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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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das Geländer und pflückte sich eine Blüte von einem der blühenden Bäume -genau, Bäume -, die im Atrium wuchsen. Er beroch die Blüte anerkennend und steckte sie sich dann ins Knopfloch, bevor er weiterging. Vögel zwitscherten und tschilpten, die auf den Ästen und Zweigen über mir hockten, und es roch nach Parfüm.
    Unter einem der Bäume stand ein kleiner Konferenztisch. Ein halbes Dutzend konzentriert wirkende Konzerntypen diskutierten irgendwas - diskutierten es ziemlich hitzig, ihrer Körpersprache nach zu urteilen. Ich konnte jedoch nicht das geringste von dem verstehen, was sie sagten. Der ›Konferenzraum‹ war offenbar mit Geräuschunterdrückern ausgestattet.
    »Ist ja schon gut«, sagte ich übellaunig, als mir meine beiden Begleiter wieder in den Rücken stießen, und wir gingen weiter. Zum anderen Ende des Atriums und eine Rolltreppe in den ersten, dann eine weitere Rolltreppe in den zweiten und obersten Stock hinauf.
    Der oberste Stock - die Exec-Suite. Das wußte ich sofort. Der perlgraue Teppichboden war flauschiger. Die Kunst an den Wänden war zurückhaltender, eleganter und offenbar teuer. Die Leute, die vorbeigingen, waren besser gekleidet. (Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch im Erdgeschoß trugen die Leute Anzüge, die ebensoviel wie ein Wagen kosteten. Der einzige Unterschied im zweiten Stock war das Modell des Wagens - Jackrabbit oder Westwind.) Ich konnte die Kreds beinahe in der Luft riechen.
    Wir gingen einen der seitlich offenen Gänge entlang, um uns dann vom Atrium abzuwenden und emsthaftes Pinkel-Land zu betreten. Wir näherten uns einer großen Doppeltür, die aus echtem Mahagoni und nicht aus Duraplast mit Holzmaserung bestehen mußte. Die Türen öffneten sich lautlos, als wir sie erreichten. Die Konzern-Schnalle schlenderte mit mir im Kielwasser hindurch. Die beiden Muskelmänner kamen jedoch nicht mit, da sich die Türen unmittelbar hinter mir wieder schlossen. Was natürlich massive Sicherheit auf dieser Seite der Türen implizierte. Mindestens Überwachungskameras und wahrscheinlich Geister oder Elementare an sehr kurzer Leine. Da traf es sich ganz gut, daß ich im Moment nichts Ungehöriges plante.
    Die Elfen-Schnalle ging weiter, an verschiedenen Bürotüren vorbei - alle aus Mahagoni, alle ohne Namensschilder. Wenn man nicht wußte, wo sich das Büro befand, in das man wollte, gehörte man ganz einfach nicht hierher. Noch ein paar Biegungen und eine weitere Doppeltür. Diesmal ganz und gar aus Transpex, aber mit irgendeinem chromatischen Überzug, der die Türen wie große schillernde Seifenblasen aussehen ließ. Wiederum öffneten sich die Türen, als wir uns näherten, und wiederum schlossen sie sich unmittelbar hinter uns.
    Offenbar das Ende der Fahnenstange. Die Elfe blieb mitten in dem Vorzimmer oder Warteraum stehen und deutete schweigend auf eines der korallenfarbenen Ledersofas. Und dann, immer noch ohne ein Wort zu sagen, machte sie kehrt und ging wieder durch die Seifenblasentüren hinaus.
    Aus einer Laune heraus versuchte ich ihr zu folgen. Wie vorauszusehen, öffneten sich die Türen für mich nicht so wie für sie.
    Okay, also war ich von Profis geschnappt und zu einem hohen Konzernpinkel gebracht worden, der mir etwas mitteilen wollte... vermutlich. (Es sei denn, TIC war eine Yak-Fassade und dies das Vorzimmer zur Folterkammer.) Ich erinnere mich, einmal gelesen zu haben: »Das Leben ist nur eine Aneinanderreihung mieser Erfahrungen.« Falsch. Es ist eine Wiederholung ein und derselben miesen Erfahrung.
    Ich wanderte zurück in die Mitte des Wartezimmers und sah mich gründlich um. Die Seifenblasentüren nahmen den größten Teil einer Wand ein. In der Mitte der gegenüberliegenden Wand befand sich eine einzelne Holztür. (Nicht Mahagoni. Etwas, das noch üppiger aussah und eine noch stärkere Maserung aufwies. Vielleicht eine einheimische Holzsorte?) Auch an dieser Tür gab es kein Namensschild. Aber sie brauchte auch keines. Ich kann die Bürotür des Oberbonzen auch ohne äußerliche Hinweise erkennen.
    An den anderen beiden Wänden standen Sofas in einem zarten Korallenrot, die perfekt zu den pastelligen Tapeten und Teppichen paßten. An den Wänden hingen drei große Gemälde.
    Ja, ich meine Gemälde. Flache Dinger ohne 3D-Effekt. Farbe, die per Hand auf irgendein Hintergrundmaterial aufgetragen worden war. Dieser Tage sehr selten und deswegen ganz allgemein sehr teuer. Aus Neugier - und weil ich im Moment nichts weiter zu tun hatte - ging ich zu

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