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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eingeschränkt, um seine zahlenmäßige Unterlegenheit wenigstens zum Teil auszugleichen. Aber wie es auch kommen mag, er wird uns angreifen, bevor wir den Golf von Mathyas erreichen. Entweder das, oder er hat bereits begriffen, dass wir einfach zu stark sind, als dass er uns überhaupt auf See angreifen kann. Dann wird er sich darauf konzentrieren, uns aus dem Weg zu gehen und stattdessen seine eigenen Häfen zu verteidigen.«
    Harpahr hob eine Augenbraue. Doch er widersprach Taibahlds Analyse der Lage nicht. Zum einen schien sie ihm schlüssig. Zum anderen hatte Taibahld zu Harpahrs vollster Zufriedenheit unter Beweis gestellt, sowohl von taktischen wie auch von strategischen Gegebenheiten bemerkenswert viel zu verstehen. In vielerlei Hinsicht hatte der Bischof das Gefühl, eigentlich hätte Taibahld einen deutlich besseren Admiral General abgegeben als er selbst. Bedauerlicherweise fehlte es dem Oberpriester für eine derartige Aufgabe einfach an Seniorität. Harpahr wusste, dass er sich sehr glücklich schätzen konnte, Taibahld als Ratgeber an Bord zu haben. Und als Lehrmeister , gestand sich der Bischof selbst ein.
    »Na ja ...« Nun deutete Harpahr mit dem Kinn zu den Schonern hinüber, die seine Flotte die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließen. »Wenigstens können wir uns sicher sein, dass Cayleb ganz genau weiß, wo er uns finden kann, sollte ihm der Sinn danach stehen.«

.II.
    HMS Ahrmahk , Golf von Tarot, und Kaiserlicher Palast, Cherayth, Königreich Chisholm
    »... finden kann, sollte ihm der Sinn danach stehen.«
    Bryahn Lock Island stieß ein Schnauben aus, als der Parasiten-Sensor auf Admiral General Harpahrs Schulter ihm in Echtzeit dessen Gespräch mit dem Flaggkommandanten übertrug.
    »Zu wissen, wo ihr steckt, war noch nie das Problem!«, murmelte er in sich hinein und hörte über seinen Ohrhörer jemand anderen ebenfalls schnauben.
    »Wohl wahr!«, pflichtete ihm Cayleb Ahrmahk aus der Prinz-Tymahn-Suite im verschneiten Chisholm bei. Im Augenblick war er annähernd achttausend Meilen weit von Lock Islands Flaggschiff entfernt, und bei ihm war es noch zehn Stunden früher am Tag. »Ich wünschte nur, ich wäre wirklich da und würde sie finden dürfen. Oder sie erreichen«, setzte er hinzu.
    »Wie bitte?« Lock Island blickte auf die gleichen blauen Wellen hinaus, die auch Harpahr von seinem Flaggschiff aus betrachtete, und verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Wie soll ich das verstehen? Höre ich einen gewissen Mangel an Vertrauen in den Kommandeur der Einheiten, die Ihr vor Ort habt, Euer Majestät?«
    »Natürlich nicht!« Die gespielte Entrüstung seines High Admirals brachte Cayleb kurz zum Lächeln. »Wenn ich schon nicht persönlich vor Ort sein kann, wüsste ich wirklich nicht, wen ich lieber dort wüsste als Sie. Mir passt es einfach nur nicht, Ihnen und Ihren Männern das abzuverlangen, ohne es auch mir selbst abzuverlangen.«
    »Das verstehe ich«, gab Lock Island leise zurück, und das stimmte auch. Er verstand auch, dass es für den Kaiser und die Kaiserin fast unerträglich sein musste, all das, was sich ereignete, jederzeit in Echtzeit mitansehen zu können – und dabei tatenlos bleiben zu müssen.
    »Wir beten für Sie, Bryahn«, sagte Sharleyan mit sanfter Stimme, als hätte sie über all diese endlosen, sturmumtosten Seemeilen hinweg seine Gedanken gelesen.
    »Ich danke Euch.« Beinahe schon launig lächelte Lock Island. »Schaden kann es ja auf keinen Fall!«
    »Ich glaube, es könnte sogar sehr viel helfen«, meldete sich Maikel Staynair aus seinem Arbeitszimmer im Palast von Tellesberg zu Wort. »Nun, natürlich muss ich schon von Berufs wegen so denken.«
    Lock Island vermeinte, das Funkeln in den Augen des Erzbischofs zu sehen, und schüttelte den Kopf.
    Es erstaunte ihn, wie viele Parallelen es zwischen ihm und Harpahr gab! Sie beide standen auf der Heckgalerie ihres Flaggschiffs, blickten nach Osten und schmiedeten Pläne. Doch im Gegensatz zu Harpahr wusste Lock Island, dass die beiden Flaggschiffe keine fünfzig Meilen voneinander entfernt waren. Er wusste ganz genau, wie die Formation des Gegners aussah, und wie eine Fliege an der Wand belauschte er ungesehen jedes Gespräch zwischen Harpahr und Taibahld – selbst wenn sie darüber sprachen, welcher Kurs zweckmäßigerweise anzulegen sei. Wie der Admiral General selbst gesagt hatte: Lock Island wusste ganz genau, wo er seinen Gegner finden könnte. Und auch über das Kräfteverhältnis wusste Lock Island

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