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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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wie ihm die stahlharte Haut das Fleisch von den Knochen schabte, doch nichts dergleichen geschah. Kurz bevor die blaue Zunge seine Finger berührte, blitzte es in den Farben des Regenbogens und sowohl Jan als auch die Chimäre wurden nach
hinten geschleudert. Hätte das Mädchen ihn nicht gehalten, er wäre in die Wendel der Treppe hinabgestürzt und hätte sich bestimmt das Genick gebrochen.
    Das Mädchen schrie und er selbst war halb blind vor Angst, auch wegen dieses Regenbogenblitzes. Die Chimäre ließ von ihnen ab.
    »Was war das?«, fragte das Mädchen.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls danke … ich wäre beinahe …«, stotterte Jan.
    »Schon gut. Wir sollten verschwinden, bevor das Vieh wieder auftaucht.« Sie untersuchte seine Finger und konnte offenbar nicht glauben, dass sie keinerlei Verletzungen aufwiesen.
    Doch jetzt hielt es Jan nicht mehr aus. »Wie … heißt du eigentlich?«, fragte er beiläufig, während er ihr seine Hand entzog und sich wieder an das Gitter heranschob.
    »Warum willst du das wissen?«, konterte das Mädchen sofort.
    Jan tat so, als wäre die Antwort für ihn nicht wirklich von Bedeutung. Er suchte den Saal ab, den er von hier aus in seiner gesamten Länge überblicken konnte, und entdeckte mitten im Raum den Ritter und die Chimäre. In diesem Augenblick war der Name des Mädchens tatsächlich nicht mehr wichtig, denn Jan sah den Baron wanken. Seine Rüstung war an einigen Stellen regelrecht aufgeschlitzt, als hätte jemand mit der Schere Stoff zerschnitten. Stackelberg blutete aus mehren Wunden. Sein Helm war zerbeult, eine seiner Beinschienen hing ihm vom Fuß. Der Lederriemen, der sie gehalten hatte, war durchtrennt worden und sie klapperte über den Boden.
    »He, du ungehobelter Kerl, ich habe dich etwas gefragt!« Das Mädchen stieß ihn in den Rücken. Jan schlug mit dem Kopf gegen das Gitter und es machte ein dumpfes Geräusch.
»Das war ein Fehler«, sagte er nur. »Weg hier!« Er hatte noch gesehen, wie die Chimäre zum Gitterfenster blickte und dann mit einem leichten Schwung die Flügel ausbreitete und abhob.
    Jan packte das Mädchen, das sich zuerst gegen die unsanfte Behandlung wehrte, dann sprangen sie beide vom Sims herab und stiegen ein paar Stufen die Wendel hinunter.
    »Spinnst du?«, schimpfte sie, verstummte jedoch sofort, als mit einem Krachen die Bestie am Gitter landete, daran rüttelte und mit einem Kreischen die Stäbe verbog. »Ich heiße Julia«, sagte das Mädchen und drückte sich an Jan.
    Über ihnen schabte die Zunge der Kreatur über den Sims und war, als sie nach oben blickten, auch über den Rand hinaus zu sehen. Am liebsten hätte Jan diese Zungenspitze mit einem Schwert abgeschlagen. Weil er jedoch keines hatte, blieb er lieber still und unauffällig hocken, wo er war. Mut war auch eine Sache des rechten Zeitpunkts.
    »Es hat … es hat den Baron beinahe zerfetzt«, sagte Jan. Er wollte eigentlich nicht mehr nach oben, doch eine unwiderstehliche Neugier trieb ihn auf den Sims zurück, nachdem das Ungeheuer wieder verschwunden war.
    »Nimm mich mit«, flüsterte Julia und hielt ihm die Hand hin. Er zog sie zu sich hoch.
    »Aber sei leise«, beschwor er sie, »noch einmal hält das Gitter so einen Ansturm nicht mehr aus.« Er berührte die schmiedeeisernen Stäbe, die gänzlich verbogen und nach innen gedrückt waren. An schwächeren Stellen war das Metall bereits angebrochen.
    Wieder spähte Jan hinaus, und diesmal nahm er neben dem Ritter, der sich nur noch mühsam auf den Beinen halten konnte, und der Chimäre, die nervös den Saal von vorne nach hinten durchpflügte, auch Contrario wahr. Er drückte
sich in die Ecke zwischen der Wand und einer der Halbsäulen und hielt eines der Gemälde seines Meisters in der Hand.
    »Der da!« Julia deutete auf den Adlatus. »Der Quacksalber. Ich hätte es mir denken können, dass du mit dem krummen Quacksalber hier bist. Du falsche Münze, du!« Julia stieß Jan in die Seite. Ihr Blick wurde eisig. Doch Jan nahm das alles kaum wahr. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Geschehen im Saal.
    Da trat sein Meister in den Blick. Er hob die Hand und gebot dem Wesen lautstark, innezuhalten und sich seinem Befehl unterzuordnen. Eine ganze Zeit geschah gar nichts, und Jan hatte das Gefühl, als wolle das Wesen zu einem Angriff auf Messer Arcimboldo ansetzen, denn es brüllte wie ein Löwe, sodass der Saal erzitterte, und hielt mit einem eleganten Schwenk auf ihn zu. Da torkelte Baron von Stackelberg in den Weg des

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