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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bereitwillig riskiert haben!«
    Erstaunt wölbte Thirsk die Augenbrauen. Maik und er arbeiteten immer enger zusammen. Seitdem war sein Respekt vor diesem Schueleriten stetig gewachsen. Thirsk musste allerdings zugeben, dass seine Bereitschaft, Maik auch zu vertrauen , deutlich gelitten hatte, nachdem sich die Berichte über die entsetzlichen Geschehnisse im Tempel immer weiter häuften. Natürlich wusste der Graf ganz genau, dass Maik nicht das Geringste zu tun hatte mit diesem ... diesem ... Wahnsinn . Aber der Bischof war nun einmal ein Schuelerit, und das konnte Thirsk ihm nur schwer vergeben.
    Wahrscheinlich, weil ich nach der Schlacht in der Klippenstraße so lange den ›Unmut der Obrigkeit‹ genießen durfte , dachte er. Eine Zeit lang war ich mir sogar sicher, Fern werde mich entweder an Thorast oder an die Inquisition ausliefern, damit das Königreich wenigstens den Sündenbock hat, den es brauchte. Wahrscheinlich habe ich deshalb ein gewisses Gespür für diesen puren, unverfälschten Zynismus entwickelt, der hier wütet. Aber dass selbst Clyntahn so weit gehen würde ... Dass er so viele seiner Kollegen aus dem Vikariat einfach abschlachten lassen würde, so viele Bischöfe und Erzbischöfe, das ist ja schon schlimm genug, vor allem in dieser Art und Weise! Aber auch noch deren Familien? Das ist doch der reine Irrsinn!
    Thirsk wusste, dass er nicht der einzige Dohlaraner war, der so dachte – auch wenn nur sehr wenige mit dieser Meinung hausieren gingen. Thirsk vermutete, dass auch Bischof Staiphan zumindest sehr ähnliche Gedanken hegte. Andererseits hatte Clyntahn sich ja nun wirklich unmissverständlich ausgedrückt: Verrat würde ebenso hart bestraft wie Ketzerei ... und alles, was nicht völlige, absolute Treue darstellte, war definitionsgemäß sofort Verrat.
    Und eine militärische Niederlage wird dann wohl auch Verrat sein , dachte Thirsk grimmig. Vor allem, wenn jemand das Pech haben sollte, vorher schon einmal eine Niederlage erlitten zu haben. Was für ein Anreiz, richtig gute Arbeit abzuliefern!
    Dieser letzte Gedanke weckte in Thirsk tatsächlich eine gewisse Belustigung, und dafür war er sehr dankbar. In letzter Zeit fiel es ihm recht schwer, etwas zu finden, das ihn amüsierte.
    »Von dieser Warte aus hatte ich es tatsächlich noch gar nicht betrachtet, Mein Lord«, erwiderte er schließlich und gestattete sich ein frostiges Lächeln. »Meine bisherigen Erfahrungen darin, allen anderen gegenüber Recht zu behalten, hat mich, was deren Reaktion darauf angeht, für den Wiederholungsfall nicht gerade mit Zuversicht erfüllt. Im Gegenteil: meiner Erfahrung nach werden die Einflussreichen nur um so rachsüchtiger, je mehr sie glauben, man wolle ihnen vor Augen führen, wie Unrecht sie haben.«
    »Ach, aber dieses Mal werden Sie ja gar nichts sagen! Sie werden kein Wort über die Klaueninsel oder die Fundinsel verlieren. Sie werden einfach nur Ihre ehrliche, wohl durchdachte und schlüssige Meinung dazu darlegen, wie wir reagieren sollten. Ich werde derjenige sein, der das Salz in die Wunden reibt. Dann sollte wenigstens etwas Vernünftiges dabei herauskommen, wenn ...«
    Mitten im Satz unterbrach sich der Bischof. Einen Moment lang kniff er die Lippen zusammen. Dann zuckte er mit den Schultern.
    »Dann sollte wenigstens etwas Vernünftiges dabei herauskommen, wenn Sie wieder einmal Recht haben«, beendete er den Satz.
    Schweigend nickte Thirsk. Doch sein Blick verriet innere Anspannung. Er wusste genau, was Maik eigentlich hatte sagen wollen. Bislang war der Bischof noch nie so weit gegangen, den Obersten seines eigenen Ordens offen zu kritisieren. Doch Thirsk entging nicht, dass in dem Gedanken, den der Bischof unausgesprochen gelassen hatte, durchaus eine gewisse, grimmige Wahrheit lag. Nachdem Clyntahn derart grausam Exempel statuiert hatte, würde kein Laie und nur eine verschwindend kleine Menge von Bischöfen oder Erzbischöfen es wagen, auch nur so auszusehen , als würden sie einem Bischof widersprechen wollen, der dem Orden Schuelers angehörte.
    »Ich hoffe, dass Sie damit Recht haben, Mein Lord«, erwiderte Thirsk und bezog sich dabei auf das, was der Bischof gesagt hatte, nicht auf das, was unausgesprochen geblieben war. Ihre Blicke trafen sich, und der Graf sah das Verständnis in Maiks Augen. Dann verriet die Körpersprache des Bischofs deutlich, dass er bewusst das Thema wechseln wollte.
    »Also! Was empfehlen Sie denn nun?«, fragte er.
    »Nun, Mein Lord, wenn Sie wirklich der

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