf Owls SNARCs; wir alle sind zu dem Schluss gekommen, der Gegner lege Kurs auf das zugewiesene Ziel an – ein von Allayn Maigwair persönlich ausgesuchtes Ziel! Woran bitte hättet Ihr oder wir denn merken können, dass die Flotte in letzter Minute den Kurs ändern würde?«
    »Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung in letzter Minute gefallen ist«, widersprach Nahrmahn. Ebenso wie Cayleb und Sharleyan befand auch er sich auf der Rückreise nach Chisholm. Allerdings saß er zusammen mit seiner Gemahlin an Bord von HMS Eraystor , einer der beiden Galeonen, die der Royal Charis Geleitschutz gaben. »Meines Erachtens war das von Anfang an genau so beabsichtigt.«
    »Und warum wurde dann ihren Kapitänen gesagt, es würde nach Westen gehen?«, fragte Domynyk Staynair von seinem eigenen Flaggschiff in der Thol Bay aus.
    »Desinformation«, gab Nahrmahn nur zurück. »Egal, was wir sonst über die ›Vierer-Gruppe‹ denken: Vollidioten sind das nicht. Narren vielleicht, ja. Arrogant, korrupt, verderbt und ... ach, man könnte noch jede Menge weiterer Schimpfworte aufzählen! Aber ich fürchte, hin und wieder vergessen wir, dass viele ihrer Fehler darauf zurückzuführen sind, dass sie sich nicht einmal vorstellen können, womit sie es wirklich zu tun haben. Die denken immer noch, es würden die alten Spielregeln gelten: für Spionage, für die Zeit, die es braucht, eine Nachricht zu übermitteln und so weiter und so weiter. Deswegen haben sie auch immer angenommen, ihre Semaphoren – ihr ›Kommunikationsnetzwerk‹ – sei schneller als alles, was der Gegenseite zur Verfügung steht. Dabei ist es tatsächlich viel langsamer ... zumindest im Vergleich zu dem, was einige von uns nutzen können.
    Wir haben einen Fehler gemacht – wir alle: Wir haben sie unterschätzt. Wir wissen, dass sie ganz Tarot auf den Kopf gestellt haben, um herauszufinden, wer vor der Schlacht im Armageddon-Riff ihre Pläne verraten hat. Wir wissen auch, dass sie auf diese Frage nie eine Antwort gefunden haben. Schließlich hatte Tarot damit ja überhaupt nichts zu tun. Früher oder später, das hätten wir eigentlich wissen müssen, würden sie also auf die Idee kommen, wir unterhielten in Tarot ein höllisch effizientes Spionagenetzwerk – und vielleicht nicht nur dort. Das heißt, wir hätten die Marschbefehle, bei denen sie sich nach allen Seiten abgesichert haben,

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