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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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noch Messer Arcimboldos Ideen für den Festumzug kennenlernen. Ihr habt Eure Entwürfe dabei, Messers?«
    Der Obersthofmeister war eine imposante Erscheinung. Seine dunkle Kleidung bauschte auf und machte ihn stärker, als er von Natur aus war. Ein schwarzes Cape endete in einem weißen Spitzenkragen. Die bereits mit weißen Strähnen durchsetzten Haare fielen in Locken auf seine Schulter herab und ein kurzer Bart umspielte kaum sichtbar die Oberlippe.
    »Wie Ihr befohlen habt«, antwortete sein Meister, packte Jan und zog ihn sanft, aber bestimmt hinter sich.
    Der Dicke zeigte mit den Fingern auf Messer Arcimboldo. »Der … der soll auch …« Dabei wurde seine Stimme immer schriller und überschlug sich an manchen Stellen, ohne dabei verständlicher zu werden. Er verschluckte ganze Wörter und Satzteile und stotterte dabei ein unverständliches Kauderwelsch. »… seit Wochen sitze ich an den … viele Papiere … meine Aufgabe … hat doch gefallen …«
    Der Obersthofmeister räusperte sich in die Faust und brachte den Wüterich damit zum Verstummen. Belustigt und zugleich gereizt versuchte er zu mäßigen.
    »Jetzt beruhigt Euch doch, Messer Mont. Ihr werdet
ja nicht arbeitslos.« Mit einer ausholenden Geste bat der Obersthofmeister die Männer an einen Tisch an der Längsseite des Saals.
    Jan wunderte sich, wohin Contrario verschwunden sein konnte, immerhin hatte er mit ihnen zusammen den Saal betreten.
    Doch vor lauter Umhersehen und Staunen hatte er ihn aus den Augen verloren und jetzt war er nicht mehr da. Sie durchquerten den gewaltigen Raum, der von einem Netzgewölbe überspannt wurde, und sein Meister sowie Messer Mont und der Hofmeister ließen sich an einem Tisch nieder. Jan stellte sich hinter den Stuhl seines Herrn.
    Messer Mont legte seine Mappe auf das dunkle Holz. Sein eigener Meister, bemerkte Jan, hatte nichts mitgebracht. Kein Dokument, kein Bild, keine Mappe. Er setzte sich nur seitlich an den Tisch und schlug die Beine übereinander.
    »Wo habt Ihr Eure Vorschläge … vergleichen … vorzeigen … meine sind die besseren Entwürfe …«, zischte Messer Mont und wedelte wieder mit der linken Hand, den Kopf seitlich geneigt, sodass seine entstellte Gesichtshälfte aus dem Blick geriet. Jan hatte das Gefühl, als wäre der Mann immer nur halb bei der Sache.
    Auch der Obersthofmeister hob eine Augenbraue und verlangte so eine Erklärung von Arcimboldo.
    »Beizeiten werde ich Euch eine Probe meiner Kunst geben, Exzellenz. Mein Adlatus Contrario hat etwas vorbereitet.« Dabei lächelte er verbindlich.
    Der Blick des mächtigen Adligen schweifte über die Männer hinweg und blieb auf Jan haften. Trotz seiner neuen Kleidung und seiner Wäsche, die ihm Contrario gestern verpasst hatte, waren die Haare struppig geblieben und die Ränder unter den Fingernägeln noch lange nicht verschwunden.

    »Und der hier …?« Das Kinn des Obersthofmeisters ruckte gegen Jan vor.
    »Ich brauche einen Boten zwischen Contrario und mir. Er ist flink.« Arcimboldo sah Jan nicht einmal an, als würde er sofort wieder aus seinem Gedächtnis verschwinden, sobald er sich anderen Dingen zuwandte. »Er hat bei mir … als Lehrling angefangen. In meiner Werkstatt«, setzte er leiser hinzu, als müsse er sich rechtfertigen.
    »Oh, äh … Ihr bildet also … äh … aus …«, zischte Messer Mont. »… in hokus … äh … pokus …?« Er lachte gehässig.
    »Man kann es so nennen«, entgegnete Arcimboldo und sofort verstummte sein Gegenüber.
    Was weiter zwischen den beiden Männern an Kleingefecht mit Worten und Anspielungen hin und her lief, entging Jan, denn durch eine Tür auf der rechten Seite war eine Person eingetreten, die seine ganze Aufmerksamkeit forderte. Sie trug ein rotes Kleid, das ihr etwas zu groß war, vor allem vorne herum. Ihr Haar fiel ihr in einem lockeren Zopf über die rechte Schulter auf die Brust. Es war mit einem ebenso roten Band zusammengebunden. Die Augen blickten auf ein Tablett, auf dem drei Krüge mit Bier standen sowie fein geschnittene getrocknete Fleischstücke und Brot. Sofort lief Jan das Wasser im Mund zusammen, doch er durfte nichts anrühren. Messer Arcimboldo hatte es ihm strikt verboten, als sie zur Burg gegangen waren. Jan verbarg sich hinter dem hohen Lehnstuhl seines Meisters, doch das Mädchen beachtete ihn nicht. Stumm trug sie auf, stumm ging sie wieder ab. Wenn er Zweifel gehabt hätte – die Art, wie sie davonging, hätten sie ausgeräumt. So ging nur das Mädchen aus der

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