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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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sich aus seiner Verbeugung wieder erhob, blickte er in drei Gesichter, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Messer Mont hatte in einem stummen Schrei den Mund aufgerissen und war so blass, als hätte man ihn mit Puder bestäubt. Der Kopf des Obersthofmeisters glühte vor Zorn und im Gesicht des Kaisers spiegelten sich Erregung und Erwartung gleichermaßen wie bei einem neugierigen Kind.
    »Lasst das Spektakel beginnen! Los jetzt, Messer Arcimboldo!«, befahl Rudolf II. ungeduldig und schmetterte damit sowohl den Protest seines Hofvorstandes ab als auch die Einwände, die Messer Mont hatte vorbringen wollen.
    »Euer Wunsch ist mir Befehl!«, dankte Arcimboldo und gab Jan einen Wink mit der Hand.
    Dieser schoss hinüber zum Treppenhaus und öffnete die Tür. Dort wartete bereits Heinrich von Stackelberg in einer leichten Rüstung, die im Licht silbern glänzte. Statt Eisenschuhen trug er allerdings lederne Stiefel mit rauer Sohle, um auf dem Parkett nicht auszugleiten. Ansonsten war der gesamte Körper von Metallplatten bedeckt, und auf seinem Kopf saß ein Helm, dessen Visier jetzt offen stand. An der Seite baumelte ein Beidhänder und er hielt eine kurze Lanze in der Hand.
    Jan wartete nur ab, bis der Ritter den Saal betreten hatte, dann schloss er den Zugang und rannte die gut hundertachtzig Fuß den Saal entlang und öffnete die gegenüberliegenden Türflügel. Auf dem gesamten Weg dorthin überlegte er, was ihn wohl erwarten würde, und hoffte gleichzeitig darauf, dem Mädchen wieder zu begegnen.
    Er hörte noch das missbilligende Krächzen des Falken hinter sich, dann war er aus dem Saal.
    Er hatte vermutet, Contrario zu begegnen, doch der Adlatus seines Meisters war nirgends zu entdecken. Wo mochte
der Kerl sein? Hatte er doch eben noch dessen schiefes Gesicht in der offenen Tür gesehen. Wie dem auch sei, er hatte seine Aufgabe erfüllt. Schwer atmend lehnte sich Jan gegen die Wand und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

5
    Der ungleiche Kampf
    B leib stehen und rühr dich nicht. Wage nicht einmal zu blinzeln!«, hatte ihm Messer Arcimboldo aufgetragen. Und jetzt lief das dunkelhaarige Mädchen mit einem Summen auf den Lippen den Gang herunter und brachte im Krug frisches Bier für den Saal. Jan rief ihr zu, sie solle stehen bleiben. Sie war aus der Nähe noch schöner, als Jan es von der Begegnung beim Hühnerstall in Erinnerung hatte. Nur ihren Namen kannte er nicht. Den hätte er jetzt gerne gerufen, weil sie nicht reagierte. Wieder zischte er zu ihr hin, um das Mädchen zu warnen. Ungehalten warf sie die schwarzen Locken nach hinten, als sie ihn bemerkte, und schaute böse.
    »Hierher!«, drängte Jan. »Bleib stehen!«
    Das Mädchen blieb tatsächlich stehen und musterte ihn spöttisch. »Was jetzt? Soll ich herkommen oder stehen bleiben?«
    »Keine Zeit zu streiten. Hierher!«, blaffte Jan kurz angebunden und winkte nur mit den Fingern.
    »Ich streite nicht. Ich komme aber auch nicht auf Zuruf!«, gab das Mädchen zurück. Es kippte den Kopf leicht und verzog spöttisch die Mundwinkel. Wenn Jan nicht Angst um sie gehabt hätte, hätte er es weitergeschickt.
    Ein dunkles Grollen erfüllte urplötzlich den Gang, ohne
dass zu erkennen war, woher es kam. Es war so tief und eindrücklich, dass Jan die Hand auf den Bauch legte, wo der Ton Schmerzen verursachte.
    Jan legte einen Finger auf die Lippen. »Leise!«, flüsterte er. Er sah, wie sich die Augen des Mädchens weiteten. Beide waren sie entsetzt. Wie der Blitz schoss das Mädchen auf ihn zu. Dabei verschüttete sie etwas vom Bier vor Jans Füßen. Sie stellte sich hinter ihn und drückte sich zwischen ihn und die Wand.
    »Was ist das?«, flüsterte sie.
    »Keinen Mucks mehr!«, murmelte Jan.
    Ein hartes Tappen näherte sich, ein schnaubendes Atmen. Luft wurde lautstark eingesaugt und wieder ausgestoßen. Jan stand starr wie eine Salzsäule und atmete nicht mehr. Das Mädchen hinter ihm versteifte sich ebenfalls. Dabei umklammerte sie Jans Unterarm. Sie drückte zu, als wollte sie ihn brechen. Das würde auch keine Rolle mehr spielen, dachte Jan, als er das Wesen sah, das an ihnen dunkel grollend vorüberstrich. So dicht tappte es an ihnen vorbei, dass sie es hätten berühren können. Doch sie beide wagten es nicht einmal, dem Wesen nachzublicken, aus Furcht, es könnte ihr Blinzeln bemerken.
    In Jans Kopf rumorte es. Solch ein Tier konnte es unmöglich geben. Der Kopf glich dem einer übergroßen Katze, aus deren Maul riesige, weiß

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