Haus der Lügen - 8
trocken, und Grahzaial lachte.
»Ich glaube, ganz genau das hätte er sehr gern, Sir. Bedauerlicherweise hat eines seiner Fischerboote ziemlich genau sehen können, aus wie vielen Schiffen das Geschwader besteht, bevor es eilig in den Hafen zurückgekehrt ist. Und ich glaube nicht, dass er meint, die ganzen Transporter seien leer.«
Dieses Mal lachten alle am Tisch Versammelten laut auf.
»Lahfat – wenn der Bursche überhaupt wirklich so heißt – hat sich ganz offenkundig dafür entschieden, sich nicht mit Ihnen anzulegen, Sir Gwylym«, fuhr Grahzaial fort. »Er hat ins Feld geführt, die Brunnen auf der Insel würden nicht genug Wasser für so viele Besucher liefern. Ich glaube, damit übertreibt er ein wenig. Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist der Einwand wahrscheinlich auch nicht. Letztendlich hat er sich jedoch bereit erklärt, uns aufzunehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass im Augenblick jeder in der Klauenfeste eifrig damit beschäftigt ist, etwaige Beweismittel verschwinden zu lassen, bevor die Marines an Land gehen.«
»Ganz genauso wird es sein«, stimmte Manthyr zu. »Na ja, und wahrscheinlich werden sie auch noch versuchen, einen Boten auszuschicken, der uns dem Gouverneur von Queiroz meldet – oder vielleicht dem von Tiegelkamp, je nachdem, wie der Wind steht. Ich nehme an, Lahfat hat Ihnen hoch und heilig versprochen, dass er dergleichen selbstredend nicht in Erwägung ziehe, Commander, richtig?«
»So etwas in der Art, Sir, ja.«
»Gut.« Manthyrs Lächeln war alles andere als freundlich. »Ist ja nicht so, als würden die Harchongesen nicht ohnehin verdammt rasch herausfinden, dass wir hier sind. Vielleicht sind sie ja auch schon längst draufgekommen und haben unser Ziel erraten. Aber wenn der Bote dieses freundlichen ›Captains‹ mitten auf dem Nordkanal auf die Lance trifft, dann kann man ja ein bisschen mehr Druck auf ihn ausüben.«
Einige Sekunden dachte der Admiral angestrengt nach, dann nickte er, wenn auch nur für sich selbst.
»Gute Arbeit, Master Grahzaial«, sagte er. »Ich werde dafür sorgen, dass das auch entsprechend in meinem Bericht erwähnt wird.«
Vor Freude hellte sich das Gesicht des junge Chisholmianers auf. Doch er erwiderte nichts. Manthyr wandte sich an seinen Flaggkommandanten.
»Mit ein bisschen Glück bekommen wir morgen früh Wind aus Süd oder Südost, Raif. Angenommen, das Wetter ist uns so weit hold, dass wir damit arbeiten können, dann möchte ich, dass am Abend die gesamte Flotte in der Bucht des Elends vor Anker liegt. Ich bezweifle, dass dieser Captain Lahfat töricht genug ist, Dummheiten anzustellen. Aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen. Wir werden das Geschwader von ein paar Schonern anführen lassen. Und richten Sie Brigadier Tyotayn aus, ich wünsche, dass zwei oder drei Kompanien seiner Marines an Land gehen und diese so genannte Feste sichern, bevor wir vor Anker gehen.«
»Jawohl, Sir.«
»Dann, meine Herren«, sagte der Admiral und griff nach der Whisky-Karaffe, »können wir wohl in aller Ruhe das Glas erheben: Auf Commander Grahzaial, der ausgezeichnete Arbeit geleistet hat!«
.III.
HMS Dancer , vor der Fundinsel, Golf von Dohlar
Grün , dachte Sir Gwylym Manthyr, ist wirklich eine schöne Farbe. Besonders schön war sie, nachdem man zwei ganze Fünftage auf der felsigen, kahlen, sonnenverbrannten und öden Klaueninsel verbracht hatte.
Das Grün, das Manthyr auf diesen Gedanken gebracht hatte, war das Grün des Teppichs aus Bäumen und Gräsern, die die Fundinsel vor der Dohlar-Bank bedeckte. Die Bewohner der Insel – von denen es dankenswerterweise nicht allzu viele gab – waren Untertanen König Rahnylds von Dohlar. Allerdings war die Fundinsel nicht das Eigentum besagten Königs. Die Minister von Kaiser Waisu VII. hatten das unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Eigentlich war es der Vater des derzeitigen Kaisers, ebenfalls namens Waisu, der dies König Rahnyld erklärt hatte (dem gleichnamigen Vater des jetzigen Königs). Der derzeitige Waisu hatte lediglich noch einmal betont, dass ihm daran gelegen sei, wenn alles so bliebe wie gehabt.
Dem derzeitigen Rahnyld gefiel das nicht sonderlich. Er nämlich hatte die Absicht dafür zu sorgen, dass sich Dohlars Einfluss über den gesamten Golf erstreckte. Er hatte daher viel Geld in die Flotte investiert – und damit alles verloren, als diese in der Klippenstraße aufgerieben worden war. Schon davor hatte Rahnylds Militär nie genügend Schlagkraft
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