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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Chimäre, eine Mischung verschiedenster Wesen.« Seine Antwort enthielt nur einen Teil der Wahrheit. Er wusste jetzt, dass er auch diese Bestie schon einmal gesehen hatte: auf einem Gemälde im Haus Messer Arcimboldos, wo er auch der Goldstaubhummel schon begegnet war.
    Mit Gewissheit konnte Jan sagen, dass Messer Arcimboldo, sein schief gewachsener Adlatus Contrario und er die Chimäre nicht mitgebracht hatten, als sie ins Schloss gekommen waren – und doch musste sein Meister von ihrer Existenz gewusst haben. Schließlich hatte er sie gemalt. Irgendwie musste sie in den Hradschin gekommen sein, denn Messer Arcimboldo hatte Kaiser Rudolf einen Kampf zwischen einem Ungeheuer und einem ausgewählten Ritter vorgeschlagen. Als Vorführung seiner Kunst, als Empfehlung seiner Arbeit sozusagen. Er hatte gewusst, dass die Bestie kommen würde, denn schon vorab hatte er von Stackelberg gebeten, gegen das Tier anzutreten. Und dann hatte er ihn, Jan, hinausgeschickt, damit er die Türen zum Vladislav-Saal schloss, sobald das Wesen angekommen sei. Messer Arcimboldo hatte um die Gefährlichkeit der Kreatur gewusst.
    »Das war knapp«, durchbrach das Mädchen schließlich das Schweigen. »Danke für die Warnung.« Sie berührte sanft seinen Arm.

    Jan stand weiter mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Er spürte, dass er noch immer ungewöhnlich schnell atmete. Die Erinnerung an das Wesen hielt ihn im Griff. Aus dem Saal waren die begeisterten Rufe des Kaisers zu hören und das Klirren des Stahls, wenn das Schwert Stackelbergs gegen die steinernen Pfeiler schlug. Zudem vernahm Jan das Fauchen und Brüllen der Chimäre und das schwere Atmen des Ritters in seiner Rüstung.
    »Kämpft da drinnen jemand gegen das Vieh?« Das Mädchen löste sich von der Tür und trat vor Jan hin. »He, wach auf, mein Held! Ich habe dich etwas gefragt.« Jetzt lag wieder diese spöttische Miene auf ihrem Gesicht, als würde sie ihn nicht für voll nehmen. Doch es wirkte, als müsse sie sich mühsam gegen die Furcht stemmen, die sie immer noch gepackt hielt.
    »Was?« Jans Beine zitterten bei dem Gedanken an die Chimäre. Er wagte es nicht, sich von der Tür abzustoßen. Das Brüllen dahinter ließ die Füllung vibrieren.
    »Wird er es schaffen?«, fragte das Mädchen.
    Jan öffnete die Augen und versuchte, nicht auf die Geräusche aus dem Saal zu horchen. Er hätte das Mädchen gerne gefragt, wie es heiße, doch er brachte im Augenblick keine Silbe über die Lippen. Das Mädchen musterte ihn aus dunklen, geweiteten Pupillen. Ihre Hände umklammerten noch krampfhaft den Krug mit Bier. Sie zitterte wie er. Dann senkte Jan den Blick verlegen zu Boden.
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe es für den Baron von Stackelberg«, flüsterte er.
    »Komm mit!«, sagte das Mädchen und zog ihn am Ärmel. »Wir können zusehen.« Sie stellte den Krug ab, rannte den Gang hinunter, bog in eine schmale Wendeltreppe ein und rannte diese hinauf. Auf halber Höhe war eine Nische
mit breitem Sims in die Mauer eingelassen. »Dahinter ist der Saal. Hilf mir hinauf.« Die Schankmagd hielt sich an der Unterkante der Nische fest, und Jan blieb nichts weiter übrig, als sie an den Beinen zu packen und hochzuheben. Zuletzt musste er ihr an den Hintern fassen und sie hochdrücken.
    »He! Frecher Kerl! Unterstehe dich …«, protestierte das Mädchen, doch da hatte er sie bereits auf den Sims hinaufgeschoben.
    Jan folgte ihr mit einem kurzen Satz und der Unterstützung ihrer Hand. Dann kauerten sie sich dicht nebeneinander in die Öffnung und spähten in den Saal hinein. Jan hielt sich mit beiden Händen am Gitter fest und versuchte, den Kopf so weit wie möglich vorzustrecken.
    Jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, das Mädchen nach seinem Namen zu fragen, da sie dicht nebeneinander in der Fensteröffnung hockten. Doch im selben Augenblick krachte der Dämon gegen das Eisengitter.
    Jan und das Mädchen zuckten zurück, doch Jans Finger der linken Hand wurden von den mörderischen Krallen des Wesens festgehalten. Die blaue Zunge schnellte aus dem Maul und schabte das dunkel angelaufene Metall des Gitters blank. Die Augen der Chimäre fixierten abwechselnd Jan und das Mädchen. Dann verlagerte sich ihre Aufmerksamkeit auf Jans Finger, weil dieser versuchte, sie unter den Klauen hervorzuziehen.
    Jan hätte nicht sagen können, was geschah, denn alles ging so schnell. Die Zunge schoss erneut aus dem Maul der Kreatur, und Jan glaubte schon zu fühlen,

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