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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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könnte das natürlich auch nach hinten losgehen. Dann würde alles nur noch schlimmer. Was heißt: Eigentlich bliebe es wie jetzt, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie es noch schlimmer werden sollte! Es sei denn, Aufgehende Sonne hätte eine Möglichkeit gefunden, die Mannschaften das Wenige, was sie bei ihren selten Übungen bislang gelernt haben, wieder vergessen zu lassen, natürlich!
    Seine Mundwinkel zuckten, aber sonderlich belustigt war der Bischof nicht. Es war durchaus möglich, dass Aufgehende Sonne tatsächlich eine Möglichkeit dafür fände. Falls es auf Safehold jemanden gäbe, der dieses Kunststück fertig brächte, dann der Herzog!
    Mit beiden Händen umschloss der Admiral General seine Tasse. Die Sonne stand hell am Himmel, und Harpahr war hocherfreut gewesen, die bittere Kälte hinter sich zu lassen. Die Eiswind-See war im Oktober schon schlimm genug. In mancherlei Hinsicht waren die Sturmpassage und die Markovianische See noch schlimmer, auch wenn es dort wenigstens (etwas) wärmer war. Vor allem die Sturmpassage hatte sich redlich bemüht, ihrem Namen alle Ehre zu machen. Harpahrs Miene verhärtete sich. Zwei Schiffe hatte er in einem der Stürme verloren, die über seine Flotte hereingebrochen waren. Seine Formation hatte der Sturm auch gehörig durcheinandergewirbelt. Hätten die Charisianer sie gleich darauf angegriffen, wo seine Schiffe noch kreuz und quer über den Ozean verstreut gewesen waren, hätten sie ihm weiß Langhorne was antun können!
    Doch jetzt näherte sich die Kirchenflotte allmählich dem Äquator. Der Golf von Tarot im November war deutlich angenehmer als die Markovianische See im Oktober. So früh am Morgen war es immer noch recht frisch; doch am späten Nachmittag würde sich der Admiral General gewiss wünschen, noch ein wenig von der morgendlichen Kühle spüren zu dürfen. Vor allem, wenn der Wind nicht auffrischte.
    Harpahr blickte nach Osten, die Augen ein wenig zusammengekniffen, um sie vor der immer noch tief stehenden Sonne zu schützen. Der Morgenhimmel war eindeutig gerötet, und eine Wolkenfront schien sich am Horizont zusammenzuballen.
    ›Morgenrot, schlecht Wetter droht‹ , schoss es ihm durch den Kopf. Die Heilige Schrift mahnt uns, nicht in unserer Vermessenheit eigene Prophezeiungen auszusprechen. Vielleicht habe ich mich zu früh darüber gefreut, das schlechte Wetter hinter uns zu haben!
    Er nippte an seiner Schokolade. Aber als Möwenschreie und schrille Wyvern-Pfiffe über ihm ertönten, blickte er auf. Die geflügelten Tiere kamen von der Küste der siddarmarkianischen Provinz Windmoor herbei. Während der Admiral General zu ihnen aufblickte, stürzte sich eine der Wyvern kopfüber in die Wellen, um dem Meer einen Leckerbissen zu entreißen. Harpahr wusste nicht, ob das Tier es auf einen Fisch oder doch ein Stück Abfall aus dem Kielwasser der Schwert Gottes abgesehen hatte. Er ertappte sich dabei, der Wyvern alles Gute zu wünschen, was immer sie auch erspäht haben mochte.
    »Wie ich sehe, ist der Admiral der Weiten Ozeane immer noch bei uns, Mein Lord«, sagte eine Stimme, und als Harpahr sich herumdrehte, stellte er fest, dass sich Taibahld zu ihm auf die Heckgalerie gesellt hatte. Nun lehnte er sich mit der Hüfte gegen die Reling der Galerie und nickte in die Richtung eines ganz besonders unordentlichen Haufens von Segeln, der sich mehr schlecht als recht Richtung Nordnordwest schleppte.
    »Mehr oder weniger«, meinte Harpahr. Doch zugleich bedachte er Taibahld mit einem leicht tadelnden Blick. Der Titel, mit dem der Oberpriester Herzog Aufgehende Sonne bedacht hatte, war völlig korrekt gewesen. Nur wusste der Admiral General, dass sein Flaggkommandant den geschwollenen Titel mitnichten aus Ehrerbietung in voller Länge ausgesprochen hatte. Harpahr teilte zwar Taibahlds Meinung über den Admiral, aber trotzdem galt es immer noch, den Schein zu wahren. Mit einem Nicken deutete der Flaggkommandant an, die unausgesprochene Rüge verstanden zu haben.
    »Eigentlich«, fuhr der Admiral General fort, »scheinen sie heute ein bisschen besser voranzukommen, meinen Sie nicht auch?«
    »Das könnte mit den Schonern gestern zu tun haben, Mein Lord«, gab Taibahld trocken zurück, und Harpahr stieß ein Schnauben aus. Es war kein Zeichen von Belustigung.
    Einmal mehr während dieser schrecklichen, schier endlosen Fahrt hatte Harpahr sich gewünscht, Captain General Maigwair hätte ihm nicht diese harchongesischen ›Verbündeten‹ aufgebürdet

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