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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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langsamen Aufkommens genommen hatte, besaß ihr Feuer eine geradezu gehässige Präzision. Ihre Kanonen bellten auf, immer zu zweit, die Karronaden auf dem Spardeck feuerten synchron mit den schwereren Geschützen auf dem darunter liegenden Batteriedeck. Die Treffsicherheit der Charisianer ging Harpahr durch Mark und Bein.
    HMS Ahrmahk hatte einen entsetzlichen Preis dafür zahlen müssen, die Kiellinie der Kirche zu durchbrechen. Sie hatte ein Viertel ihrer Besatzung und den Fockmast verloren. Sie war angeschlagen, verkrüppelt, hatte fünf Geschütze eingebüßt, bevor sie den Gegner auch nur erreicht hatte. Doch an Bord war das jedem klar gewesen, und jeder wusste auch, warum das notwendig war.
    Dieses Mal hatten sie ihre Geschütze doppelt beladen. Mit unbändiger Gewalt schleuderte die Ahrmahk der Heiliger Krieger und der Kreuzzug all ihren Hass entgegen und bestrich beide Schiffe gleichzeitig. An Bord der Kirchen-Galeonen brüllten Männer auf und starben. Die Heiliger Krieger geriet ins Schlingern; ganz offensichtlich gehorchte ihr Ruder nicht mehr. Schwankend kam sie in die Bahn eines ihrer Schwesterschiffe. Mit unvorstellbarer Wucht krachten die beiden Schiffsrümpfe ineinander. Rahnocks verkeilten sich, Masten barsten, und beide Schiffe brachen aus der Kiellinie.
    HMS Ahrmahk war in kaum besserem Zustand. Die Kreuzzug schwenkte nach backbord herum, versuchte vor den Wind zu gelangen und so ihre eigene Backbord-Breitseite auf den Gegner zu richten. Ein Drittel der Geschütze war zerstört oder zumindest ausgefallen. Entschlossenheit ersetzte mangelnde Erfahrung. Aus allen Rohren feuerten die verbliebenen Geschütze auf das charisianische Flaggschiff. Dieses Mal trafen fast alle ihr Ziel. Der Rest des Großmastes brach, und Bryahn Lock Island ging in die Knie, als ein schwerer Holzblock wie ein tödliches Pendel von der Besansaling herabschwang, einen Marine von den Beinen riss und ihn geradewegs gegen den High Admiral schleuderte.
    »Ruder hart backbord!« Klar und deutlich durchdrang Baikyrs Stimme den Höllenlärm an Bord. Die Ahrmahk schwenkte nach Steuerbord, während sie immer weiter an Geschwindigkeit verlor. Sie krachte geradewegs in die Kreuzzug hinein; die Wucht des Aufpralls riss weitere Männer von den Beinen und kostete die Kreuzzug den Besan. Enterhaken wurden ausgeworfen; Bryahn Lock Island wuchtete sich hoch, tastete kurz nach dem Schwert und zog dann beide Pistolen.
    »Klar zum Entern, Master Vykain!«, bellte Baikyr, und die Marines und Matrosen von HMS Ahrmahk stießen den schrillen, markerschütternden charisianischen Kriegsschrei aus, während sie auf das Deck des gegnerischen Schiffes stürmten. Ihr High Admiral persönlich führte sie an.
    Hinter der Ahrmahk schlüpfte die Darcos-Sund durch die Lücke, die das Flaggschiff in die gegnerische Schlachtreihe gerissen hatte. Sie kam zur Heiliger Krieger und ihrem angeschlagenen Schwesterschiff auf und ließ die Steuerbord-Breitseite aufbellen. Sie glitt vorbei, tiefer hinein in die Verwirrung, den Rauch und den unbeschreiblichen Kampflärm. Hinter ihr kämpfte sich die Daffodil , eine der Galeonen Rock Points, den Weg frei. Kanonenkugel um Kanonenkugel feuerte sie ab und steuerte dabei das Herz der gegnerischen Formation an. Ihr folgten die Klippenstraße und die Margaret’s Land , die Greentree und die Foam .
    Solange die Charisianer die äußerste Kiellinie der Kirche durchstießen, hielten sie eisern die Formation. Doch gleich dahinter umfing sie Chaos, unberechenbar, nicht zu durchschauen – ganz, wie Lock Island es vorausgesehen hatte. Es waren einfach zu viele Kirchen-Galeonen. Ihnen allen auszuweichen, war völlig unmöglich.
    Niemand brach den Kampf ab. Niemand flüchtete. Vielleicht war das bei einer so traditionsbewussten Navy wie der ICN nicht anders zu erwarten. Doch der Gegner war ebenso stur, ebenso entschlossen. Unbeleckt vom Machthunger eines Zhaspahr Clyntahn und der Korruptheit der ›Vierer-Gruppe‹, von der Selbstsucht und Habgier der Kirchenhierarchie, standen die Krieger der Kirche ihren Mann.
    Lock Island, seine Offiziere und seine Männer hatten ganz genau gewusst, was für eine Art Schlacht sie zu führen im Sinn hatten. Sie nahmen die Gegebenheiten mit dem kalten, berechnenden Mut einer bisher immer siegreichen Navy hin. Bewusst waren sie geradewegs in diese Hölle hineingefahren.
    Die Besatzungen der Flotte Gottes hatten gedacht , sie wüssten, was auf sie zukäme. Sie hatten sich getäuscht. Man hatte sie

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