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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ausgebildet, sie hatten geübt, sie hatten exerziert. Nie aber hatten sie Erfahrung sammeln können. Doch nichts außer echter Erfahrung hätte sie auf dieses Gefecht vorbereiten können. Ob Mann gegen Mann, ob Schiff gegen Schiff, überall wurden sie vom Gegner deklassiert. Außer in einem: Mut. Sie waren verängstigt, verwirrt, sie hatten keine Ahnung, was gerade geschah, und doch blieben sie bei ihren Geschützen. Sie arbeiteten nicht so präzise wie die Charisianer; sie waren nicht so treffsicher, ihre Kanonenkugeln waren leichter. Nichtsdestotrotz feuerten sie auf ihre Gegner. Wann immer Imperial Charisian Marines ihre Schiffe enterten, stellten sie sich ihnen entgegen: am Schanzkleid und auf der Stelling, die Waffen in der Hand – ohne zu zögern.
    Der letzte, verzweifelte Kampf von HMS Royal Charis während der Schlacht im Darcos-Sund war das schonungsloseste, brutalste, wildeste Gefecht in der Geschichte der Royal Charisian Navy gewesen.
    In dieser Nacht, an diesem Ort, traf die Imperial Charisian Navy auf blutüberströmten Decks auf Gegner, die mit der gleichen Verzweiflung kämpften.
    »Gott will es!«
    Flammen schlugen aus der Pfanne von Lock Islands Pistole, als er den Abzug durchdrückte. Die Kugel traf den Tempelgardisten mitten ins Gesicht. Schwarz zeichnete sich die Blutfontäne im Mondlicht ab. Es war die zweite Kugel aus dieser Pistole. Lock Island blieb keine Zeit, sie im Holster zu verstauen, als der Kamerad des Gardisten auf ihn zustürmte. Der High Admiral ließ die rauchende Waffe fallen und riss das Schwert heraus.
    »Für Langhorne, und keine Gnade!«, schrie jemand anderes, während der High Admiral das Enterbeil des Gardisten abwehrte. Einer seiner eigenen Marines stieß mit der Muskete zu, bohrte dem Gardisten das Bajonett in die Seite, und der Tempelgetreue stürzte schreiend zu Boden.
    Lock Island taumelte, als eine weitere Galeone der Kirche auf der anderen Seite am Rumpf der Kreuzzug entlangschrammte. Dieses Schiff war schwer angeschlagen – es hatte den Besan verloren; auf der Backbordseite sah das Schanzkleid aus, als hätte ein Wahnsinniger es mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Doch über die Stelling strömten Matrosen und Gardisten. Matt schimmerte der Stahl ihrer Waffen im rauchverhangenen Mondlicht.
    »Charis! Charis! «, erschallten die Rufe.
    »Tod der Inquisition!«, bellte jemand anderes, und Lock Island fühlte den wilden, fast irrsinnigen Zorn seiner eigenen Marines und Matrosen.
    Dann schwappte die neue Welle Enterer über das Deck der Kreuzzug : Hass und scharfkantiger Stahl brandete ihnen entgegen.
    »Mir nach, Jungs!«, brüllte Lock Island und stürmte den Angreifern entgegen.
    Jetzt , dachte Domynyk Staynair, jetzt!
    Endlich hatte die Destroyer die allmählich zerfasernde Kiellinie der Kirche durchstoßen. Mindestens zehn der charisianischen Galeonen standen Rahnock an Rahnock zu den Schiffen der Kirche. Kanonen feuerten aus einer Entfernung von weniger als zehn Schritt aufeinander; hin und wieder kollidierten die Geschütze sogar, und Enterer von beiden Seiten stürmten auf das jeweilige Feindschiff.
    Doch zu dieser Insel des Wahnsinns gehörten immer noch mehr Schiffe Harpahrs. Sie näherten sich den charisianischen Angreifern, machten sich bereit, sie einfach zu überrollen, bevor jemand ihnen zu Hilfe kommen könnte. Dabei ließen sie plötzlich Raum – Raum für die Destroyer und ihre verkürzte Schlachtreihe.
    »Jetzt, Styvyn!«, bellte Staynair.
    »Aye, aye, Mein Lord!«, übertönte die Stimme Styvyn Erayksyns, seines Flaggleutnants, den Schlachtlärm. Erayksyn trat an die Backbordreling des Achterdecks.
    Er hatte das Ölzeug abgestreift, kaum dass der Regen nachgelassen hatte. Nun griff er in die Tasche seines zerrissenen, rauchgeschwärzten Uniform-Kasacks, zog eine von Commodore Seamounts Shan-wei-Kerzen hervor und entzündete sie am Rohr einer Karronade. Flackernd und zischend erwachte sie zum Leben. Diese Flamme hielt er an die Zündschnur eines sonderbaren Apparates, der an der Heckreling der Destroyer befestigt war.
    Einen Moment lang passierte überhaupt nichts. Dann gab es erneut ein Flackern und Zischen, dieses Mal jedoch deutlich heftiger. Rasch trat Erayksyn einen Schritt zurück ... da jagte die erste Signalrakete, die je während eines Gefechts auf Safehold gezündet wurde, zum Nachthimmel empor. Sie stieg höher und höher, und ihr lodernder Schweif löste eine unfassbare Urangst in all jenen aus, die von den Ächtungen der Jwo-jeng

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